Contra Cultura - Counter Culture

Review

“Counter Culture“ hat fraglos ein eigenes Gesicht. Ein Gesicht wie Picasso! Entschuldigung, ich korrigiere mich: ein Gesicht wie EIN Picasso!

Hier stimmen die Proportionen zunächst nämlich auch so gar nicht. Viel zu viel Experimente auf der allzu gering ausgefallenen Basis der Nachvollziehbarkeit. Man kann ja durchaus an alles denken, aber muss man deswegen auch gleich alles verbrechen?
Laut Beipackzettel ist die – Achtung! – griechische Popmusik einer der beeinflussenden Faktoren, welcher sich auf das Songwriting auswirkt. Holla! Gyros-DREAM THEATER!
Leider haben CONTRA CULTURA aber die mittelphrygische Fünftonmusik der neunten Dynastie außen vorgelassen! Wie konnte das nur geschehen?

Nachdem also festgehalten ist, dass nicht ein jeder Musikstil in die vorliegende Platte eingeflossen ist, bleibt nur zu konstatieren, dass der ein oder andere Song nach ausreichend Durchläufen zumindest auf unterer Ebene zündet, sprich es stellt sich das leichte Gefühl ein, doch einen kompletten Song gehört zu haben. Das fällt bei dem zunächst so krude anmutenden Material, welches sich von modernem Metal à la SOAD, Doom, Thrash und Death (hier wohl aber auch nur den Gesangsstil) die vermeintlichen Rosinen rauspickt, das Ganze mit Folklore und Weltmusik anreichert, wahrhaftig nicht leicht. So laufen die mit entschiedenen Hooklines bewehrten „Propa-angA“ und der Opener noch am rundesten. Bedauerlicherweise kommen die Jungs jedoch nur allzu selten auf den Punkt, dümpeln darüber hinaus zu oft und zu lange in den unteren Geschwindigkeitsregionen vor sich her und lassen griffige Riffs und Refrains vermissen.

Bands wie den an anderer Stelle rezensierten MOURNING RISE gelingt es auch bei Zusammenfügung unterschiedlichster Stilrichtungen und bei wesentlich komplexeren Arrangements, ihre Lieder wesentlich nachvollziehbarer zu gestalten, wobei letztere fast schon konsequent auf Strophe-Refrain-Strophe-Muster verzichten.

Wenn man derart viele Genrerichtungen und Ideen wie die Kontrakulturisten verarbeitet, ist eine saubere Produktion nicht ganz nebensächlich. Sicher ist „Counter Culture“ für eine Eigenpressung annehmbar, doch ärgert der Umstand, dass die Klampfen über weite Strecken einfach nur dünnbrüstig knarzen. So geht einiges flöten, was gänzlich nicht unerfreulich gewesen wäre.

Hier muss noch an so manchem Ende geschliffen, poliert und gewienert werden…

30.12.2008

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1 Kommentar zu Contra Cultura - Counter Culture

  1. fjay@contra_cultura sagt:

    Vielen Dank Audaron für das offene Review! 🙂 gegen Herbst wird unser Full-Length-Album erscheinen, was doch schon eher die vom Beipackzettel vermissten Elemente beinhalten wird. Der Begriff Gyros-DREAM THEATER dürfte da sehr aufs Album zutreffen, sowie Jazz-DEATH usw und die untersten Geschwindigkeitsregionen werden ebenso wenig vertreten sein wie dünnbrüstige Gitarren 😉 man darf also sehr gespannt sein! Bis dann & STAY CONTRA!

    9/10