Coogans Bluff - Balada

Review

Vier Jahre ist es her, seit die in Rostock gegründeten COOGANS BLUFF ihre Hörerschaft auf einen Trip nach „Metronopolis“ genommen haben. Hier mixten die Herren ihren Signatur-Sound bestehend aus Rock mit einer funkigen Bläsersektion, der weiland immer noch gerne mit dem „Poncho Express“ durch die Wüsten cruiste, mit einigen Elementen des Prog, was zu großartigen Stücken der Marke „Gadfly“ oder „Zephyr“ geführt hat. Vor allem aber war „Metronopolis“ abwechslungsreich und verspielt, zugleich aber auch angenehm entspannt und luftig, quasi ein sommerliches Album, dessen Veröffentlichung in den Januar 2020 gefallen ist. Das setzt sich nun mit der neuen Platte „Balada“ fort, wiederum ein recht sommerlich klingendes Album, dessen Veröffentlichung nun in den Januar 2024 fällt. In vier Jahren kann natürlich einiges passieren – spezifisch in diesen vier ereignisreichen Jahren. Was also kann „Balada“?

Mit „Balada“ bieten COOGANS BLUFF ein reichlich sommerliches Album …

Wer angesichts des Titels eine Platte voller Schnulzen erwartet, dem sei Entwarnung gegeben anhand eines Zitats des Pressesheets:

„Balada“, der Albumtitel – ein Ausdruck aus dem Portugiesisch-Brasilianischen der für Lied, Feier oder auch Tanzen verwendet wird. Er steht für die Spielfreude, Groove, unbeschwerte Lebensfreude und vereinigt alles in einem Wort.

Im Grunde lässt sich das auch auf den Sound des Albums anwenden. „Balada“ ist ein Album voller Spielfreude, dessen Liedgut recht häufig zum Tanzen animiert und zumeist eine gewisse Unbeschwertheit ausstrahlt. Im Gegensatz zum Vorgänger tauchen Prog-Elemente hier nur noch in kleineren Dosen auf, wenn überhaupt. Die Band ist hier wieder fester im konventionellen Rock geerdet, soweit Rock mit Bläsern im Bereich der zeitgenössischen Musik überhaupt irgendwie als konventionell durchgeht. Zumindest gilt wie auch beim Vorgänger: Wer tiefenpsychedelische Höhlenforschung und okkulte Seventies-Huldigung sucht, ist bei den befreiten Klängen der hiesigen Herren komplett verkehrt.

COOGANS BLUFF haben sich ihre Verspieltheit bewahrt, was dem Album zusammen mit dem wenig gekünstelten Gesang von Clemens Marasus eine fast sporadische Energie verleiht. „If You Make It There“ beispielsweise wirkt so, als sei es on the fly entstanden, klingt dabei aber ganz und gar nicht ideenlos geschweige denn verlegen. Der stimmungsvolle Strophenpart lässt eine dramatische Hook erwarten, doch der Refrain reitet dann vollkommen entspannt in den Sonnenuntergang. Das Joe Jackson-Cover „One More Time“ rockt der Hörerschaft euphorisch und befreit die Falten aus dem Sack und reiht sich damit praktisch nahtlos in die Trackliste ein, auch etwas, was nicht jedes Cover von sich behaupten kann. Und Zweifler kriegen den Rausschmeißer „No One’s Brother“ auf den Deckel mit seinen jubilierenden Gitarrenlicks und der nervösen Rhythmik, bei dem im Finale noch einmal mit Dampf gegroovt und richtig beherzt soliert wird.

… das sich jedoch nicht ganz so vollkommen anfühlt wie der Vorgänger

Doch es gibt nicht nur Sommer und Sonne auf „Balada“, denn ein kühler Sommerregen hilft bei der Abkühlung der Gemüter ungemein. Dieser nimmt hier die Form von „Farewell“ und „Pipe & Pouch“ an. „Farewell“ ist tatsächlich eine ziemlich mitreißende Ballade mit melancholischer Klangfärbung, bei der auch ein klassisches Metronom ungemein bei der Stimmungsmache hilft. Hier zeigen die Herren ihre dramatischen Muskeln mit einer überlebensgroßen Melodie, die entfernt an frühe KING CRIMSON-Songs der Marke „Epitaph“ erinnern. Nicht ganz so dramatisch ist das Instrumental „Pipe & Pouch“, das aber ebenfalls von subtilen Mellotron-Streichern und der elegant inszenierten Instrumentierung profitiert. Der Song klingt zwar durchaus sentimental, hat aber irgendwie auch etwas Bestärkendes, Ermutigendes an sich.

Dabei fühlt sich die Trackliste etwas wie ein Allerlei an, weniger wie ein kohäsives Werk. „Balada“ wirkt dadurch und durch die Anwesenheit des relativ blassen Tracks „And Here I Stand“ insgesamt ein bisschen schwächer wie der Vorgänger, ist aber dennoch ein ziemlich gutes Album, das ganz sicher durch den Winterblues helfen wird. Tatsächlich braucht man mit „Balada“ möglicherweise ein paar Umdrehungen, bis man als Hörer damit warm wird. Speziell der Titeltrack mit seiner repetitiven Art macht auf den ersten Hör keine besonders gute Figur, doch mit der Zeit nimmt der Song das Hörerherz ein mit seinem frech funkigen Charme und der (einzigen) Songzeile „Oooooooooh Balada“, die sich dank ihrer Darbietung nach und nach hartnäckig in die Hirnwindungen bohrt. „Balada“ mag sich also nicht ganz so vollkommen anfühlen wie „Metronopolis“, aber dennoch haben COOGANS BLUFF da ein feines, entspanntes Scheibchen geschaffen.

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22.01.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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