Coldworld - Autumn

Review

Galerie mit 6 Bildern: Farsot & ColdWorld - Prophecy Fest 2019

Vor einem knappen Jahrzehnt, als COLDWORLD „Melancholie²“ veröffentlichten, hatte Depressive Black Metal sein Dasein als krasses Underground-Phänomen bereits überwunden und zog als trending Topic eine Schwemme häufig nur halbgarer und nur weniger glaubhaft inszenierter Veröffentlichungen nach sich. Georg Börners Debut, 2008 in der Genre-Hochzeit erschienen, zählte damals schon zu den ansprechenderen Releases, ist aber erst über die Jahre zu einem jungen Klassiker avanciert, dessen Nachfolger entsprechend nicht nur sehnlichst erwartet sondern bereits vor sage und schreibe mehr als viereinhalb Jahren auf Facebook am 25. Dezember 2011 angekündigt wurde. Mittlerweile ist die DSBM-Welle verebbt, zu Blackgaze oder vor allem hierzulande wieder zu deutlich archaischeren Black-Metal-Formen mutiert und drum mutete es geradezu fahrlässig an, hätte COLDWORLD seinen Achtungserfolg lediglich ins nächste Jahrzehnt hinübergerettet,…

…dafür braucht es nicht mehr als den suggestiven Albumtitel. Wo „Melancholie²“ so etwas wie der frostige Begleiter in klirrend-kalter Einsamkeit war, lädt „Autumn“ eher zu nostalgischer Tagträumerei in gold-rot bröckelnden Herbstfarben ein. Ein stärker verwobenes Klangbild aus warm verwaschenen Gitarren, Elektronika und Streichern bedeutet jedoch noch lange nicht, COLDWORLD hätte ein heimelig-liebliches Shoegaze-Album aufgenommen. Immerhin lauten in „Woods Of Emptiness“ die ersten klar verständlichen Textzeilen des Albums „We won‘t find peace“ und dass COLDWORLD weniger das Versöhnliche sondern immer noch die Schatenseiten des Daseins vertont, macht schon der überraschend kompromisslose Opener trotz weniger ruppigem Sound deutlich. „Scars“ wartet beim Ausloten des Rasereispektrums mit ungleich heftigeren Blastregen und Double-Bass-Teppichen auf, als es das geruhsame Debut jemals hätte von seinem Nachfolger vermuten lassen.

Erst das folgende „Void“ kippt heftig in das bekannt Melancholische des Vorgängeralbums zurück, wobei die völlig unerwartet treffenden weiblichen Clean-Vocals von Gastsängerin Emma Frances Skemp abermals eine neue Facette zu COLDWORLDs Sound addieren. Klargesang macht auch das folgende „Woods Of Emptiness“ zu einem Novum in COLDWORLDs Spektrum, mit „Autumn Shades“ übertrifft sich Börner selbst: als hätte A-HAs Version von „Crying In The Rain“ Pate gestanden, katapultiert sich der Track in fiktive 80er Jahre, als Synth-Pop-geschwängerter Blackgaze die Hitparaden anführte.

Solch eine Meisterleistung hält die zweite Albumhälfte zwar nicht mehr parat, als flache Fortsetzung seines Namensvetters von „Melancholie²“ enttäuscht „Escape II“ gar. Dafür halten „My Dead Bride“ und das mit klassischen DSBM-Vocalspitzen und wabernden Elektronika wie LUSTRE auf Speed wirkende „Hymn To Eternal Frost“ mühelos die anfängliche Qualität eines Zweitwerks, das seinen Vorgänger in Punkto Stimmungsschwankung (im positiven Sinne) in den Schatten stellt. Wenn gut Ding wirklich Weile haben will, liefert „Autumn“ dafür den Beweis.

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28.08.2016

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1 Kommentar zu Coldworld - Autumn

  1. Michaaa sagt:

    Sehr gutes Album. Ist tatsächlicher ‚wärmer‘ als der Vorgänger – nicht nur von dem Coverfarben her.

    8/10