Colour Trip - Kill My Super Ego

Review

Ah, sieh an, es gibt sie also doch noch… Sie wurden ergo nicht allesamt ob ihrer Fuck-The-World-Attitüde in eine Massenballerei verwickelt und infolgedessen in eine Zelle oder Holzkiste gekerkert – nein, die kahl epilierten Stiernacken aus der prähistorischen Semi-Bronx der frühen Neunziger sind weiterhin existent – indes jedoch, bis auf die ein oder andere augenscheinlich genetisch immortalisierte Methusalem-Combo, in Form von basisgeilen Imitatoren, die ihre Sache zwar hin und wieder tatsächlich mehr recht als schlecht zu Vinyl bringen, es aber denn dann in Sachen Ideenreichtum frappant verbocken. Zu so einer Band zähle ich Colour Trip. In klassenspezifisch brav dezimierter Spieldauer von einer guten halben Stunde pesen 10 Stücke zum einen Ohr hinein, machen dort tüchtig Mätzchen und verflüchtigen sich alsbald so flink, wie sie eingelassen worden waren. Dabei richten die gänzlich melodiefreien Dampfhämmer an sich wenig Schaden an: Ein paar gut geführte Schläge mit dem ein oder anderen Baseballschläger-Riff vernichten immerhin satt Porzellan in der Nasszelle; die dicke, dicke, aber gänzlich identitätslose Produktion von Siggi Bemm drischt bärbeissig, dennoch mit wenig Erfolg auf das zerebrale Mobilar ein; gänzlich unbeeindruckend bellt ferner der Sänger durch meine Schädel-Inneneinrichtung. Colour Trip bieten eben schnöden NY-Hardcore, aus der selben Taufe gehoben wie seinerzeit Madball, Pro-Pain u.ä., auch wenn sie in ihren Anfängen einst dem Death Metal zusprachen – eine stilistische Neuorientierung der fünf Hagener anno 1993 hat von diesem Einfluss nichts sonderlich Prägendes überlebt. Die Titel sind durchweg eintönig kraftvoll, über weite Strecken handfest, aber akzentlos und undynamisch. Und das Resultat nach 32min lässt sich etwa mit der sich aufwerfenden Frage vergleichen, wenn man im Zug von einem nordkirgisischen Mitreisenden in dessen Landessprache halbwegs hysterisch erläutert bekommt, dass man auf seinem Pekinesen sitzt: Was will der von mir?

11.06.2002
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