Coronatus - Atmosphere

Review

Symphonic–Metal–Bands sind ja nicht selten „Female Fronted“, wobei unter anderem NIGHTWISH und WITHIN TEMPTATION so etwas wie eine Vorreiterrolle nachgesagt wird. Zwischenzeitlich sind im Genre unzählige vergleichbare Kapellen unterwegs; auch deutsche Bands wie XANDRIA und BEYOND THE BLACK gelten längst als etabliert. Die 1999 in der Nähe von Stuttgart gegründete, sechsköpfige Symphonic–/Folk–Metal–Band CORONATUS kann mit Moni Francis (Alt) und Leni Eitrich (Mezzo–Sopran) gleich zwei Sängerinnen ins Rennen schicken, die auf dem mittlerweile zehnten Album „Atmosphere“ ihre Gesangskünste zum Besten geben. Beide Ladys sind nach einigen Besetzungswechseln neu in der Band und geben hier folglich ihr Debüt.

CORONATUS präsentieren Naturverbundenheit als Maxime

Schon die beiden letzten Alben „Secrets of Nature“ (2017) und „The Eminence of Nature“ (2019) beschäftigten sich mit Themen wie Natur („Die See“, „Tränen des Himmels“) und der Sorge um unsere Heimatwelt („No Planet B“). Auch mit dem neuen Werk wird diese Maxime fortgesetzt, wie der Albumtitel „Atmosphere“ schon andeutet: Es geht um allerlei atmosphärische Phänomene, die sich auch im übertragenden Sinne täglich offenbaren. Stilistisch sehe ich den Schwerpunkt bei satt orchestriertem Symphonic Metal, aber auch folkige und mittelalterliche Einflüsse sind nicht zu leugnen. Die eine oder andere musikalische Überraschung gibt es auch, aber dazu komme ich noch.

Solide geschnitzter Symphonic Metal inklusive Heldenverehrung

„Atmosphere“ gibt’s unter anderem als Zwei–CD–Digipak, wobei man sich mit dem zweiten Silberling das gesamte Album in rein instrumentaler Version ins Ohr schrauben kann. Letzteres brauche ich nicht unbedingt, aber wem’s gefällt, bitte schön. Das Album als solches bietet zehn Songs und wird mit einem kurzen, aber hörenswerten Intro eingeleitet. Das folgende „Justice in the Sky“ ist eine ordentlich arrangierte Symphonic–Metal–Nummer, bei der beide Sängerinnen mit ihren unterschiedlichen Stimmlagen punktgenau harmonieren. Die sehr hohen Töne beeindrucken dabei ebenso wie die powervolle tiefere Stimme.

Damit liefern CORONATUS einen durchaus gelungenen Startschuss. Das flotte „To the Gods of Wind & Sun“ ist mit seinem eingängigen Chorus ebenfalls zu empfehlen. Wieder überzeugen beide Damen mit feierlichem Gesang und Lyrics, die gerade noch die Kurve kriegen, bevor sie allzu cheesy wirken („To the goddess, who hover over, hover over this land. Hear her drumming to praise the goddess, ruling over the sunlight!“ [sic]). Die Hooklines haben jedenfalls untherapierbares Suchtpotenzial; für mich der beste Song der Scheibe.

Das vorab mit einem Musikvideo veröffentlichte „Time of the Raven“ klingt für meinen Geschmack zu sehr nach NIGHTWISHs „Last of the Wilds“. Zwar soll es vorkommen, dass einflussreiche Bands im Genre als Blaupause herangezogen werden, aber hier fehlt mir dann doch die musikalische Eigenständigkeit. Apropos NIGHTWISH: Den Finnen wird mit „Williwaw (A Musical Tribute to Nightwish)“ sogar ein Song gewidmet, der tatsächlich auch aus der geistigen Feder eines Tuomas Holopainen hätte stammen können. Ordentlich performt, auch wenn die Messlatte natürlich recht hoch liegt und mit diesem Song nicht ganz erreicht wird.

Empfehlenswert sind weiterhin das rockige, mit einem fast poppigen Chorus ausgestattete „Firedance“ sowie die atmosphärische Ballade „The Distance“, die erneut ausgezeichnete Gesangsleistungen zu Tage fördert. Auch „The Swarm“ und „Keeper of Souls“, beide temporeich und eher folkig angehaucht, machen Spaß. Der jazzige/soulige Finisher „Big City Life“ tanzt dann stilistisch komplett aus der Reihe, auch wenn die aus TV–, Kino– und Kabarett–Auftritten bekannte Moni Francis den Song mit viel Charisma in der Stimme vorträgt. Für Freunde der Materie sicher eine interessante Nummer, doch auf einem Metal–Album wirkt der Song deplatziert.

Gute Platte mit wenigen Ausreißern

Mit soliden Kompositionen und dichter Orchestrierung weiß „Atmosphere“ durchaus zu gefallen, auch wenn kein Meilenstein des Genres fabriziert wurde. Pluspunkte bekommen CORONATUS definitiv für die beiden neuen Sängerinnen, die das stimmliche Spektrum professionell und engagiert abdecken. Auch die Violinenklänge von Kristina Jülich sorgen für ein besonderes Flair. Leider sind auch ein oder zwei Skiptasten–Kandidaten dabei, was aber vielleicht auch mit meiner eigenen Erwartungshaltung zusammenhängt, sobald irgendwo Symphonic Metal draufsteht. Wie auch immer: Überwiegend starke Nummern und der exzellente Gesang der Ladys sorgen dann doch für verdiente acht Punkte.

Text: Christian Flack

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26.11.2021

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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