Fast sieben Jahre hat es gedauert. Zwischenzeitlich sah es bei den Niederländern CONTROL HUMAN DELETE gar nicht gut in Sachen Nachfolgealbum aus. Nachfolge eines zurecht hochgelobten Debüts, mit dem CHD anno 2007 die Black Metal Welt überfielen und sich aus dem Stand in der progressiven Nische behaupten können. Die ist heutzutage nicht mehr ganz so spärlich besetzt wie noch vor sieben Jahren, deshalb stand die Band, die mit Besetzungswechseln haderte, auch vor einem lauernden Problem: Wer würde noch auf sie warten?
Fans der ersten Stunde blieben geduldig, was sich auch ausgezahlt haben dürfte. Wer CONTROL HUMAN DELETE mit ihrer wahnwitzigen Mixtur aus rasendem, technisch anspruchsvollen und atmosphärisch dichtem Black Metal in Erinnerung hatte, der wird an genau dieser Stelle mit „The Prime Mover“ abgeholt. Die Band hat sich zwar Evolution auf die Fahne geschrieben, doch wenn man „The Prime Mover“ aufmerksam hört, wird man schnell erkennen, dass ihre Werkschablonen noch lange nicht angestaubt sind und immer noch gute Dienste leisten.
Erinnerungen an den Vorgänger werden zum Beispiel bei „Continuous Data, part 2“ wach. Man muss die programmierten Sounds, vor allem das Schlagzeug, wirklich lieben, um auf dieser Wellenlänge zu schwimmen. Wer auf das Maschinengewehr-Geknatter aus dem Computer partout nicht steht, wird auch dieses Mal Probleme bekommen, sich auf dieses Album einzulassen. Ins Bild passt da auch die technisch kühl anmutende Produktion, die zwar zur Konzeption der Band passt, aber einiges von der Weitläufigkeit und Atmosphäre des Vorgängers missen lässt. CONTROL HUMAN DELETE sind anno 2013 etwas „aufgeräumter“, haben das kreative und lautstarke Chaos von „Terminal World Perspective“ hinter sich gelassen. Überlange Ambient-Eskapaden und Ausbrüche von erbarmungsloser Brutalität bekommt man nicht, dafür aber sieben Stücke, die mitunter nahtlos ineinander übergehen. Doch trotz dieses konzeptionellen DNA-Strangs, der das Album fest zusammenhält, tut sich „The Prime Mover“ erstaunlich schwer damit, zu beeindruckenden Höhepunkten zu finden. Die Niederländer ackern die ganze Zeit auf hohem Niveau, schütteln scheinbar mühelos komplexe Arrangements aus dem Ärmel, doch solche Glanzmomente wie in „Shapeshifting“, wo progressiver Black Metal und soundtrackartige Synthesizer sich perfekt ergänzen, hört man leider nicht so oft.
Mit „The Prime Mover“ bewegen sich CONTROL HUMAN DELETE ohne Zweifel immer noch in der ersten Liga, und man kann ihnen zu diesem „Comeback“ gratulieren. Müsste ich mich allerdings entscheiden, würde ich wohl dem Vorgänger den Vorzug geben.
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