Cradle Of Filth - Existence Is Futile

Review

Vier Jahre sind vergangen, seit CRADLE OF FILTH mit „Cryptoriana – The Seductiveness of Decay“ die morbide Seite des viktorianischen Englands erkundeten. Seitdem tourte die Band sehr fleißig und ehrte den genialen Klassiker „Cruelty And The Beast“ mit einer würdigen Remastered (beziehungsweise Remistressed)-Edition und speziellen Shows. Diesen Oktober soll für eine Tour durch die USA unter dem Banner „Lustmord And Tourgasm“ sogar das komplette Album dargeboten werden. Bei so viel Beschäftigung haben es die englischen Vampire trotzdem noch geschafft in ihrer Gruft an neuen Songs zu arbeiten. Passend zum Titel, „Existence Is Futile“ (Existenz ist vergeblich/aussichtslos), ist der Grundton weniger romantisch als beim Vorgänger, sondern deutlich apokalyptischer geprägt. Angesichts der Weltlage und Stimmung seit Corona durchaus nachvollziehbar.

CRADLE OF FILTH – Die Welt am Abgrund

Passend rabiat steigt „Existential Terror“ in das Album ein und der eingängige Refrain gibt mit dem Text „Existential terror/ Four horsemen our pall bearers/ Riding nightmares of purebred belief/ In the coming apocalypse“ die Marschrichtung in den Weltuntergang vor. „Necromantic Fantasies“ hingegen hätte textlich und musikalisch perfekt zum Thema Vorgängers gepasst. Die erste Auskopplung „Crawling King Chaos“ nimmt den apokalyptischen Faden anschließend wieder auf und verweist auf zerstörerische Entitäten wie Apophis (Verkörperung von Auflösung, Finsternis und Chaos im alten Ägypten) und Nyarlathotep (Das „Das kriechende Chaos“ und Botschafter der Outer Gods im Mythos von H.P. Lovecraft).

„Existence Is Futile“ – Pinhead und die Klimakrise

In „Suffer Our Dominion“ treffen wir auf einen alten Bekannten. Doug „Pinhead“ Bradley, bekannt aus den „Hellraiser“-Filmen und CRADLE-Klassikern wie „Her Ghost In The Fog“, leiht dem Song unter anderem im Intro seine legendäre Stimme. Textlich wagen sich CRADLE OF FILTH hier an die Zerstörung der Natur, die von den Menschen verursacht wird. Die Band ging das Thema bereits zuvor in Songs wie „Deflowering The Maiden Head“ an, doch so direkt wie hier hat sie es bisher nicht angesprochen. In dem Bonus Track „Sisters Of The Mist“ ist Bradley ebenfalls zu hören und passenderweise stellt der Song den Abschluss der thematischen Trilogie dar, die mit „Her Ghost In The Fog“ begann.

Mit „Existence Is Futile“ setzen CRADLE OF FILTH ihren Lauf fort, den sie 2015 mit „Hammer Of The Witches“ begonnen haben. Die Band ist sehr gut aufeinander eingespielt und Neuzugang Anabelle Iratni fügt sich bestens ein. Der Sound drückt ordentlich und Dani kreischt und knurrt herrlich fies. Ganz so hoch und giftig wie früher klingt er zwar nicht auf ganzer Länge, aber liefert dennoch ab. Etwas ähnliches lässt sich über das Album selbst sagen. Wie seine beiden Vorgänger reicht es zwar nicht an große Klassiker wie „Cruelty And The Beast“ oder „Midian“ heran, aber das muss es auch gar nicht. Ein starkes Werk, das die Rückkehr zu alter Form zementiert.

18.10.2021
Exit mobile version