Wieder ein schönes Wort gefunden: “Komplexitätskrise“ beschreibt einen Zustand, den eine Spezies im Laufe ihrer Evolution erreicht, wenn sie sich zu sehr auf einen Umstand spezialisiert hat. Wenn dieser nun aus irgendwelchen Gründen verändert wird, können sich diese Lebewesen nicht schnell genug anpassen und sterben aus. Was hat das aber mit COMPLEX7 zu tun?
Sie haben sich zweifellos spezialisiert auf hochtechnischen, hochmelodischen Progressive Metal, und das schon seit mehr als acht Jahren. Cleaner Gesang, verspielt-knorrige Basslinien, jazziges Schlagzeugspiel und vielschichtige Gitarrenarbeit definieren den Sound, doch das Songwriting leidet nicht unter den Einzelfähigkeiten der Musiker.
Das Problem: es profitiert auch nicht wahnsinnig davon, denn der Knackpunkt an diesem Demo ist, dass man all diese Elemente in genau dieser Kombination schon seit PSYCHOTIC WALTZ kennt, und eben jene Mannen um Buddy Lackey die Meßlatte auf schier unerreichbare Höhen geschraubt haben. Selbst die heute oft als Referenz herangezogenen DREAM THEATER haben aus meiner Sicht nur den Vorteil, dass die Psycho-Walze heute fast niemand mehr kennt.
COMPLEX7 sind gut, keine Frage. Nur ist in einem Genre der technischen Perfektion ein “Gut“ nicht ausreichend, um zu den Großen zu gehören. Denn mit Verspieltheit und endlosen Soli allein ist es äußerst schwierig, die nötige Portion Emotion rüberzubringen. Sänger Norbert gibt sich zwar sichtlich Mühe, möglichst dramatisch zu klingen, doch zu wenig dynamisch und zu kalt erscheint seine tremololastige Stimme, verglichen mit Buddy Lackey respektive Devon Graves.
Insofern haben sich COMPLEX7 vielleicht noch nicht genügend spezialisiert, um in ihrem Genre ganz vorne dabei zu sein, aber schon zu sehr, um Hörer anzusprechen, die mit komplexer Musik weniger zu tun haben. Bis auf den Opener “Why – Who – Where“, welcher einen richtig klasse Refrain aufweisen kann, bleiben die Songs nicht hängen, auch nicht nach mehrmaligem Hören. Aussterben werden die vier Musiker deshalb nicht, das zeigt auch ihre unentwegte Livepräsenz – aber für den endgültigen Durchbruch fehlt diesem Demo noch die nötige Reife.
Wer aber nicht genug von solch geartetem Material bekommen kann, kann sich auf eine knappe halbe Stunde guten Prog-Metal zum fairen Preis freuen – das Demo kann für fünf Euro auf der Band-Homepage erworben werden.
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