Code - Lost Signal (EP)

Review

CODE sind eine Band, die sich praktisch im stetigen Wandel befindet. Vom Black Metal hin zum (Post-)rockig progressiven Gemisch hat die Band eine Entwicklung hingelegt, wie sie nur wenige Bands durchlaufen. Klar, dass ein solcher Wandel mit zahllosen Lineup-Wechseln daher kommt und klar, dass dabei die Wurzeln der Band über kurz oder lang auf der Strecke bleiben.

Um sich die eigene Vergangenheit also quasi wieder in Erinnerung zu rufen, haben CODE nun ein interessantes Experiment gewagt: Sie haben sich sechs Stücke aus ihrer Diskografie geschnappt – drei davon vom (noch) aktuellen Album „mut“ – und ihnen ein Makeover der etwas anderen Art verpasst. Soll heißen, dass die Stücke des unmetallischen „mut“ nun im deutlich metallischeren Gewand daher kommen, während die metallischeren Stücke der ersten drei Alben den „mut“-Stempel aufgedrückt bekommen haben. Das Ganze trägt den Namen „Lost Signal“ und kann als überbrückende EP verstanden werden.

CODE betreiben mehr als nur Vergangenheitsbewältigung

So ganz konnten sich einige Fans mit dem neuen Sound der Band nicht anfreunden. An dieser Stelle muss die Warnung erfolgen, dass die „mut“-Songs nicht das schwarmetallische Gewand von „Nouveau Gloaming“ tragen. Viel mehr werden sie schlicht und ergreifend – so wie sie sind – verzerrter dargeboten. Klingt wenig spektakulär, tatsächlich profitieren vor allem die Riffs von „Cocoon“ und „Affliction“ von dieser Maßnahme. Die Verzerrung lässt die dissonanten Harmonien der Gitarre deutlich aggressiver klingen. Unterdessen ist der Effekt bei „On Blinding Larks“ nicht ganz so ausgeprägt.

„The Rattle Of Black Teeth“ aus dem zweiten Album „Resplendent Grotesque“ wurde – wie auch die anderen beiden, älteren Stücke – im modernen CODE-Sound dargeboten und funktioniert damit hervorragend. Der Song verbreitet eine richtig düstere Atmosphäre. Die warme Verzerrung der Gitarre wirkt hier wahre Wunder und zielt direkt auf die Magengrube ab. Gleiches gilt für das folgende „The Lazarus Cord“ von „Augur Nox„, das dank subtiler Mellotron-Streicher gewisse KING CRIMSON-Vibes mit sich trägt, sich über die vergleichsweise lange Spielzeit von sechs Minuten dann aber doch etwas zieht. Hier stößt der neue CODE-Sound dann doch an seine Grenzen. Das abschließende „Brass Dogs“ vom Debüt kommt auch eher behäbig in die Gänge. Treibende Doublebass-Salven geben immer wieder Zunder, aber letztlich zeigt sich, dass die älteren Stücke der Band einfach nicht für diesen Sound geschrieben sind.

Immerhin ermöglicht „Lost Signal“ einen interessanten Einblick in die Entwicklung der Band. Die EP zeigt eindrucksvoll auf, wie sehr die Alben doch auf ihren Sound zugeschrieben sind. Damit dürften CODE trotz schwankender Qualität anderen Bands, die ihre Klassiker einfach nur neu aufnehmen, etwas voraus haben. Warten wir ab, was die Band mit diesen Erkenntnissen anzufangen weiß…

15.01.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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