Coilguns / Never Void - Split

Review

Die 2010 gegründeten COILGUNS haben in der Szene bereits ordentlich Staub aufgewirbelt. Das Trio aus den THE OCEAN-Musikern Luc Hess (Drums), Jonathan Nido (Gitarre) und Louis Jucker (Vox) hat neben einer Split mit KUNZ (ebenfalls ein Side-Projekt von THE OCEAN) bereits das Sechs-Track-Album „Stadia Rods“ veröffentlicht. Nun hat man sich mit den deutschen Hardcore/Post Metallern NVRVD zusammengetan und bringt eine weitere Split-EP an den Start. Beide Bands steuern je vier Songs bei: zwei neue Studio-Tracks und zwei Live-Songs. Zu erwähnen noch, dass die Scheibe in einer aufwendigen DIY-Verpackung – nämlich im Wachssiegel-Umschlag und handbeschriftet – auf den Tisch flattert. Cool.

Wer ansatzweise mit den beteiligten Formationen vertraut ist, wird es bereits ahnen: Dieses Teil geht mitnichten auf Kuschelkurs sondern rotzt von der ersten bis zur letzten Minute. Den Auftakt bildet der siebenminütige COILGUNS-Track „Mandarin Hornet“. Nach kurzem Gitarren-Intro folgt ein eher düsterer, schleppender Einleitungsteil, der nach etwas mehr als zwei Minuten mit abruptem Stopp zum ballernden Hardcore-Part mutiert, bei dem sich vor allem Fronter Louis Juncker mit seinen sehr aggressiven Vocals hervortut – CONVERGE lassen grüßen. Es folgt eine Gitarren-Line der Marke „Monster-Riff“, bevor es fast schon Mathcore-artig und mit Blast-Beats zu Werke geht. Am Ende wird es dann noch einmal schwer und brachial. In den etwas langsameren Parts kommt der Klampfen-Sound dann auch besonders schön zur Entfaltung – Gitarrist Nido spielt eine wilde Konstruktion aus Bass und Gitarren-Amps – gleichzeitig. Keine Ahnung, ob hier im Studio etwas gemogelt wurde, aber Fakt ist: der Sound ist richtig, richtig dick. Der zweite COILGUNS-Song „Dewar Flasks“ ist im Gegensatz zum Opener gerade mal zwei Minuten lang, holzt dafür aber wunderbar hektisch voran.

Danach sind NVRVD (oder auch „NEVER VOID“) an der Reihe. Deren Musik ist nicht minder böse und aggressiv, wobei die Herrschaften aus Minden / Bielefeld soundtechnisch eine Spur gemäßigter unterwegs sind. „Hungry For Needs“ ist dennoch ein überzeugender Song, die typischen Hardcore-Parts werden immer wieder von schweren Grooves abgelöst – und so kommt einem der Zwei-Minuten-Track letztlich sogar länger vor, als er wirklich ist – falls das für den Leser gerade irgendwie Sinn ergibt, ähem. Hin oder her: das folgende „Direktore“ (Was für ein Songtitel…!) knallt zu Beginn flott aus den Boxen und wartet am Ende noch mit einem Endriff auf, das enorm zäh und gleichsam rabiat aus den Boxen schmatzt. Sehr schön.

Die folgenden zwei Live-Songs der COILGUNS wirken dann auf mich etwas verschenkt. Mag sein, dass mancher Purist oder Hardliner auf den trashigen Sound von „Parkensine“ und „Mastoid“ steht. Und man kann anhand der Tracks auch erahnen (bzw. weiß man das mittlerweile zweifelsfrei), was das Schweizer Trio live für eine Energie entfachen kann. Ich allerdings bevorzuge auf Platte entweder eine ordentliche Studio- oder eben Live-Aufnahme. Irgendwelches bewusst auf der Aufnahme gelassenes (oder nachträglich gebasteltes?) Gekriesel und Gebratzel geht mir nicht so gut rein – so „true“ das auch sein mag. Ganz nebenbei haben die Songs nicht mal ansatzweise so viel Durchschlagskraft wie die beiden Studio-Tracks. Naja.

Die Live-Tracks von NVRVD knallen da schon mehr. Vor allem „Son Of Man“ packt streckenweise die Abrissbirne aus – gern auch kombiniert mit schiefem Taktgewurschtel. „Null And Void“ wiederum gibt s sich anfangs etwas geradliniger und melodischer, zwischenzeitlich kommen im verspielten Zwischenteil sogar Melodiebass und bluesige Clean-Gitarren zum Einsatz. Sehr gelungen.

Somit bleibt zu bilanzieren: Die halbe Stunde dieser Split bietet ein äußerst kurzweiliges Hörerlebnis. Am gelungensten sind die Studio-Tracks der COILGUNS, knapp dahinter kommen die NVRVD-Live-Aufnahmen. Die Live-Tracks der Eidgenossen fallen für mich hingegen deutlich ab. Dennoch sollten Freunde aggressiven, verkopften Geprügels alá CONVERGE ihre liebe Freude mit dem Teil haben.

18.11.2012

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