Es mangelt mitnichten an Gründen, um sich mal richtig aufzuregen. Das Medium Metal eignet sich dafür eigentlich immer ganz gut, das Medium Hardcore im speziellen vor allem dann, wenn es um rohe, testosterongeladene Aggression geht, der einmal gehörig Luft gemacht werden muss. CONCEDE aus Perth setzen sich – wie so oft dieser Tage – aus mehreren anderen Bands wie CUMBOMB oder CRYPTIC ABYSS zusammen, sind mittlerweile ein Trio um Hauptbrüllwürfel Peter Emms, der von Jay Huxtable und Tom Waterhouse sekundiert wird, und veröffentlichen mit dem vorliegenden „Indoctrinate“ ihr angepisstes Full-Length-Debüt.
Kurz, knapp, hart. Powerviolence vom feinsten. Kann man nicht viel falsch machen, oder? Große Töne spuckt der Pressetext diesbezüglich vor allem mit folgender Zeile:
Their mix of hardcore/powerviolence and grindcore puts bands such as Nails to shame.
Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Und um es vorweg zu nehmen: Nein, an NAILS kommen CONCEDE zumindest mit „Indoctrinate“ nicht annähernd heran. Dennoch beginnt das Album vielversprechend, indem der titelgebende Opener dieses Klang gewordenen Orkans losdonnert und nur verbrannte Erde hinterlässt. Die mutwillig übersteuernde Distortion rasiert die Hörerschaft zumindest auf den ersten Hör komplett kahl, die feiste Rhythmik zwischen punkiger Urgenz und manischen Blastbeats pflügt den Acker um und Peter Emms brüllt sich die Stimmbänder aus der Kehle. Klare Sache, es gibt mächtig auf die Fresse, es funktioniert. So weit, so gut.
Nehmen CONCEDE den Mund zu voll?
Aber diese Kiste fahren CONCEDE im wesentlichen unverändert durch das gesamte Album hindurch. 15 Tracks, in denen der schleppende Einstieg von „Burn In Your Own Hell“, ein breitbeiniger Groove zu Beginn von „Conditioned“ (Track 13!) und die Sludge-artige Natur des Rausschmeißers „One With The Earth“ das höchste der Gefühle in Sachen Abwechslung darstellen. Traurig aber wahr: Wenn man sich bei einem derartigen Album dabei erwischt, wie man auf die Uhr schaut, um festzustellen, dass man noch mehr als die Hälfte dieses knapp 23 Minuten langen Albums vor sich hat, dann ist klar, dass Intensität allein manchmal eben noch kein starkes Album macht. Die bereits referenzierten NAILS haben den songschreiberischen Dreh schon eher heraus.
Wie tragisch: Da wollte der Promotext ausgerechnet jener Band ans Bein pinkeln, die das kreative Wirken der Australier letzten Endes doch um Längen überschattet, ohne dass bei denen Aggression dabei zu kurz kommt. CONCEDE müssen hier unbedingt noch mehr Abwechslung reinbringen. Grooves, Rhythmuswechsel, ausgefeiltere Licks, was auch immer die Kreativität hergibt. Obwohl „Indoctrinate“ zweifelsohne ein paar leckere Ohrfeigen verteilt, kommen diese immer aus der selben Richtung, sodass man sich als Hörer zu schnell dran gewöhnt und die Schläge mit fortlaufender Spieldauer eher als kleineres, unbedetendes Ärgernis wahrnimmt, da die Wunde längst taub geworden ist.
„Indoctrinate“ schlägt kräftig zu, aber tritt nicht energisch genug nach
Apropos taub: Diese Produktion macht über lange Sicht auch keine gute Figur und lässt viele der Songs wie Distortion-Matsch klingen, was den Genuss der Platte auch nicht gerade aufwertet. Übersteuernde Gitarren in Powerviolence und Co. sind zwar nichts Verächtliches, im Gegenteil. Aber man kann es auch übertreiben. Und CONCEDE haben es hier übertrieben mit einem Sound, der allerhöchstens Kopfschmerzen verursacht, ansonsten viel zu schnell der Eintönigkeit anheim fällt. Und bei der kurzen Spielzeit ist einsetzende Langeweile praktisch ein Todesurteil. Da muss künftig mehr kommen. Die Spielzeit ist ideal für die Art von Musik, aber nur, wenn diese auch mit Ideen vollgepackt oder zumindest mit einem Sinn für einen organischen Fluss der Aggression versehen wird.
CONCEDE haben die richtige Attitüde und das richtige Level an Aggression. Aber sie haben noch nicht das richtige Händchen, um das alles so umzusetzen, dass die Sache zur zwingenden Ganzkörpererfahrung wird, die den Hörer in der eigenen Blutlache liegend nach mehr schreien lässt. Das führt dazu, dass „Indoctrinate“ schlimmstenfalls eine langweilige Zurschaustellung von Aggression ist, ein Album, das seine Hörer im ersten Moment wegbläst, die Faust anschließend aber nicht effektiv in die Wunde legt. Folglich kann man nur zum Verfasser des Promotextes nur sagen: Erstmal lieber kleine Brötchen backen und zusehen, dass man überhaupt erstmal den gehobenen schweißtreibenden Powerviolence-Standard erreicht.
Danach kann man immer noch übers Urinieren an die Größen reden, wenn man denn unbedingt möchte…
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