Coliseum - No Salvation

Review

Lauthals heraus gepresstes, wütendes Geschrei, alles unter sich begrabende D-Beat-Dampfwalzen und schmetternde Riffs, – Riffs, die fast jede Grind- und Punk-Band hätte schreiben können, es aber nicht getan hat -, sind Eckpfeiler einer Band, deren Ursprünge bis in die achtziger Jahre zurück reichen. Gitarrist Ryan Patterson hat sich in der amerikanischen d.i.y.-Szene mit seinen BLACK CROSS und seinem Label Auxiliary Records bereits einen Namen machen können. Nun verlässt er mit den 2003 gegründeten COLISEUM die Relapse-Startkabinen, um mit „No Salvation“ ein wüstes, aber wohl durchdachtes Hardcore-/Crust-Album auf die Menschheit zu hetzen, welches schon bald in die Reihe der einhellig gefeierten Klassiker wie TRAGEDYs „Vengeance“, DISRUPTs „Unrest“, DISCHARGEs „Hear Nothing See Nothing…“ und WOLFPACKs „Lycanthro Punk“, um nur vier aus einer Vielzahl herausragender Alben zu nennen, zu setzen ist.

Patterson röhrt, als ob er einer POISON-IDEA-Audition beiwohnen würde, klingt einerseits frustriert und andererseits derart angepisst, darüber dass er einen Großteil seines Lebens damit verbracht hat, über die Ungerechtigkeiten in dieser Welt zu wettern, ohne damit einen drastischen Wandel evoziert zu haben. Außerstande sich anderweitig Luft zu verschaffen, wird weiterhin auf alles geschossen, was in irgendeiner Weise eine Angriffsfläche bietet. Spitzfindige Wortklaubereien wie „while we were dreaming, they stole our lives“ und „you don’t own me!“, eine Phrase, die förmlich nach erhobenen Mittelfingern schreit, sind nicht unbedingt gewitzt oder geistreich, versprühen aber einen Charme, den schon die frühen Punk-Platten mit sich trugen. „White Religion“ birgt eine Textzeile, die einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen will: „Not just the fools but the fanatic right who kill for Christ / Not just our voice they gotta strip us of our choice.“ Keine bahnbrechende Enthüllung, aber ein mitreißender Singalong.

COLISEUM hatte ich seit ihrem 2004er „Goddamage“ auf der Rechnung, die Split mit den YOUNG WIDOWS hat dies zu unterstreichen vermocht, doch ein solches Fanal hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Zugegeben, viel gibt es über die Musik nicht zu sagen. Durchgängig minimalistisch und weitestgehend simpel gehalten, sind die dreizehn Songs bei weitem nicht eindimensional. Entfernt progressiv protzende Ansätze würde man nun auch nicht unbedingt erwarten, doch wird auf häufige Tempowechsel und Eingängigkeit gesetzt. Das von Kurt Ballou (CONVERGE) inszenierte „No Salvation“ (ein übrigens sehr beliebter Albentitel) entlädt bereits mit dem knackigen Opener „No Benefit“ eine unglaubliche, fesselnde Energie, die über die gesamte Spiellänge aufrechterhalten werden kann. Es fällt nicht schwer zu begreifen, dass hier ein Hammer hängt, wie ihn kaum eine andere Band zustande gebracht hätte.

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05.09.2007

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