Die schwedischen Doom-Altmeister COUNT RAVEN sind Spezialisten der Langsamkeit, und somit gehen die zwölf Jahre Pause zwischen ihrem letzten Album „Mammons War“ und „The Sixth Storm“ durchaus als standesgemäß durch. In dieser Zeit drehte sich das Personalkarussell gleich mehrfach, wenngleich eher bedächtig: Dreh- und Angelpunkt der Band ist sowieso Gitarrist und Sänger Dan Fondelius, der vom nach einem kurzen Intermezzo zurückgekehrten Drummer Jens Bock und dem neuen (sprich: seit fünf Jahren in der Band befindlichen) Bassisten Samuel Cornelsen flankiert wird. Ihr Wirken auf „The Sixth Storm“ ist solide, bisweilen fällt es sogar positiv auf.
COUNT RAVEN lassen’s langsam angehen
Bei aller postulierten Langsamkeit startet das neue Opus aber ziemlich beschwingt: Der Opener „Blood Pope“ läuft im rockigen Midtempo ein, bei dem man als Hörer unweigerlich mitwippt. In dieses Muster fallen auch „The Nephilims“ und „The Giver And The Taker“, während bei den restlichen Songs eher die doomige Tradition alter BLACK SABBATH im Vordergrund steht. Hinzu gesellen sich mit „Heaven’s Door“ und „Goodbye“ zwei nur von Klavier und Synthesizern flankierte Stücke, von denen letzteres nicht zu knapp an „Changes“ der Altmeister aus Birmingham erinnert.
Von den restlichen Songs sticht sicherlich „Baltic Storm“ heraus, welches das Drama um die gesunkene Ostseefähre Estonia stimmungsvoll mit dezenter Keyboardunterstützung vertont. Ein Höhepunkt auf „The Sixth Storm“, ebenso wie der knapp zwölfminütige Stampfer „Oden“. „The Ending“ und „The Curse“ überzeugen hingegen durch das geschickte Zusammenspiel von Riffing und Gesangsmelodie. Auch die genannten „Blood Pope“ und „The Nephilims“ haben ihre Momente, irritieren jedoch etwas durch ihren Aufbau, wenn sie nach einer Pause mit neuen Riffs und neuer Stimmung noch einmal neu ansetzen. Das ist in seinen Teilen durchaus spannend, wirkt aber auf der songschreiberischen Ebene etwas ungeschickt.
„The Sixth Storm“ behält alle Trademarks
Jetzt ist es so, dass COUNT RAVEN ihre Trademarks behalten haben. Wer also auf den Sound der Schweden kann und die stets mitschwingende Melancholie, ja Einsamkeit abkann, findet nach zwölf Jahren ordentlich Futter für ein doomiges Erlebnis. Nicht zuletzt, da „The Sixth Storm“ üppige dreiundsiebzigeinhalb Minuten Spielzeit aufweist.
Trademarks und Spielzeit kann man in diesem Zusammenhang jedoch auch kritisch würdigen und muss sie nicht notwendigerweise zu Qualitäten überhöhen: Dass Frontmann Dan Fondelius mit seinem Gesang eins zu eins seinen Gitarrenriffs folgt (remember: „Electric Funeral“ von BLACK SABBATH), ist häufig gesetzt und ein Merkmal der Schweden – für meinen Geschmack ein wenig zu oft. Dazu gehört auch, dass das Strophenschema häufig den Texten folgt. Und da Fondelius viel zu sagen respektive zu singen hat, folgen in den Strophen meist noch vier Reime, wenn sich der Hörer innerlich bereits in eine Bridge oder den Refrain verabschiedet hat. Die Folge: Das Album hat genannte Überlänge, hätte aber auch alles sagen können, wenn es zwanzig Minuten kürzer geworden wäre.
Alles in Butter?
Allerdings kauft man diese Merkmale bei COUNT RAVEN ja eigentlich seit jeher mit. Insofern schwingt doch eher die Freude mit, dass „The Sixth Storm“ die Schweden in purer, unverfälschter Verfassung zeigt und ein paar Höhepunkte beschert. Wer weiß denn schon, wann mal wieder mit einem Album zu rechnen ist.
Gehe bei dieser Review eigentlich voll mit. Anmerken möchte ich eigentlich nur noch, dass der Sound schon sehr schön ausgefuzzt ist, und dass mit dieser Platte schon die dritten Doom Götter ( St. Vitus – dto., Candlemass – The door to doom) ein neues, durchaus würdiges bis knapp überragendes (Candlemass) Album gemacht haben. Für den wirklich mich ansprechenden „metalfuzz“ und Ozzy Gedächtnisstimme und 2021 ne feine 8.