Concrete Winds - Concrete Winds

Review

Galerie mit 13 Bildern: Concrete Winds - Party.San Metal Open Air 2023

Selbstbetitelte Alben inmitten einer Banddiskografie markieren ja immer so etwas wie eine Neudefinition der selbst, und CONCRETE WINDS haben sich nach den beiden Schlachtplatten „Primitive Force“ und „Nerve Butcherer“ dazu entschieden, ihrer finnischen Herkunft Tribut zu zollen und Musik im Fahrwasser von INSOMNIUM zu machen.

Ne, Spaß: Der Wetterbericht warnt nämlich wieder vor herumfliegenden Betonklötzen. Kein Wunder: die durchgeknallten Jungs aus Helsinki sind wieder da und bringen ihr verflixtes, drittes Album heraus. Selbstbetitelt macht der VORUM-Ableger praktisch nahtlos dort weiter, wo die Herrschaften bei den letzten beiden Alben schon nicht wirklich aufgehört haben. Es gibt eine hochexplosive Mischung aus Black, Death Metal und Grind auf die Löffel, die sich so sehr gegen radioformatige Songelemente sträubt, dass man meinen könnte die Jungs hätten sich mal eben für zwei drei Tage im Studio eingesperrt und einfach nur mal alles an angestauter Wut rausgelassen, was keine Miete zahlt.

Der Wetterbericht warnt wieder vor fliegenden Betonklötzen

Dass das starker Tobak ist, dürfte jedem klar sein, der die Vorgänger kennt und liebt. Für Uneingeweihte sei der Sound als eine massivst dissonante Gewaltorgie beschrieben, bei der man so etwas wie Klargesang oder Melodien besser gar nicht erst erwarten sollte. Eher bekommt man chromatische Attacken um die Ohren geknallt, für deren Inspiration die Band u. a. CONQUEROR verantwortlich macht – was eingeweihten Hörern eigentlich schon alles sagen sollte. In kleine, selten mehr als drei Minuten andauernde Portionen unterteilt breitet sich beim Drücken auf die Play-Taste praktisch sofort ein komplett enthemmter Gewaltreigen im Äther aus, bei dem es mitnichten gesittet zugeht.

Und dennoch steckt hinter der Platte ein bisschen mehr als gewaltbereite Vignetten aus der Grind-Schublade, denn auch wenn die Scheibe an sich relativ zügig über die Zielgerade kracht, scheinen die Songs doch etwas elaborater zu sein, als man denkt. Sperrig ist das Selbstbetitelte aufgrund der Abwesenheit von Melodien schon, keine Frage. Aber irgendwie kommt man dennoch nicht umhin, einem „Infernal Repeater“ beispielsweise so etwas wie eine Songstruktur unterstellen zu wollen, was natürlich ordentlich Punkte in Richtung Langzeitwirkung gibt. Aber man sollte sich davon nicht einschüchtern lassen, denn die Selbstbetitelte bleibt eine geisteskranke Bestie, die mit ihren Dissonanzen, abrasiven Breaks und zerstörerischen Impulsen alles um sich herum rasiert.

Die CONCRETE WINDS liefern wieder gewaltbereite Musik zum Mitkämpfen

Einfach machen sie es ihren Hörern also nicht, speziell mit den besagten Breaks in zum Teil krummen Taktarten, die der allgegenwärtigen, tollwütigen Raserei noch einmal schön in die Karten spielt. Deshalb ist es umso willkommener, dass CONCRETE WINDS ziemlich oft und ziemlich heavy grooven. Selbst wenn sich dissonante Twin-Leads in „Demented Gospels“ durch die Gehörgänge säbeln, legen die Herren einen strammen Groove drunter, welcher der Hörerschaft garantiert die Rübe abschrauben wird. Wenn es dann an anderer Stelle umso grindiger wird wie in „Virulent Glow“, kommt man eh nicht umhin, wild und unkoordiniert mit allen Gliedmaßen um sich zu fuchteln und die eigenen vier Wände mal eben schnell „umzudekorieren“.

Krank? Krank. Aber auch ziemlich geil, was das Duo da abfeuert. Dass die Produktion aus dem Hause Lawrence Mackrory (ex-DARKANE) da teilweise massivst übersteuert, gehört schon ein Stück weit dazu, aber für Audiophile gibt’s hier eh nix zu holen. Warum auch: Das Credo der Band ist laut Presseinfo wenig überraschend, den Extrem Metal aus der Komfortzone heraus zu katapultieren, in die er sich dank empirischen Fokusgruppentests hineinmanövriert hat. Natürlich ist der marktschreierische PR-Sprech des Waschzettels cum grano salis zu nehmen (vor allem wenn es Bands wie VITRIOL gibt), aber so ganz weit davon entfernt sind CONCRETE WINDS nun auch nicht. Im Gegenteil: Das Selbstbetitelte ist eine herrliche, überdrehte Gewaltorgie zum Mitkämpfen.

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23.08.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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