Communic - Payment Of Existence

Review

Kritiker könnten der Band wohl Stagnation vorwerfen. Angesichts des hohen Niveaus, auf dem sich COMMUNIC bewegen, wäre selbst diese Einschätzung wohl ein dickes Lob – einer genaueren Betrachtung hält sie dennoch nicht stand. Nach den zwei genialen Alben „Conspiracy In Mind“ und „Waves Of Visual Decay“ kann auch „Payment Of Existence“ auf ganzer Linie überzeugen und entwickelt die Band-Trademarks gekonnt weiter. Bereits der harsche Opener „On Ancient Ground“ reiht sich in die Reihe grandioser Hits wie „Communication Sublime“ oder „Fooled By The Serpent“ ein und macht deutlich, dass das Trio keinen Gedanken daran verschwendet, irgendetwas an ihrem Erfolgsrezept zu verändern.

Wer sich deutliche stilistische Korrekturen vom dritten Album der Norweger erwartet hatte, wird enttäuscht – zum Glück muss man aber sagen. COMMUNIC haben ihren unverwechselbaren Klang gefunden und gehen ihren Weg konsequent weiter. Obwohl die NEVERMORE-Vergleiche vermutlich niemals verstummen werden, braucht man sich hinter den großen amerikanischen Vorbildern schon lange nicht mehr verstecken. Klar, Gitarrist und Sänger Oddleif Stensland klingt nach wie vor ein wenig nach Warrel Dane, wer genau hinhört, stellt aber fest, dass der sympathische Blondschopf gewaltige Fortschritte gemacht hat, technisch über jeden Zweifel erhaben ist und den Songs dabei seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt.

Im Kampf gegen die Erwartungshaltungen von außerhalb fahren COMMUNIC die einzig richtige Taktik und haben damit großen Erfolg: Einfach nicht beirren lassen, stets das eigene Ding durchziehen und dabei immer besser werden. Während der Druck immer größer werden muss, scheint es innerhalb der Band sehr harmonisch und entspannt zuzugehen. So lässt man es diesmal einen Tick ruhiger angehen und fährt die Hochgeschwindigkeits-Parts zugunsten eines groovigen Midtempo-Sounds leicht zurück. Vereinzelt verirren sich sogar doomige Elemente in den COMMUNIC-Sound und scheinen sich dort sichtlich wohl zu fühlen. Eine Weiterentwicklung ist also durchaus zu verzeichnen, wobei der Fokus auf den zahlreichen liebevollen Details liegt, die eine weniger routinierte Band gerne einmal aus den Augen verliert.

Was bleibt also, wenn man die Vorurteile beiseite wischt und versucht, der Band völlig unvoreingenommen gegenüberzutreten? Das vielleicht beste Album des Jahres, das all die Dinge vereint, die technisch anspruchsvollen Metal abseits jeglicher Posing-Frickelorgien interessant machen. Eine angenehme Grundhärte und -düsternis durchzieht die Songs, die im steten Wechselspiel zwischen thrashigen Gitarren-Attacken und ruhigeren Passagen eine Spannung aufbauen, die trotz durchschnittlicher Songlängen von rund acht Minuten niemals abzureißen droht. Dabei demonstrieren die drei Ausnahmemusiker wieder ein äußerst feines Gespür für mitreißende Melodien, die zu keinem Zeitpunkt kitschig oder platt klingen.

Der hohe Standard ist auch die einzige Krux dieses Albums. Wie bei den beiden Vorgängern sind die Songs durchgängig brilliant, so dass es vermutlich wieder einmal sehr lange dauern wird, bis sich ein richtiger Hit herauskristallisiert. Dieses Album sollte man definitiv immer an einem Stück anhören und dabei von der „Repeat“-Funktion des Abspielgeräts exzessiven Gebrauch machen!

23.05.2008
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