Corvus Corax - Skál

Review

Galerie mit 23 Bildern: Corvus Corax - Summer Breeze Open Air 2023

Saufen mit CORVUS CORAX

CORVUS CORAX gehen scheinbar nie die Ideen aus. Carmina Burana? Können Sie! Mystische nordische Klangwelten? Können Sie! Ein fantastisches Musical mit Hörspiel? Können Sie! Nun wird es offenbar Zeit für ein Album zum Saufen. Wer jetzt allerdings auf das übliche mittelalterliche Gelage hofft, der wird dies nur zum Teil bekommen, denn CORVUS CORAX glänzen auch hier mit Abwechslung.

“Skál“, welches schon durch seinen Titel die hauptsächliche Thematik des Albums verrät, beginnt allerdings mit natürlichen Klängen und sanft lauter werdenden Trommeln, die in das erste Lied “Yggdrasill“ einleiten. Dieses klingt allerdings überhaupt nicht nach einem Trinklied, schließlich beherrschen düstere und mystische, manchmal kantige Klänge das Geschehen, untermalt von keltischen Flöten. Der kehlige Gesang rundet das erste Stück ab, sodass man getrost von einer gelungenen klassischen CORVUS-CORAX-Nummer sprechen kann.

Geschaffen für Live-Konzerte

Im Anschluss darf jedoch tatsächlich getrunken werden. “Her Wirt“ ist der perfekte Song zum gepflegten Ausrasten in der Schänke, auf dem Mittelaltermarkt und gar auf einem CORVUS-CORAX-KONZERT. Das hohe Tempo, die einprägsame Melodie und der Mitklatschrhythmus vermitteln den Eindruck, als wäre die Nummer extra für die angesprochenen Live-Momente geschrieben worden. Etwas langsamer, aber nicht minder packend wird mit “Sauf noch ein“ die Trinkerei fortgesetzt. Auch wenn ich als Teilzeitklugscheißer zu bemängeln habe, dass es “Sauf noch einen“ heißen müsste, muss ich doch einräumen, dass die Nummer zündet. Es handelt sich dabei um einen eher klassischen Mittelalterparty-Song, eher untypisch für CORVUS CORAX, aber unbestreitbar ein Highlight.

An die erste Single hingegen musste ich mich erst gewöhnen. “Hugin und Munin“ enttäuschte mich beim ersten Hören durch eine gewisse Eintönigkeit. Durch mehrmaliges Hören des Albums fällt jedoch auf, dass sich die Nummer wunderbar als Ruhepunkt zwischen den Partysongs eignet. Die Stimme von Gastsängerin Arndis Halla unterstützt die leicht melancholische Atmosphäre des Songs und verleiht “Hugin und Munin“ eine träumerische Facette, die auch mir mittlerweile zusagt.

CORVUS CORAX feat. BERLINSKI BEAT

Weiter geht es mit “Pfeifsack“, bei dem man zunächst in Frage stellt, ob man nicht doch aus Versehen eine CD von BERLINSKI BEAT eingelegt hat. Das Zweitprojekt der Musiker von CORVUS CORAX fällt häufig durch flotte Tanznummern auf und eine eben solche verbirgt sich hinter “Pfeifsack“. Ganz so einfach machen es sich die Berliner jedoch nicht und flechten gekonnte hymnische Passagen ein und schaffen so eine einzigartige Melange ihrer beiden, auf den ersten Blick unterschiedlichen Projekte. Nicht jeder Fan von CORVUS CORAX wird diese Nummer amüsant finden, jedoch zeigt sie auf spannende Weise die Vielfalt, zu der die Musiker fähig sind. Anspieltipp!

Es folgt mit “Hol Bier herbei“ eine ungewohnte, im Schunkelrhythmus gestaltete Spaßnummer mit simplem Text. Spätestens hier werden sich wohl zwei Fanlager bilden: Die einen feiern CORVUS CORAX für ihren Mut zu witzigen Saufliedern, die anderen schütteln den Kopf und weinen eine “Früher-war-alles-besser“-Träne. Mich kann man zumindest für “Hol Bier herbei“ irgendwo in die Mitte stellen, da der Text und die simple musikalische Ausgestaltung schon etwas am eigenen Musikgeschmack zweifeln lassen.

Aus Schädeln trinken – Prost!

“Skál“, der Titelsong zum alkoholgeschwängerten Album, ist indes ein Instrumental voller Spielfreude und klassischem Marktfeeling. Spätestens an dieser Stelle sollte man mal einen Blick auf das Cover geworfen haben. Dargestellt ist die Herkunft des nordischen “Prost“-Äquivalents. “Skál“ heißt nämlich übersetzt “Schädel“ und geht auf den Brauch zurück, aus Schädeln Trinkgefäße zu fertigen. Das erklärt mit Sicherheit die Vielfalt des Albums, welches sich ohrenscheinlich nicht nur auf das Saufen konzentriert.

Abwechslung wird auch in den letzten Songs der Platte großgeschrieben. “Eine Jungfrau“ ist frivol, “Die Rose“ ruhig und zum Zuhören bestens geeignet und das finale “Ofermod“ ist ein Marsch in die Schlacht. CORVUS CORAX zeigen auch anno 2018 wie ein abwechslungsreiches und fast schon modernes Mittelalteralbum (ha, Oxymoron!) funktioniert. In diesem Sinne: Prost!

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25.07.2018

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