Communic - Hiding From The World

Review

COMMUNIC sind zurück und haben sich nur drei Jahre Zeit gelassen, um den Nachfolger des Quasi-Comebackalbums „Where Echoes Gather“ einzuspielen, vor welchem ganze sechs Jahre Funkstille herrschte. Die Senkrechtstarter aus Norwegen sorgten Mitte der ersten Dekade des neuen Jahrtausends für mächtig Furore, als sie ihre beiden Aben „Conspiracy In Mind“ (2005) und „Waves Of Visual Decay“ (2006) veröffentlichten. Jene dürfen heute zu Recht als moderne Klassiker bezeichnet werden. Nun steht „Hiding From The World“ in den Startlöchern und zeigt eine gereifte Band.

„Hiding From The World“ – ein prophetischer Albumtitel

Nicht gewollt, doch gut passend ist dieser Titel angesichts der Tatsache, dass wir uns seit Ausbruch der Pandemie alle ein bisschen voreinander verstecken. Musikalisch müssen COMMUNIC sich allerdings nicht verstecken und gehen mit „Plunder Of Thoughts“ direkt in die Vollen und lassen ein Stakkato-Riff auf die Hörerschaft los, welches sich sofort in die Gehörgänge brennt. Sänger und Gitarrist Oddleif Stensland folgt dann nach einer Weile mit seinem variablen Organ.

Dann weiß man auch sofort wieder, warum er wohl, neben Joseph Michael von WITHERFALL, der einzige ist, der den großartigen Warrel Dane – Dio habe ihn selig – beerben könnte. Die Parallelen sind hörbar, allerdings mit einer Menge eigenem Stil gepaart, sodass beim Hören von COMMUNIC sofort klar ist, um welche Band es sich handelt. Wer dafür noch Überzeugungshilfe braucht, möge sich das großartige Cover von NEVERMOREs „Forever“ zu Gemüte führen.

COMMUNIC – komplexes Easy Listening

Obwohl die Kompositionen COMMUNICs auch auf diesem Album jenseits der Sieben-Minuten-Marke liegen, kommen einem die Songs wesentlich kürzer vor. Das liegt zum einen an dem unglaublichen Abwechslungsreichtum der einzelnen Lieder. Das simple Strophe-Refrain-Strophe-Schema war COMMUNIC schon immer fremd. Anstelle dessen wird akustisch und detailverliebt die Gitarre gezupft, auf welche im nächsten Moment die elektrische Riff-Attacke folgt, was oft in einem epischen Refrain kulminiert. Das Ganze geschieht so organisch und passend, dass man als Hörer*in nicht das Gefühl hat, dass man sich gerade einen Zehnminüter in den Gehörgang gedrückt hat. Als Beispiel für dieses Phänomen sei hier auf den Titeltrack verwiesen. Zudem verzetteln sich die Lieder nicht in unnötigen Songstrukturen, sondern ergeben immer ein passendes Ganzes, welches bestimmte Thematiken innerhalb der einzelnen Stücke immer wieder aufgreift.

„Hiding From The World“ muss sich in COMMUNICs Diskografie nicht verstecken

Großartiger Beginn in „Plunder Of Thoughts“, toller Refrain im Titeltrack, fulminanter Abschluss in „Face In The Crowd“, „Scavengers Await“ als gesamter Song: COMMUNIC haben ihr Stärke nie verloren, auch nicht auf Album Nummer sechs. Als Hausaufgabe sei Neueinsteigern lediglich der Tipp gegeben, dass das Album eindeutig ein Grower ist. Mit jedem Durchlauf erschließen sich neue Facetten, neue Melodieläufe, andere manifestieren sich und bevor man sich versieht, summt das Gehirn den Refrain von „Born Without A Heart“ oder man wippt im Takt zu „Forgotten“ mit. Album Nummer sechs darf sich zu seinen fünf Geschwistern in die absolute Oberliga des Power-Progressive-Metals stellen.

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20.11.2020

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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5 Kommentare zu Communic - Hiding From The World

  1. Watutinki sagt:

    Ich glaube früher hätte ich das sehr geil gefunden. Heutzutage ist mir das zu melodiös und bietet zu wenig Härte. Im Zweifel würde ich da eher zu Nevermore – Enemies Of Reality greifen, auch wenn es natürlich nicht vergleichbar ist. Trotzdem kein schlechter Sound!

  2. motley_gue sagt:

    Sorry, aber da fehlt Tempo, Rums und Dreck.
    Das is laaaaangweilig.

  3. BlindeGardine sagt:

    Hmm, möglicherweise ist das aber auch die falsche Band um nach Tempo, Rums und Dreck zu suchen. Ich hab das neue Album jetzt noch nicht gehört, hatte die Band aber doch irgendwie als Nevermore light in Erinnerung. Vielleicht mal die aktuelle Savage Master antesten 😉

  4. motley_gue sagt:

    Aber gerade Nevermore konnten Tempo, Rums und ein wenig Dreck durchaus. Das hier klingt schon sehr nach Fahrstuhl im Hygienebetrieb.

  5. BlindeGardine sagt:

    Rums und teilweis Tempo würde ich dir ja nocht teilweise zustimmen, aber Dreck?