Wenn man den Titel und das, was CORPUS CHRISTII auf ihrem siebten Album anbieten, ernst nimmt, bewegen sich die wirklich satanischen Frequenzen tatsächlich im Bereich der unteren Mitten, so um 666 Hertz, mit einigen herzhaften und im Klangspektrum sauber differenzierten Bassanteilen um die 250 Hertz. Scherz beiseite: Schön, dass man auf einer Black Metal-Platte auch mal den Bass hört! Blackmetalsoundphilosophisch räumen die Portugiesen hier also mit einigen vor beißenden Höhen strotzenden Kinderzimmerkapellenträumen auf und zeigen: Wenn man böse Musik machen will, muss die weder poltrig noch kreischend-eisig sein. „Luciferian Frequencies“ schwingt aber auch musikalisch auf einer ganz eigenen Wellenlänge und wirkt trotzdem reichlich düster und dabei überzeugend.
Das Album ist deshalb so gefällig und gut hörbar, weil es verschiedene Spektren des Black Metals abdeckt. Von sattem, norwegischem Triolengedresche, das die Scheibe dominiert („The Styx Reflection“, „Picatrix“, „Paths Of Human Puzzles“) über wuchtige, fast progressive SloMo-Dunkelheit im SECRETS OF THE MOON-Stil („Crystal Glaze Foundation“, „The Infidels Cross“) bis zu disharmonisch-vertrackten BLUT AUS NORD-Reminiszenzen („The Owl Resurrection“) ist da alles dabei. Roter Faden ist für mich die konsequent eingesetzte, Atmosphäre erzeugende Leadgitarre, die „Luciferian Frequencies“ von dem orthodox-satanischen Schrammelblödsinn vieler Nachzüglerbands wohltuend unterscheidet. Mir gefällt auch, dass die Portugiesen nicht den Fehler machen, sich auf überanspruchsvolles Gefrickel zu verlegen, wie es DEATHSPELL OMEGA getan haben, sondern immer songdienlich arbeiten.
Nach 13 Jahren und sechs Alben beherrschen die Jungs hörbar sowohl ihre Instrumente als auch ihre Arrangements besser als viele ihrer jüngeren Kollegen, setzen sie zielsicher und angemessen ein und schaffen es damit, ein genauso kompaktes wie abwechslungsreiches und toll (in Belgien beim Basser von ENTHRONED) produziertes Album auf die Beine zu stellen. Glücklicherweise sind sie dabei vom dominierenden Hochgeschwindigkeitswahn der letzten Scheiben zu großen Teilen abgerückt, trauen sich Groove und Variation zu und haben dabei genau das Album aufgenommen, das WATAIN letztes Jahr gerne veröffentlicht hätten. Dabei haben sie leider nicht alle Belanglosigkeiten aussortiert, die ihre schwedischen Kollegen verbrochen haben – gerade gegen Ende flacht die Platte merklich etwas ab, und vor allem fehlt „Luciferian Frequencies“ ein wirklich großer Song. Den muss man aber auch nicht immer haben, wenn wie hier der qualitative Durchschnitt mehr als sauber ist.
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