Countless Skies - New Dawn

Review

COUNTLESS SKIES sind auf den ersten Blick so ein typischer Kandidat für die Kategorie „Braucht man nicht unbedingt, ist aber ganz nett.“ Auf ihrem Langläufer-Debüt „New Dawn“ machen die Ostengländer auf alle Fälle schon mal so einiges richtig, so viel steht recht schnell fest. Der erste richtige Song „Heroes“ weist dabei deutliche Parallelen zu neueren DARK TRANQUILLITY auf, Melodic Death ist folglich angesagt, vorwiegend im Midtempo angesiedelt. Die Struktur, die stimmliche Darbietung und natürlich die vom Keyboard unterlegten Melodien erinnern doch mehr als deutlich an neuere Streiche der Göteborg-Legende. Auch „Incendium“ setzt diese Linie ziemlich nahtlos fort. Und auch wenn es hier zeitweise schon flotter zur Sache geht, bleibt das Ganze doch eher etwas poppig. So weit, so nett.

Wenn aus „Och nö…“ ein freudiges „Oh ja!“ wird

Würde die Scheibe nun in diesem Stil weiterlaufen, wäre sie dann doch eher verzichtbar. Genau das tut „New Dawn“ jedoch nicht, denn ab „Solace“ kommt dann ein neues Element ins Spiel: Teilweise ziemlich heldenhafter Klargesang. Erster Gedanke: Och nö, nicht schon wieder! Zweiter Gedanke: Warum zum Teufel? Dritter Gedanke: Naja, mal kucken, vielleicht funktioniert es ja doch!? Und genau das tut es erstaunlicherweise. Aber das hängt eben ganz entscheidend von zwei Dingen ab: Kann man die passenden Songs dazu schreiben und hat man den geeigneten Sänger dazu. Ein Händchen für coole eingängige, teilweise sogar richtig große Melodien haben die Jungs definitiv und der Klargesang kommt sehr kraftvoll und vor allem variabel rüber. Im eben genannten Song erinnert er etwas an BORKNAGAR, im folgenden „Daybreak“ geht’s dann deutlich Richtung Powermetal, da fallen einem beispielsweise spontan POWERWOLF ein. Und das Ganze wirkt zu keiner Sekunde aufgesetzt, bemüht oder gar peinlich. Sehr löblich zu erwähnen ist auch, dass COUNTLESS SKIES eben nicht in ein schon zur Genüge ausgelutschtes Schema verfallen: also gegrowlte Strophe, klarer Refrain. Diese Rollen tauscht man immer wieder sehr geschickt und verhindert somit eine gewisse Vorhersehbarkeit. Der abschließende Longtrack „Return“ mit seinem leichten Nippon-Touch bündelt dann nochmal sehr geschickt sämtliche Stärken der Band und lässt trotz seiner Länge nie Langeweile aufkommen. Aber dieser Song offenbart dann auch eine Schwäche der Engländer, denn manchmal würde man sich dann doch wünschen, sie würden des Öfteren mal auf die Tube drücken. Doch andererseits, machen genau das nicht schon unzählige andere? Eben. Damit sind COUNTLESS SKIES im weiten Feld des melodischen Death Metal ganz sicher viel näher bei z. B. INSOMNIUM als bei DAWN OF DISEASE.
Wer aufgrund dieser Beschreibung nun laut MERCENARY schreit, dem sei gesagt: Ist nicht ganz falsch, dennoch ist „New Dawn“ anders. Natürlich ist der Mix von Melodeath und Powermetal nicht die heißeste Erfindung seit der Spülmaschine, aber man muss den Wechsel zwischen den Stilen ganz einfach beherrschen. Und genau das gelingt COUNTLESS SKIES schon richtig gut. Die Jungs sollte man als Liebhaber guter Melodien auf alle Fälle auf dem Schirm behalten, da geht todsicher noch so einiges mehr.

05.08.2016
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