Confess - Revenge At All Costs

Review

„Revenge At All Costs“ der mittlerweile iranisch-norwegischen Band CONFESS ist das Manifest von Nikan Khosravi (vocals/guitar) und Arash Ilkhani (DJ / Sampler).

„Revenge At All Costs“ ist „Based On A True Story“

Das Album ist „Based On A True Story“, ihrer eigenen Geschichte, und diese wahre Geschichte verstört: 2010 gründeten sie im Teenie-Alter ihre Band und veröffentlichten zwei Jahre später ihr Debüt. 2014 ging Nikan mit seinem eigenen Label „Opposite Records“ an den Start. Bis hierher könnte dies wie die Geschichte einer beliebigen europäischen Band klingen. Allerdings kommen die beiden aus Teheran, dem Iran, und dort herrschen die Gesetze eines radikalen Islam. Kurz nach dem Release ihres zweiten Albums „In Pursuit Of Dreams“ (2015) wurden die beiden von den ‚Revolutionsgarden‘ verhaftet.

Was danach folgte, war ein jahrelanger Alptraum: Fast zwei Jahre Haft, Separation, Androhung der Todesstrafe, Freilassung auf Kaution, Flucht in die Türkei, Monate im Flüchtlingslager, Flucht nach Norwegen und damit Gewährung von Asyl, schließlich Verurteilung in Abwesenheit zu drakonischen Strafen: Zwölfeinhalb Jahre Haft und 74 Peitschenhiebe für Nikan Khosravi und zwei Jahre Haft für Arash Ilkhani (wir berichteten).

CONFESS sind wütend

So viel zum Hintergrund von „Revenge At All Costs“. Dass der Titel damit nicht bloß eine Floskel ist, sollte klar sein; dass sich das Album entsprechend anhört, auch. Zu sagen, dass es wütend klingt, ist eine nette Untertreibung. Hört euch nur das einleitende Knurren im Track „EVIN“ (das ist der Name des Gefängnisses, in dem Nikan inhaftiert war) an, wo so viel Wut, Hass und Verachtung mitklingt… Der Titel des abschließenden Stückes „I Speak Hate“ ist damit Programm. Aber auch andere Songs haben das Selbstbild von Frontmann Nikan zum Thema: Ob „Unfilial Son“, also der respektlose Sohn, „Phoenix Rises“, „You Can’t Tame The Beast“ oder „Megalodon“, dessen Bedeutung wir hier erklären. Egal wie sehr ihr versucht, Nikan und Arash mundtot zu machen, sie werden wiederkommen und sie sind not amused.

Dabei setzt die mittlerweile auf fünf Musiker angewachsene Band auf wütenden Groove Metal. Wobei die grundlegenden Zutaten erst einmal kontrolliert klingen: Rollende Double-Bass-Drums, groovende Gitarrenriffs, die teilweise auch deutlich thrashiger unterwegs sind („Phoenix Rises“), ja, sogar dezente orientalische Einflüsse in „EVIN“. Teilweise scheinen alte SEPULTURA durch, dann wieder BIOHAZARD. Man könnte hier einwenden, dass das alles ja so neu nicht klingt. Und das stimmt vielleicht auch.

Dagegen klingt der Gesang aber mehr als nur angepisst: Es ist teilweise schon ein Vokalgemetzel, wie Nikan da unablässig und kaskadenhaft ins Mikrofon faucht. So wie sich jemand mit der Machete den Weg durch den Dschungel bahnt. Den chaotischen Charakter unterstützen die zischenden und zirpenden Samples von Arash, die dieser sehr gezielt einsetzt.

„I Speak Hate“ ist Programm

So wird aus den Songs auf „Revenge At All Costs“ ein spannendes Gebräu, das durch seine Grooves nicht nur gut ins Ohr geht, sondern auch gefährlich klingt. Das dabei aber auch echt vielseitig ist und mit jedem weiteren Durchgang weitere Details preisgibt. Wenn Ihr also ein durchgehend gutes und gut gemachtes Album mit einem ernsten Hintergrund hören möchtet, seid Ihr mit CONFESS und ihrer „Revenge At All Costs“ an der richtigen Adresse.

28.01.2022

- Dreaming in Red -

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