Collapse Under The Empire - The Sirens Sound

Review

Nur wenige Monate nach dem Release des letzten Albums des Hamburger Postrock-Duos COLLAPSE UNDER THE EMPIRE “Find A Place To Be Safe” melden sich Chris Burda und Matthew Jason bereits mit einem neuen Werk zurück. “The Sirens Sound” umfasst fünf überlange, instrumentale Kompositionen, mit denen COLLAPSE UNDER THE EMPIRE den Hörer ein weiteres Mal auf eine ungewisse und abenteuerliche Reise durch verschiedene Klangwelten entführen.

Der fast zehnminütige Titeltrack eröffnet “The Sirens Sound”. Triste, sphärische, fast hypnotisch- elektronische Klänge beherrschen zunächst das Szenario. Bilder eines ruhig und gleichmäßig fließenden Stromes in einer geheimnisvollen Wald-Landschaft erscheinen vor dem geistigen Auge, bis man, angekündigt durch das erst langsam und unregelmäßig, dann immer deutlicher einsetzende Schlagzeug und ein vorsichtiges, aber bestimmtes Creshendo, die erste eindrucksvolle und doch beängstigende Welle, eine breite Wand aus flirrenden Gitarren und stampfenden Beats, auf sich zu rollen sieht. Der Fluss beruhigt sich nur kurz, bis die nächste Bedrohung in der Ferne sichtbar wird. In der folgenden zweiten Hälfte des Stückes reißen Stromschnellen die Wassermassen hin und her, werfen sie gegen raue Felsen und schließlich zieht auch noch ein Sturm auf. Von einem Moment auf den nächsten klingt das Szenario aus und man sieht den Fluss in der Ferne wieder zur Ruhe kommen.

“Grade Seperation” beginnt mit flockigen Synthies, diese kommen jedoch wesentlich freundlicher und schon fast poppig daher und kreieren sogleich eine warme, wohlige Atmosphäre, die auch die abrupt einsetzenden, robusten Gitarren nicht zerreißen können, sondern trotz des Kontrastes sogar noch unterstützen. Der Fluss, der erneut vor dem inneren Auge auftaucht, fließt nun wieder harmonisch und kraftvoll durch eine sonnige Idylle, deren Geheimnisse und Wunder es zu entdecken gilt. Dadurch wird dieses Stück zwar zum am leichtesten zu verdauenden auf diesem Album, der bisher so elementare Spannungsbogen kommt allerdings zu kurz.
Wesentlich mehr zu bieten hat dagegen das an SIGUR ROS erinnernde “Violet Skies”, das in der nächsten Szene von der Entdeckungsreise des Flusses in der geheimnisumwitterten, zu erforschenden, neuen Landschaft, erzählt. Die hoffnungsvolle Atmosphäre wird aufrecht erhalten, zugleich präsentiert dieses Stück aber ein breiteres, farbenfroheres Spektrum an Facetten, die COLLAPSE UNDER THE EMPIRE haben können. Härtere Klänge dominieren, stehen jedoch im ständigen Wechselspiel zu den sachten, elektronischen und akustischen, sogar mit Klavier und Geigen-Melodien gespickten Parts. Stimmung und Intensität werden ständig variiert, während der Strom sich seinen Weg durch faszinierende, unterirdische Höhlen, bezaubernde Wiesen und dichte Wälder bahnt.
“Beware/Lost” mutet nun wesentlich elektronischer und unnatürlicher an, ist jedoch nicht minder abwechslungsreich als sein Vorgänger. Leider fügt sich der Song nicht optimal in das bisherige Klangerlebnis ein und entreißt dem Hörer so abrupt die bisher entstandenen Bilder, die auch das finale, spacige “A Different Complexion” nicht zurück holen kann. Ganz im Gegenteil, das letzte Stück setzt auf vertrackte Struktur, noch stärkere Elektronik-Schlagseite, zu deren Gunsten die sonst so malerische Schönheit, verträumte Atmosphäre und der Spannungsaufbau vollkommen in den Hintergrund rücken. Auch verglimmt dieses Schlusslicht einer erlebnisreichen und aufregenden musikalischen Reise leider urplötzlich und viel zu schnell.

“The Sirens Sound” wartet mit fünf erfrischenden, eigenständigen, Fantasie-anregenden Kompositionen auf, auf die sich der gespannte Hörer voll und ganz einlassen muss, damit sie ihre Wirkung vollständig entfalten können. Mit dichten, mal atmosphärischen, mal härteren Klangwänden, verspielten Melodien und dem geschickten Einsatz elektronischer Elemente können COLLAPSE UNDER THE EMPIRE die verschiedensten Stimmungen in ihre Musik bannen und spinnen so eine detaillierte, ereignisreiche Geschichte, die den Hörer über lange Strecken hin voll und ganz fesseln kann. Leider jedoch lassen die Hamburger zwischendurch einfach ein paar Mal zu oft nach, sodass einzelne Passagen künstlich in die Länge gezogen, andere wiederum dafür völlig überladen wirken. Noch ist der Schatten von Bands wie MOGWAI, GOD IS AN ASTRONAUT oder SIGUR ROS also einfach noch zu groß, als dass COLLAPSE UNDER THE EMPIRE so einfach heraus treten könnten, doch das Potenzial dazu haben sie auf jeden Fall.

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07.09.2010

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