Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Man kann „Witchcraft Destroys Minds & Reaps Souls“ der amerikanischen Rockband COVEN durchaus als Sammelsurium allen möglichen satanistischen Firlefanzes ansehen: Das Plattencover sieht aus wie von einer beliebigen italienischen Okkultrockband, die Songtitel erinnern teilweise nicht nur vage an die des ersten BLACK SABBATH-Albums, und wenn am Ende des Album mit dem dreizehnminütigen „Satanic Mass“ ein Ritual als eine Art Hörspiel vertont wurde, dann wähnt man sich in Reichweite des „Dopethrone“.
„Witchcraft Destroys Minds & Reaps Souls“ ist ein Sammelsurium …
Und natürlich ist das Album ein Sammelsurium allen möglichen satanistischen Firlefanzes. Der Kniff dabei: Das Album erschien bereits 1969, also zwei Jahre nach dem Summer Of Love, im selben Jahr wie Woodstock und einige Monate vor Veröffentlichung des Debüts der Metal-Vorreiter aus Birmingham. Aber auch wenn die Scheibe brachial auf Satanismus getrimmt wurde und zu seiner Zeit in dieser Kompromisslosigkeit einzigartig war, hat es COVEN weder einer breiten und wahrscheinlich auch empörten Öffentlichkeit bekannt gemacht, noch der Band eine Vorreiterrolle beschert. Der Grund lag der Überlieferung nach in einem einzigen Foto begründet: Der Satanist und Massenmörder Charles Manson wurde vor einem Plattenladen mit der Scheibe in der Hand abgelichtet, woraufhin sich die Band mit falschen Anschuldigungen (sie hatte den Mann nie getroffen) und Konzertabsagen konfrontiert sah. Als dann auch das Album reihenweise zurückgegeben wurde, reagierte die Plattenfirma Mercury und zog es umgehend aus dem Handel zurück. Pech für COVEN.
… allen möglichen satanistischen Firlefanzes
Eine andere Frage, die sich beim Durchlesen der Tracklist fast zwangsläufig stellt, ist die, ob denn BLACK SABBATH nicht ein wenig zu offensichtlich davon inspiriert wurden. Immerhin steht in der Tracklist gleich an erster Stelle der Titel „Black Sabbath“, genauso wie auf dem SABBATH-Debüt vom Februar 1970. Darauf gibt es die überlieferte Antwort von Tony Iommi aus einem Interview in den Achtzigern (er verneint dies), aber auch eine musikalische: Während nämlich das Quartett aus Birmingham mit ihrem brachialen Doom-Rock völlig neue Wege beschritten, klingt „Witchcraft Destroys Minds & Reaps Souls“ wie ein letzter Ausläufer der Hippie-Bewegung: Das ist ein musikalischer Querschnitt dessen, was damals mit Blumen im Haar und dem Sinn im Drogennebel entstanden ist.
Dabei ist die Entstehungsgeschichte ganz anders gewesen, wenngleich nicht weniger bemerkenswert: Bill Traut, der als Produzent auserkoren war, fragte den Musiker James Vincent, ob er nicht mit ihm zusammen das Album schreiben, arrangieren und co-produzieren könnte. Vincent erinnert sich später an das Projekt und gibt zu Protokoll:
„Bill brachte mir eine große Schachtel mit Büchern über Hexerei und verwandte Themen. Er forderte mich auf, sie zu lesen und einige Lieder zu schreiben … Irgendwann vor Sonnenaufgang hatte ich das gesamte von mir angeforderte Material für das ganze Album geschrieben … Coven steuerten auch vier Songs zum Projekt bei.“
Das klingt also so, als wenn es am ehesten ein Studioprojekt war, bei dem die Band nur als Aushängeschild fungierte. Ganz so ist es allerdings auch nicht. Denn auch wenn James Vincent das alles im negativen Sinn als „bizarres Albumprojekt“ bezeichnet (und schon damals nur unter dem Pseudonym Jim Donlinger auftaucht), hatte die Band bereits einige Liveerfahrung hinter sich. Und die Stimme der Sängerin Jinx Dawson fasziniert – irgendwo in der Nähe einer Grace Slick angesiedelt, allerdings ohne deren Drogenschleier. Bleiben die Songs, und die können auch eine ganze Menge: Sie sind vielseitig, haben tolle Melodien und ziemlich viele memorable Momente.
