Erstaunlich, erstaunlich. Immer wieder finden sich skandinavische und vor allem schwedische Bands wie BROTHER FIRETRIBE oder HARDCORE SUPERSTAR, die sich dem Sleazerock der 1980er Jahre verschreiben. Obwohl dieses Genre maßgeblich durch amerikanische Bands wie MÖTLEY CRÜE, POISON, RATT und nicht zuletzt die ewig dahin dümpelnden GUNS N‘ ROSES geprägt wurde, liegen seine Ursprünge in Finnland. Bei HANOI ROCKS.
Die Theorie, es handele sich bei dieser Band um eine Kapelle aus dem Großraum Stuttgart wurde inzwischen übrigens auch von offizieller Seite als falsch eingestuft.
Einflüsse der aufgezählten Bands sind bei den COWBOY PROSTITUTES in unterschiedlichem Maße zu hören. Hinzu kommen Rock’n’Roller wie PSYCHOPUNCH oder THE BONES und etwas 1970er-Glam à la THE SWEET oder SLADE. Langweilige Plagiate also, alles schon oft gehört? Ja und nein.
Sicher ist dass die COWBOY PROSTITUTES die Musik nicht neu erfinden. Mehr oder minder offensichtliches Klauen bei den erwähnten Kollegen und sehr wenig erkennbarer Eigenanteil machen „Swingin‘ At The Fences“ wirklich nicht zum Meisterwerk an Kreativität und Innovation.
Aber, und das ist die entscheidende Frage, muss ein Platte das sein? Natürlich nicht, und zwar einfach deshalb, weil es nicht machbar ist. Jede noch so obskure Neuerscheinung erinnert irgendwen an eine verschollene Erstpressung von Heinos ersten Versuchen als Beatsänger oder Studioouttaktes von Elvis und Kurt Cobain als Panflöten- und Maultrommelduo DICK & DOOF.
Folgerichtig geben die prostituierten Rinderhirten einen dampfenden Kuhfladen auf die möglicherweise gegen sie vorzubringenden Kritikpunkte und liefern getreu dem Motto „Vollgas voraus!“ ein Debütalbum, das vor Spaß und Spielfreude strotzt und auch beim Zuhören großen Spaß macht.
Dank eingängiger Hooks, fröhlicher Gitarrenduelle, mehrstimmiger und vor allem mitgrölbarer Refrains liefern die COWBOY PROSTITUTES die Hintergrundmusik für den amtlichen Absturz einschließlich Kotzens über einen Weidenzaun und diverser Schürfwunden beim anschließenden Heimweg. Hier wurde mitgedacht. Und mit dem CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL-Song „Travellin‘ Band“ gibt’s eine sehr gelungene Coverversion eines im Original bereits tollen Rock’n’Rollsongs.
Kein Album für Raritätensammler und Technikfreaks, dafür ein großer Spaß für alle anderen und eine respektvolle Verbeugung vor den Helden alter Tage. Und mal ehrlich, bis von denen mal wieder was kommt herrscht -durch die ganz rosa (höhö) Brille betrachtet- in China schon Demokratie, oder??
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