Corrupt Moral Altar - Mechanical Tides

Review

CORRUPT MORAL ALTAR sind mehr als verstimmt, das steht fest. Allerdings ist blinde Wut nicht das, was „Mechanical Tides“ vorrangig dominiert und die Band anzutreiben scheint. Vielmehr stehen Abwechslung, starke und für ein Debüt äußerst unübliche Trademarks, sowie sperrige Kompositionen im Vordergrund. Sludge / Hardcore spielen die kreativen Liverpooler, wobei man mit diesen engen Grenzen dem musikalischen Spielfeld der Engländer nicht annähernd gerecht wird. „Mechanical Tides“ gehen schon ein Demo und EPs voraus, die nicht weniger vielseitig sind.

Die Gitarren stechen von Beginn an besonders positiv hervor. Angefangen vom Sound der Klampfen, über die markanten und konzentrierten Riffs, bis hin zum zwingenden Groove. Sänger Chris Reese transportiert die Texte eindringlich und schafft es bei aller Derbheit, nicht monoton, sondern angenehm abwechslungsreich und vielseitig zu klingen. Kompositorisch bringen CORRUPT MORAL ALTAR den Körper zum Schütteln, Tanzen und auch zum wütend Aufstampfen – es werden mehrere Baustellen beackert und gerne auch gleichzeitig. „Blood Harmony“ weist einen Gesangspart auf, den man anfänglich als unbequem und störend empfindet, nach einigen Durchläufen aber genauso schräg hören und nicht mehr missen will. „Admit Defeat“ setzt Akzente, die man ebenfalls nicht vorhersehen kann, denn CORRUPT MORAL ALTAR bieten urplötzlich eine Ballade – Klargesang thronend auf dissonanten Riffs, aber es ist eine doch irgendwie Ballade. Besonders im Kontext der restlichen 12 Stücke bewertet, die deutliche Fragmente von Grindcore und Crust beinhalten und allesamt bissig sind.

Aber auch wenn sich jeder Musiker überzeugend einzigartig einbringt, dann glänzen CORRUPT MORAL ALTAR besonders mit vorbildlichem Zusammenspiel. Gerade dann, wenn sich der Gedanke aufdrängt, dass alle Bandmitglieder vehement in unterschiedliche Richtungen ziehen und den Song gerade in der Luft zerpflücken und kollektiv in den Abgrund reißen, dann stehen CORRUPT MORAL ALTAR einheitlich besonders stark als funktionierend Band und bringen das Lied gemeinsam zum Stillstand oder zum Höhepunkt.

Stärke und Schwäche ist zu gleichen Teilen das Songwriting. Einerseits bewegen sich CORRUPT MORAL ALTAR löblicherweise abseits bekannter Pfade, andererseits sind einige Lieder schlichtweg nicht abgeschlossen oder nicht schlüssig, und vieles klingt noch zu ähnlich. Leider läuft so mancher Schuss also ins Leere. CORRUPT MORAL ALTAR sind sicherlich nicht eingängig und setzten voraus, dass man sich mit „Mechanical Tides“ beschäftigen und auseinandersetzen muss. Der Hörer muss Lust haben, sich auf die spezielle Kreativität einzulassen. Von diesem Aspekt aus betrachtet ist „Mechanical Tides“ von CORRUPT MORAL ALTAR ein ergiebiges, spannendes erstes Album.

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10.07.2014

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