All jene, für die die letzten Jahre des MESHUGGAH Outputs hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurückblieben, hatten im August 2005 einen wahren Grund zur Freude: „Unorthodox Creative Criteria“, das neue Baby der chilenischen Tech-Death-Metaller COPROFAGO.
Als mir Kollege Sickman vor gut zwei Jahren das Album erstmals vorspielte, konnte ich mich des Eindrucks nicht verwehren, es hier mit einem neuen Werk der Frickelschweden zu tun zu haben: Der Sänger klang wie Jens Kidman und die Riffs und abgefahrenen Breaks waren eines Fredrik Thordendal würdig.
Die Chilenen sind jedoch keineswegs eine blasse Kopie, sondern verstehen es im Gegensatz sehr gut, die Essenz der meshuggen Meisterwerke (bis einschließlich „Chaosphere“) mit einem eigenen Ansatz von Jazz und Death Metal zu vermengen, und dass auf höchstem, spieltechnischen sowie kompositorischen Niveau.
Das Album steigt gleich mit 100% ein, „Crippled Tracker“ prügelt sich gnadenlos durch die Boxen und deutet schon innerhalb weniger Minuten an, wie vielseitig sich „Unorthodox Creative Criteria“ gestalten wird. Hier gibt’s kein pseudointellektuelles Technogefrickel von musikalischen Wichtigtuern, sondern elegant miteinander verwobene, komplexe Arrangements, Sound-FX und Sample-Spielereien von Vollblutmusikern, die mit Herz und Seele dabei sind.
Neben solchen Krachern wie dem Opener hat die Band allerdings noch einiges mehr drauf. Virtuose, Jazz-beeinflußte Stücke mit Improvisationscharakter oder sphärische Zwischenspiele. „Isolated Through Multiplicity“ oder auch „Motion“ – so stelle ich mir die perfekte Beschallung in einem Nachtclub in Metalopolis vor, einfach nur geil. Ebenso erwähnenswert ist das instrumentale Violinenstück „Glimpses“.
Eins ist klar: COPROFAGO loten auf diesem (und ihrem unbestreitbar bestem) Album sämtliche Genregrenzen aus, und Liebhaber progressiver und virtuoser Musik in extremem Gewand kommen hier voll auf ihre Kosten. Brutalste Härte, elegische Töne – COPROFAGO kontrastieren in einem Ausmaß, wie es nur wenige Bands tun.
Etwas ganz wichtiges soll hier allerdings nicht unterschlagen werden: „Unorthodox Creative Criteria“ wäre längst nicht so gut, hätte sich die Band und ihr Produzent nicht noch einmal eingehend mit dem Album beschäftigt. Der Sound der ersten Version war nämlich eine einzige Katastrophe.
In der nun vorliegenden „Final Collector Version“ (die zudem mit einigen Bonustracks ausgestattet wurde) hat man einen satten, klaren und ordentlich druckvollen Sound hinbekommen, der die instrumentale Meisterleistung endlich in einem angemessenen Klanggewand präsentiert.
Selbst alte Hasen wie Rand Burkey (ATHEIST) sind hellauf begeistert: „This is technical death metal at its best!“ – Das unterschreibe ich in dreifacher Ausführung. COPROFAGO sind ein mehr als lohnenswerter Geheimtip.
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