„No Future“ heißt das dritte Album der US-Amis CONVEYER (nach „When Given Time To Grow“ von 2015). Der Titel birgt durchaus eine gewisse Ironie, wurden doch die Szenewächter vor einigen Jahren, als diese Art von Metalcore – der melodischere, tendenziell amerikanische Stil – groß wurde, nicht müde zu betonen, dass das ein kurzlebiger Trend sei. Nun stehen CONVEYER im Jahre 2017 da und veröffentlichen ein Album wie dieses, das die Essenz des Genres so gekonnt und frisch verarbeitet, wie lange keine Band mehr, und kümmern sich einen Dreck darum, ob das Genre eine Zukunft hat oder nicht.
CONVEYER bauen feinsten Metalcore zusammen
Dabei meint „No Future“ natürlich etwas anderes, konkret soll es dabei um Glaubensgegensätze und -gemeinsamkeiten gehen, aufgrund derer Beziehungen keine Zukunft hätten, so Sänger Danny Adams. Trotzdem sollte auf die Ironie hingewiesen werden. Denn tatsächlich zelebrieren CONVEYER mit ihrem zweiten Album, für das sie erstmals den DIY-Gedanken aufgegeben und mit dem Produzenten Greg Thomas (SHAI HULUD, MISERY SIGNALS) zusammengearbeitet haben, feinsten (Melodic) Metalcore à la früherer KILLSWITCH ENGAGE oder der guten alten ALL THAT REMAINS mit einem kleinen (Prä-„Ire“-)PARKWAY DRIVE-Touch. Damit gewinnen sie keine Innovationspreise, damit sprengen sie keine Genreketten, schon klar.
„No Future“ überzeugt mit gekonnter Laut-leise-Dynamik
Aber sie basteln die bekannten Versatzstücke ihres Genres so gut zusammen, dass es eine wahre Freude ist. Wenige Bands klangen in letzter Zeit gleichzeitig so old school nach dem US-Metalcore rund um die Jahrtausendwende und so frisch und unverbraucht – und dass ganz ohne Post-Hardcore-, Deathcore- oder gar Djent-Einflüsse. Nein, CONVEYER bleiben bei ihren Leisten und zaubern dabei elf fette Metalcore-Stücke aus dem Hut, legen großen Wert auf die essenzielle Laut-leise-Dynamik des Genres, die sie meistern wie die großen Vorbilder. Auf bollernde Metalcore-Parts wie in „Disgrace“ folgen sanftere Töne wie in „Levity“, wiederum gefolgt vom harten Moshpit-Einheizer und Titeltrack „No Future“, und so weiter.
Old School Metalcore will soon be a thing!
Gut, dieses Spiel wird irgendwann durchsichtig und nimmt dem Ganzen ein bisschen Spannung. Und wie gesagt, Innovationspreise werden CONVEYER mit diesem Album sowieso nicht abstauben. Aber „No Future“ ist allein schon deshalb hörenswert, weil es all den „Das hat doch keine Zukunft“-Schreihälsen von 2000 und danach den musikgewordenen Mittelfinger zeigt und einen ersten Schritt dahin macht, auch im Metalcore-Genre den Begriff „old school“ zu etablieren. Das ist sicherlich nicht perfekt, aber sympathisch.
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