CORR MHÓNA - Abhainn

Review

Es gibt Alben, die ziehen vom ersten Riff an vollkommen in den Bann und lassen den Wunsch aufkommen, sie gar nicht mehr aus machen zu wollen. Und dann gibt es jene Kleinode, welche sich damit Zeit lassen. Alben, bei denen erst nach dem zweiten, dritten Song bemerkbar ist, womit der Hörer es hier eigentlich zu tun hat. Und ehe dieser sich versieht, strahlt er oder sie beim Hören über das ganze Gesicht und möchte nicht, dass es aufhört. Genau ein solches Album ist CORR MHÓNA mit „Abhainn“ gelungen.

„Abhainn“ – Keltischer Metal in anders

Beim Sprechen von keltisch inspiriertem Metal denken viele natürlich automatisch an die Schweizer ELUVEITIE oder CRUACHAN, MÄGO DE OZ und SUIDAKRA. Also an Künstlern, die Metal mit altertümlichen Instrumenten oder Klangwelten vermischen. Anders dagegen CORR MHÓNA aus Irland.

Das Einzige, was hier keltisch rüberkommt, ist die gesungene Sprache. Denn die Band verfasst alle Texte auf Gälisch, was eine ganz besondere Stimmung erzeugt. Folkloristische Elemente sind dagegen auf „Abhainn“ nicht vorhanden.

Sind CORR MHÓNA die neuen PRIMORDIAL?

Stilistisch bewegt sich die Band eher auf den Pfaden der irischen Helden PRIMORDIAL, wobei CORR MHÓNA in keiner Sekunde zum blanken Klon dieser Überband werden. Auf „Abhainn“ verschmelzen CORR MHÓNA Elemente des Deaths mit Doom Metal, ohne dabei auf gängigen Death-Doom-Pfaden zu wandeln.

Vielmehr kreieren sie dabei ihr ganz eigenes Genregemisch, welches perfekt aufgeht. Damit befreifen sich CORR MHÓNA komplett von der Referenz PRIMORDIAL.

Die Eigenständigkeit lebt!

Dank dieser eigenständigen Mischung aus Death und Doom Metal gelingt es der Band herrlich anders, aber auch herrlich erfrischend zu klingen. Zugegeben, die Art und Weise, wie CORR MHÓNA die Death-Elemente angehen, werden auf dem ersten Hören vielleicht nicht allen gleich gefallen. Vor allem in „An Bhearú“ machen sie es den ersten Hörern nicht leicht.

Doch die Gewöhnung an ihre Spielart stellt sich erstaunlich schnell ein und bei „An Laoi“ wird es schon als gegeben hingenommen. Es sind nämlich vor allem die klar eingesungenen Passagen, bei denen CORR MHÓNA besonders glänzen.

Episch, epischer, CORR MHÓNA

Denn bei den klaren Passagen liegt die große Stärke von „Abhainn“, die das ganze Album auch zu einem kleinen Meisterwerk machen. Songs wie „An Laoi“, „Banda“, „An tSláine“ oder das Opus „An tSionann“ gelangen durch den perfekt aufeinander abgestimmten, zweistimmigen Klargesang von Martin Farrow und Paul Quinn zu epischen Höhen, wie es im Metal nur sehr, sehr selten zu hören ist. Und all das, ohne in etwaigen Kitsch zu verfallen. Trotzdem sind sie noch weit weg von Power-Metal-Gefilden.

Durchhaltevermögen wird hier belohnt

Nicht nur der eigene Genre-Stilmix verlangt eine gewisse Geduld und Offenheit vom Hörer. CORR MHÓNA haben sich ganze sieben Jahre Zeit gelassen, um „Abhainn“ als Konzeptalbum vorzulegen. Denn „Abhainn“ (gäl. für Fluss) soll den Verlauf eines Flusses von der Quelle zur Mündung widerspiegeln. Dadurch muss dieses auch als ein Gesamtkomplex betrachtet werden, der sich anfangs viel Zeit lässt.

Denn die ersten beiden Songs „An Fheoir“ und „An tSúir“ sind rein instrumental und führen erst einmal in das Album ein. Erst mit „An Bhearú“ wird der Hörer wachgerüttelt. Mit jedem Song wächst „Abhainn“ dann immer weiter zu einem epischen Meisterwerk heran, dass die Death-Elemente immer weiter zurück lässt. Und CORR MHÓNA lassen es auch mit dem an PALLBEARER erinnernden Instrumental „An tSuláin“ enden, womit sie den Kreis schließen.

Text: Tim Otterbeck

15.05.2021

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