Count De Nocte - Luctisonus Dolor

Review

COUNT DE NOCTE gibt es seit 1992. Nach Bandumbenennung, gecancelten Touren und einiger Rotation im Besetzungskarussel wartet die Band nun mit „Luctisonus Dolor“ auf, einem Werk, dass laut Beipackzettel allerdings schon 2003 eingespielt wurde. 2006 verließen Gitarrist und Sänger die Band, die anscheinend dennoch weitermachen will. Wie dem auch sei, COUNT DE NOCTE können sich wohl gegenwärtig über mangelnde Probleme nicht beklagen.

„Luctisonus Dolor“ erinnert in seiner Machart ungemein an sogenannte Finnvox-Bands („produced by Mika Jussila“). Wem ETERNAL TEARS OF SORROW, KALMAH, NORTHER, FAERGHAIL und CHILDREN OF BODOM geläufig sind, der versteht, was ich meine. Zu gerne wildern diese Bands in verschiedenen Stilen und Genres, vermengen Black Metal mit Thrash, Death Metal mit Gothic und geben eine Prise Dark Metal oder auch modernere Farbtupfer hinzu. Was sie verbindet, sind die kleistrigen, zum Teil kitschigen Keyboards, die immer kräftig alles überzuckern. Das Unterfangen kann, wie im Falle der genannten Bands durchaus gelingen. COUNT DE NOCTE (die bei einem polnischen Label unter Vertrag stehen) nutzen sämtliche genannten Stilelemente, wobei ich deren Musik eher als Melodic Dark Metal bezeichnen würde. EMBRACED zu „Within“-Zeiten können da auch als Vorbild genannt werden.

Von Anfang an wird allerdings klar, dass die Messlatte der Idole sehr hoch liegt. „Wa Romance“, der Opener, fährt schon mal ziemlich verwaschenen Sound auf, der keifende Gesang wird stets in gleicher Weise intoniert, die Keyboards agieren schwelgerisch opulent, ohne allerdings den Song wirklich zu führen, andererseits sind sie für den Hintergrund wiederum zu laut und heftig. Einfallsreich ist das Ganze nicht gerade. Allerdings auch nicht wirklich schlecht. Nur kennt man das alles schon. „Siivetön Suojelusenkeli“ lässt aufhorchen, tatsächlich mal eine abwechlungsreichere, wenn auch ein wenig kitschige Melodie, der Song ist wie stets im mittleren Tempo vorgetragen, Geblaste oder Slow-Motion-Düsternis wird man hier vergeblich suchen. Eher Labyrinth- und Irrgartenromantik, bisweilen derwischartig-ekstatisch (ohne nordische Raserei allerdings!) vorgetragen, weißgekleidete Unschuldslämmer mit dunklen Phantasien auf der Flucht vor undurchsichtigen Schergen, Perückenträgern oder Vampiren, ein wenig CRADLE OF FILTH-Stimmung also. Aber wirklich nur ein wenig.

Denn kompositorisch sind die Mannen um COUNT DE NOCTE noch in Liga zwei, und dort werden sie mit dem Aufstieg zunächst mal nichts zu tun haben. Eher tummeln sie sich im grauen und daher uninteressanten Mittelfeld. Es gibt einfach zuviele dieser Sorte, und die meisten sind auch noch besser…
„From The Hope Towards“ hat tatsächlich mal ein Akustikbreak, der Song fällt aus dem Rahmen. Und mit dem Finale können sie nochmals meine ganze Aufmerksamkeit erobern, hier wird der beste Track dargeboten, ein Beweis dafür, dass diese Band besser sein könnte, denn hier wird eine gute Mischung aller Stilelemente aufgefahren, die Keys setzen Kontrapunkte, alles klingt nicht so verwaschen, Vox und Guitars tönen variabler, die Spannung des Songs bleibt bis zum Schluss erhalten.

Fazit: Schwelgerischer Blackmetal ist gerade in jüngster Zeit von BISHOP OF HEXEN oder WINTERHORDE erheblich besser in Szene gesetzt worden. Für Blackmetalpuristen sind COUNT DE NOCTE ohnehin viel zu plüschig und weich, DIMMU-BORGIR-Freaks werden am schwächelnden Songmaterial Anstoß nehmen und für AGATHODAIMON-Anhänger finden sich zu wenig experimentelle und gothic-lastige Elemente. Puristische Finnvox-Verehrer jedoch, denen dieser Stil niemals langweilig wird und die sich nicht mit Lightsüßstoff abgeben, sondern mindestens vier gehäufte Löffel des weißen Originals pro Heissgetränk favorisieren, solch Unbelehrbare können hier absolut nichts falsch machen.

20.11.2006

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