Coronatus - Recreatio Carminis

Review

Geradezu episch starten die Stuttgarter von CORONATUS in ihr Werk „Recreatio Carminis“ mit viel Orchesterspielerei. Nach den wirklich angenehmen 1:43 Minuten des Intros gelangt man dann aber an einen geradezu billigen Versuch, mit weiblichen hohen Vocals um Popularität zu kämpfen, wobei die Frauenstimmen leider alles andere als kraftvoll wirken und schnell Kopfschmerzen verursachen.

Krampfig auf Höhe gesungen, überzeugt nur die angenehme Bridge bei „Towards Horizon“. Okay, auch das herausragende Schlagzeugspiel und die gute Produktion sollte an dieser Stelle als positiv erwähnt werden. Es gibt Bands, denen es hervorragend gelingt, ein Album mit zwei Sprachen zu kombinieren, CORONATUS gehören jedoch nicht dazu. Während die englischen Songs viel Power haben, sind die deutschen Nummern langweilig, vorhersehbar und – typisch. Solche Gothicfrauenbands findet man auf jedem schwarzen Festival und bei jeder fragt man sich nach dem ach so einzigartigen Bandkonzept, welches schlicht und einfach nicht existiert. Klischeehafte Texte, die eine gewisse Literarität versprühen wollen, aber wirklich nicht können; Geigengefidel, ein fast schon komisches Artwork (fehlt nur noch Dracula im gewollt gruftigen Hintergrund) – nach drei Liedern wird das Album richtig lustig. Nach dem wirklich schwachen, melodiös nicht ausgefeilten  „Mein Reich“ wird bei „The Monk“ wieder ordentlich Gas gegeben. Hier ist Potenzial da, so sollte man weitermachen, dann klappt es auch mit der Seriosität. Die Stimmen sind nicht zu aufdringlich, das Schlagzeug prügelt, Gitarre, Bass und die Violinen im Hintergrund sind harmonisch – was für ein Höhepunkt auf dem Album, damit war fast nicht zu rechnen. Technisch gibt es nichts zu meckern.

„Schwester“ im Anschluss ist als Kontrast dann wieder, nun ja, lustig. Auch bei „Der Gesandte“ wird es textlich nicht besser. CORONATUS wollen auf episch machen, aber es artet aus in Comedy. „Der Gesandte“ ist zu ähnlich gestrickt wie „Mein Reich“, zwanghaft schwer, hoch, traurig und dadurch wieder sehr klischeehaft. Bei „Winterrosen“ wird ein sehr schöner und interessanter Anfang geliefert, der jedoch auch wieder in die Tragikomik abrutscht. „Elisa (Eleven Swans)“ ist ein sehr ruhiges, schönes Instrumental. Die im Vordergrund stehende Violine wirkt nicht aufdringlich, sondern harmonisch, melodiös und durchdacht. Highlight Nummer zwei, eindeutig. Vielleicht auch deshalb, weil der Gesang fehlt. Auch die restlichen Lieder des Albums kann man leider nicht ernst nehmen. Von „Sternenstaub“ über „So Tanzt“ bis zum Schlusslied „Sie stehen am Weg“ – Coronatus wirken unentschlossen, eben ohne Weg, innovativlos, ohne Konzept. Bei der Platte wurde anscheinend munter drauf los geschrieben, ohne dass die Songs zueinander passen.

„Recreatio Carminis“ wurde so zu einer gut produzierten Platte, die jedoch alles andere als rund ist. Potenzial hat die Band technisch auf jeden Fall, meistens sind die Instrumente stimmig und harmonisch gespielt und aufgenommen. Allerdings gelingt es CORONATUS auch mit ihrem bereits fünften Album nicht, Einzigartigkeit zu erzeugen, hängen zu bleiben und ernst genommen zu werden. Dies ist zum einen den wirklich schwachen Texten und zum anderen den zu verkrampft hohen und dünnen weiblichen Stimmchen geschuldet.

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19.12.2013

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