Die Stimme der Sängerin Jinx Dawson fasziniert, die Musik kann eine ganze Menge
Der Opener „Black Sabbath“ beginnt verträumt mit sanften Gitarren und Schlagzeug, steigert dann aber das Tempo, bis gruselige Chöre einsetzen und der Song in einem Gitarrensolo förmlich explosiv mündet. „White Witch Of Rose Hall“ ist ein von einem Klaviergroove getragenes, fast schon fröhliches Stück, während „Coven In Charing Cross“ eher mystisch-dunkel anmutet – nicht zuletzt durch den okkulten Hörspiel-Mittelteil. Ganz im Stile der Endsechziger, mit Orgel und bluesigen Gitarren, klingt „For Unlawful Carnage Knowledge“, während „Pact With Lucifer“ moderate Gospelchöre auffährt.
In „Choke, Thirst, Die“ fährt Jinx Dawson hingegen ihre ganze sängerische Überzeugungskraft auf, Belzebub persönlich anzurufen. Dagegen ist die COVEN-Eigenkomposition „Wicked Woman“ ein straighter Rocker, der viel vom groovenden Bassspiel lebt. „Dignitaries Of Hell“ fehlt es hingegen ein wenig an Linie und setzt stattdessen auf flotte Gitarrensoli – wer will es Songwriter James Vincent verdenken, schließlich hat er auch alle Gitarren auf dem Album eingespielt. Bleibt noch das vom zweistimmigen Gesang getragene „Portrait“, das als stimmungsvoller und getragener Rausschmeißer seinen Zweck erfüllt hätte – wenn da nicht noch das genannte Hörspiel „Satanic Mass“ kommen würde, bei dem man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, wenn man denn nicht nachts auf Friedhöfen umherstratzt und Kreuze umdreht oder völlig drogenberauscht ist.
Für COVEN war danach erst einmal die Luft raus
Wer also musikalisch von Bands wie JEX THOTH, BLOOD CEREMONY, PSYCHEDELIC WITCHCRAFT oder SABBATH ASSEMBLY und auf Satanismus in seiner brachialsten und theatralischsten Form abfährt, findet in „Witchcraft Destroys Minds & Reaps Souls“ quasi das Konzentrat für alles, was danach noch kommen mochte. Allerdings nicht von COVEN selbst: Die veröffentlichten Anfang der Siebziger noch zwei Studioalben, die gegen das Debüt aber nur wie ein laues Lüftchen anmuteten, und danach war erst einmal Schluss. Immerhin hat Sängerin Jinx Dawson ihre Band vor einigen Jahren reaktiviert, veröffentlicht seitdem auch neue Musik und tourt regelmäßig durch die Lande – und das ist gar nicht mal unspannend.
Also haben die sich ein Konzept ausgedacht und dann mal sehen.. quasi so ähnlich wie BABYMETAL. Diese nur mit Anime, da Satanismus heutzutage nicht mehr so zieht..? lol
Oder so wie Ghost, nur so…wie Ghost? Aber ja, total verrückt, eine Band hat sich ein Konzept für ein Image ausgedacht, und das schon 1969, der Hammer!
Die Mucke ist aber cool, schön abgefahrenes Hippie-Zeug halt.
Ich finde Satanismus halt doof, da musste ich lästern.. außerdem sind mir (mittlerweile volljährige) Anime-Girls lieber als Satanisten.. 😀
Ich weiß grade nicht ob diese spezielle erwähnung der mittlerweile volljährigkeit der jungen damen deinerseits jetzt beruhigend oder zum gruseln ist….
Haha, kam mir im Nachhinein selber etwas creepy vor, sollte aber nur witzig sein oder so.. lol
Ich hab‘ mir Coven mal angehört. Ja, ist nicht übel, aber die Texte und das Konzept sind ein massive turn-off. Ich bin da selbst mit Ghost noch nicht völlig im Reinen, egal ob ernst gemeint oder nicht. Nicht, weil das blasphemisch ist oder so, sondern weil’s doof ist. Leider sind mir Lyrics derart wichtig.. :-/
Bei Ghost sehe ich in dem Bereich ein großes Augenzwinkern, von daher ist das für mich völlig okay.
Ja, Ghost geht noch und Coven waren ja immerhin ’69. da hatte das wohl zumindest noch den Edge-Faktor. Heutzutage ist das natürlich so, als wenn man den Kids erzählt, Black Sabbath wären Metal oder so..
Sind sie nicht? Verflixt! Da bin ich über 30 Jahre von falschen Vorraussetzungen ausgegangen.
https://www.youtube.com/watch?v=mnw-vMbaJRY
Das ist Metal! \m/
😂😂😂
What the f….?
Aber für den dilettantischen Drumcomputer müsste es eigentlich schon wieder Kunstpunkte geben.
Ja, es gibt schon schlimme Sachen auf der Welt. Da kann man ja nur Misanthrop werden.. lol