Crash My Deville - Please Glamour, Don't Hurt 'em

Review

„Please Glamour, Don’t Hurt ‚em“ stellt das zweite Album der Saarländer Band CRASH MY DEVILLE dar und ist eine erfrischend andere Scheibe im „-core-Trubel“ dieser Tage: Während die meisten Hard-, Emo- oder Metalcore-Bands versuchen, sich in enge Genre-Grenzen zu pressen, legen die sechs Jungs einen innovativen Mix aus diesen drei Stilrichtungen hin, verfeinern ihre Musik mit ein bisschen Punk und lassen hier und da sowohl poppige, als auch todesmetallische Einflüsse durchblicken.

Alles beginnt mit einem ruhigen Intro namens „Here Comes The Glamour“, welches zum Opener „Don’t Piss Down Our Backs And Tell Us It’s Raining“ überleitet. Dieser beginnt mit einem harten Einstieg, welcher in die erste Strophe übergeht: Ein Emo-Riff mit Metalcore-Anleihen, unterlegt mit den Growls des Shouters Daniel Kleinbauer. Eine typische Metalcore-Bridge mit verzweifeltem Klargesang leitet über zum Refrain und zum Schluss gibt’s nochmal einen brutalen Moshpart. Anhand dieses Songs lässt sich der rote Faden des Albums erkennen: Emo, Screamo und Metalcore werden gnadenlos miteinander vermengt, wobei ein wirklich geiler Sound herauskommt, die klaren Vocals von Christian Diehl wechseln sich mit tiefen Growls und Shouts aus der Kehle Daniel Kleinbauers ab und das ganze wird mit einem seltsamen, aber keinesfalls hirnlosen Titel versehen (Kostprobe: „Ride This Horse To War (With no Shoes On)“ oder „Sorry, Noch Personal Convenience Within The Next 4.55 Min.“)
Im Mittelpunkt des Albums stehen drei in der Mitte der Scheibe befindlichen Stücke, die „The Glamour Pt. I-III“ betitelt sind (mit den Untertiteln „The Awakening“, „The Departure“ und „The Destination“). „The Glamour Pt. I“ beginnt mit einem alles niederwalzenden Riff aus der Metalcore-Schule, welche von sphärischen Gitarrenmelodien abgelöst werden, bevor der emolastige (aber keinesfalls zu weichgespülte) Mega-Refrain mit Ohrwurmcharakter zeigt: Hier handelt es sich um den Höhepunkt der Scheibe. „The Glamour Pt. II“ ist ein kurzes Instrumental und stellt den Übergang von Teil eins zu Teil drei dar. Atmosphärisch, ruhig, genial. Der Song steigert sich zum Ende hin immer weiter und geht dann nahtlos in „The Glamour Pt. III (The Destination)“ über, welcher hart anfängt und sich nach der kurzen Ruhepause anfühlt, wie ein Vorschlaghammer in der Fresse, mit zunehmende Spielzeit aber leider zu einem emotionslosen und genretypischen Emocore-/Screamo-Song verkommt. Schade.
Auch die anderen Songs können sich durchaus sehen lassen, so zum Beispiel „From Sinking Risks And Fast Disgrace“, welches den härtesten Song des Albums darstellt und puren Metalcore ohne jeglichen Emo-Einfluss abliefert, aber dennoch nicht altbacken klingt. „Handcuff-Rodeo“ beginnt punkig, macht mit einem coolen Battle zwischen klar gesungenen und geschrieenen Vocals weiter und glänzt dann später sogar mit leichten Death-Metal-Anleihen, bevor ein ultraharter Moshpart das Ende des Songs einleitet.

Ausfälle gibt es auf „Please Glamour, Don’t Hurt ‚em“ kaum welche, einzig die zweite Hälfte von „The Glamour Pt. III (The Destination)“ und der Rausschmeißer „How To Write Hope In Times Of Upheaval“ können nicht überzeugen. Letzterer stellt den schwächsten Song des Albums dar, wartet mit einem langweiligen Riff und 08/15-Songstruktur auf, aber immerhin gibt es weil’s so schön war nochmal einen netten Moshpart zum Schluss. Ein ruhiges Outro schlägt zu guter Letzt noch eine Brücke zum Intro zurück und rundet so ein nahezu durchweg gutes, innovatives und unberechenbares Album ab.

Aufgrund der starken Songs und den guten Ideen ist „Please Glamour, Don’t Hurt ‚em“ so ein klarer Kauftipp. Kleine Abzüge gibt es nur für die anderthalb nicht so überzeugenden Lieder sowie die Produktion, die zwar nicht komplett weichgespült, aber schon irgendwo kommerzausgerichtet ist. Außerdem klingen die Growls von Shouter Daniel Kleinbauer an der einen oder anderen Stelle etwas dünn. Dennoch: CRASH MY DEVILLE agieren auf ihrer neuen CD kompromisslos und unberechenbar, lassen Melodien und Emotionen in ihre Musik fließen ohne an Härte und Aggression zu sparen und geben so ziemlich das innovativste von sich, was ich in den letzten Jahren aus dem Emo-/Screamo-/Metalcore-Bereich gehört habe.

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10.09.2007

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