Cohol - Rigen

Review

Darüber, ob Extrem Metal aus Südostasien wirklich so etwas wie einen „Exotenbonus“ genießt oder genießen darf, lässt sich sicherlich streiten – allerdings nicht mit mir, denn ich gebe für gewöhnlich nicht viel auf die geografische Herkunft der von mir konsumierten Musik. Tatsächlich werde ich angesichts des Info-Schreibens seitens Osmose nicht etwa hellhörig, weil COHOL aus Japan kommen, sondern weil sich angeblich Mitglieder von DEFILED unter den drei Musikern verstecken (etwas, das ich für ein Gerücht halte, denn die allwissende Encyclopedia Metallum zeigt keinerlei Schnittmenge auf…). Besagte Todesmetall-Kapelle hatte ich vor einigen Jahren als Support von MAYHEM gesehen – und war angesichts der Spielfreude und der technischen Finesse des Vierers völlig aus dem Häuschen gewesen…

Zugegeben, COHOL beackern stilistisch beinahe gänzlich anderen Boden als DEFILED – zwar sind beide Bands dem extremen Metal zuzuordnen, doch während DEFILED (obgleich der erwähnte MAYHEM-Support anderes vermuten lässt) im technischen Death Metal zuhause sind, agieren COHOL in der Hauptsache schwarzmetallisch – und das beeindruckend souverän! Der servierte Black Metal klingt – auch wenn mir nur allzu bewusst ist, dass sich hierin ein vermeintlicher Widerspruch verbirgt – erfrischend nordisch, ist mit einigen attraktiven Thrash-Metal-Versatzstücken garniert und bietet ein insgesamt angenehm (da nicht zu) melodisches Gesamtbild. Das „erfrischend nordisch“ beziehe ich ausdrücklich auf die gekonnte Gitarrenarbeit, die mich an einigen Stellen tatsächlich ein wenig an Rune „Blasphemer“ Eriksens Künste erinnert: Das betrifft sowohl die Arpeggios als auch die Stakkato-Riffs, die „Rigen“ den bereits genannten thrashigen Charakter verleiht.

Dazu gesellt sich ein über weite Strecken äußerst souveränes Schlagzeug – zumindest so lange es nicht um Blastbeats geht; die sind nämlich (im Gegensatz zum Rest des Drummings) entweder nicht besonders tight oder nicht besonders treibend, da Snare und Basedrum gleichzeitig gespielt werden. Das ist irgendwie schade, zumal Drummer Kenta Ogura offenbar einiges auf dem Kasten hat und scheinbar hinter seinem Potential zurückbleibt.

Diese Erkenntnis ist leider auch etwas, das sich auf „Rigen“ in seiner Gesamtheit erweitern lässt: So solide die schwarzmetallische Hausmannskost ist, so ausgeklügelt und intelligent arrangiert manche Ideen sind – COHOL sind (noch?) nicht in der Lage, das Qualitätslevel, zu dem sie zweifellos in der Lage sind, konstant zu halten, sondern erlauben sich immer wieder leichte Schwächephasen – seien das die bereits erwähnten Schwächen am Schlagzeug oder einige nichtssagende Passagen, die eher nach B-Seite klingen. Zumindest, wenn man die Stärken „Rigen“s im direkten Vergleich betrachtet.

Insgesamt servieren COHOL auf „Rigen“ also durchaus gefälligen Black Metal, der eindeutig mehrheitlich überdurchschnittlich agiert, einige musikalische Schwächen jedoch nicht verleugnen kann. Anhänger angethrashten Melodic Black Metals sollten mindestens ein Ohr riskieren – und werden nicht enttäuscht.

07.06.2015

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