Converge, Chelsea Wolfe - Bloodmoon: I

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CONVERGE, die amerikanischen Hardcore-Legenden, machen nun mit der Düster-Singer/Songwriterin CHELSEA WOLFE auf „Bloodmoon: I“ gemeinsame Sache, wobei die I im Titel geplante Nachfolgewerke impliziert. Die Kollaborationsidee ist allerdings schon älter und geht auf die Neuinterpretationen von CHELSEA WOLFE  und CONVERGE im Jahr 2016 beim RoadBurn von ihren Songs im Ambient/Post-Punk-Umfeld zurück.

CONVERGE und CHELSEA WOLFE konvergieren!?

Die Kombination ist konzeptionell sehr interessant: CHELSEA WOLFE ist sonst eher als Folk/Rock-Sängerin bekannt, wenn auch der härteren Musik nicht fern (nicht zuletzt „Hiss Spun“ hat das 2018 klar gemacht), und CONVERGE haben quasi die Hardcore-Bibel mitgeschrieben. „Bloodmoon: I“ ist dementsprechend ein Amalgam aus der aktuellen Musik beider Künstler, zusammen mit weiteren Experimenten, die einen wesentlich vielfältigeren Soundrahmen geschaffen haben. Gleichzeitig ist aber auch das Tempo eher gezügelt und bleibt überwiegend im Downbeat verankert, wodurch die Platte auch wegen der düsteren und desolaten Stimmung in den Akkordfolgen oft schon beinahe etwas von Doom Metal hat.

Also genauer hingeschaut ist das auf „Bloodmoon: I“ musikalisch Gebotene dann doch nicht so unerwartet oder neu, aber durchaus farbenfroher und experimenteller gemeinsam inszeniert als die Künstler sonst einzeln unterwegs sind. Trotzdem: „The Birth Of Violence“ war ja eher wieder mehr Back-To-The Roots für CHELSEA WOLFE  vor zwei Jahren und das letzte Lebenszeichen „The Dusk In Us“ von CONVERGE  ist auch schon bereits vier Jahre her. Also ist eine Kollaboration wie „Bloodmoon: I“ in dem Rahmen durchaus willkommen!

Licht und Schatten auf „Bloodmoon: I“

Während Frau WOLFE auf Songs wie „Scorpion’s Sting“, „Crimson Stone“ oder „Failure Forever“ gut mit dazwischen passt, ist sie auf den wesentlich näher an CONVERGE’s Stärken ausgerichteten Tracks wie „Flower Moon“ oder auch dem etwas zerfahrenen Opener „Blood Moon“ doch tatsächlich ein wenig deplatziert, da dort ihre Stärken nicht ausgespielt werden können und ihre Stimme ein wenig zwischen dem Geschrei von Bannon, Gitarren und Drums auch zur Hintergrundtextur verkommt. Generell ist die erste Hälfte des gemeinsamen Albums viel stärker von CONVERGE’s Musik geprägt, während der Singer/Songwriter-Anspruch von CHELSEA WOLFE, mit gelegentlichen ruppigen Eruptionen, sich mehr in die zweite Seite  des Albums verlagert hat. Stark sind simple, aber mächtig eingängige und nach vorne gehende Songs wie „Coil“ oder „Tongues Playing Dead“. Auch „Daimon“ mit den Gesangseinlagen von CONVERGE-Fronter Balou im kurzzeitigen Duett mit WOLFE und leichten Americana-Vibes ist sehr atmosphärisch und stark geraten.

Dem gegenüber stehen eher blass bleibende Songs wie „Failure Forever“ und „Crimson Stone“, die ganz nett sind, aber jetzt auch nicht unbedingt in den höheren Kanon von CONVERGE oder CHELSEA WOLFE mit aufgenommen werden müssen. Die Kombi aus dem Hardcoresound von CONVERGE und der Stimme von CHELSEA WOLFE geht auch auf einem Song wie „Lord Of Liars“ eher weniger auf, ist sonst musikalisch aber durchaus stark.

Die Vertonung für den dunklen Herbst: „Bloodmoon: I“ ist trotz Schwächen ein schaurig-schönes Stück Musik

„Bloodmoon: I“ ist eine spannende Kollaboration, die uns in Zukunft möglicherweise und hoffentlich noch Nachfolger beschert, der an vielen Stellen allerdings noch ein wenig der berühmte rote Faden fehlt und die nicht immer ganz optimal die Stärken beider Künstler bündelt Musikalisch ist es oft mehr wie ein Kampf der beiden auf einzelnen Tracks statt harmonischer Synthese. Trotz dieser kleineren Schwächen liegt sich das Album stimmungsmäßig doch um die Glieder und vermag mit der düsteren Stimmung zu überzeugen. Wer sich der Herbst- oder mittlerweile schon beginnenden Winterdesolation musikalisch hingeben will, hat mit „Bloodmoon: I“ wieder neues Material für verregnete Abende unter der Decke mit einem Heißgetränk gefunden.

12.12.2021

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4 Kommentare zu Converge, Chelsea Wolfe - Bloodmoon: I

  1. Schraluk sagt:

    Wo bitte auf ‚Bloodmoon I‘ fehlt der rote Faden. Ich finde er zieht sich sehr gekonnt durch das Album. Als Kolabo-Album von Converge, Chelsea Wolfe und ihrem ‚Brother in Crime‘ Ben Chrisholms und Cave In/Mutoid Kopf Stephen Brodsky ist in seiner Gesamtheit eine vorzügliche Platte, die schwarze Seelen vor Neid erblassen lassen. Man könnte gemein konstanieren, dass es womöglich eher ein Chelsea Wolfe Album ist, mit vielen Gästen, aber wen juckt das schon groß? Alle Protagonisten sind herauszuhören, auch wenn sich Converge diesbezüglich ein wenig zurücknehmen. Herrlich der psychedelische und verdrehte Schlenker von Herrn Brodsky und über das Duo Wolfe/Chrisholms gibt es eh nix mehr groß zu sagen. Es sei denn man ist farbenfroh und Dur-Fanatiker. Trotz der Zusammensetzung, klingt ‚Bloodmoon I‘ eigen. Was als eigentliche Kolabo im Rahmen des Jubiläums von ‚Jane Doe‘ gedacht war, funktioniert in seiner Eigenart auch grandios auf Scheibe. Und da das Ganze auf einen zweiten Teil verweist, hoffe ich dann auch inständig, dass Steve Von Till von Neurosis, so wie beim damaligen Konzert in der Alten Post in Berlin, dann auch mit dabei ist. ‚Bloodmoon I‘? Komplette 10 Punkte. Is so!

    10/10
  2. Interkom sagt:

    Kann zu dem Album noch nichts sagen. Habe aber bemerkt: es fehlt ein Review zu Jane Doe. Wäre das nicht genau eine Pflicht für Blast from the past?

    1. Alexander Santel sagt:

      Ist notiert und der ständig wachsenden Liste angehängt. Dieses Jahr wird es wahrscheinlich nichts mehr, aber Augen offen halten 😉

  3. Interkom sagt:

    Lieber Alexander,

    merci dir für die Antwort und ich freue mich schon drauf.

    Greetz und schönes Wochenende