Coalesce - There Is Nothing New Under The Sun

Review

COALESCE zerstörten ehrgestandene und entwarfen neue Konzepte und überholten, ihre selbst aufgestellte Hardcore-Disziplin war ungestüm, heftig und verwegen. Die Abkehr von standardisierten Auflagen wurde einhellig gefeiert, ebenso die Hinwendung zu Off-Beat-Drumming, manisch und übellaunig, und innovativen Experimenten – fein, belassen wir es bei Experimenten. „0:12 Revolution In Just Listening“ war ein Schlag mitten ins Antlitz einer übersättigten Szene, ein Weckruf, der uns unmissverständlich klar machen sollte: „Hey, so könnte es auch gehen!“ Doch seit 1999 ist es ruhig geworden. Mit Missachtung und Unverständnis gestraft, sollte eine EP ein spannendes Kapitel vorerst besiegeln.

Jene EP erfährt in diesen Tagen als erweitertes Re-Release eine Neuauflage. „There Is Nothing New Under The Sun“ war der Kniefall vor einer Band, die wie keine andere die Musikgeschichte prägte und selbst heute, Jahrzehnte später, nichts von ihrer Magie verloren hat. LED ZEPPELIN zu covern, klingt im Allgemeinen nach einem wahnwitzigen Vorhaben, mehr nach einer ganz schlechten Idee. COALESCE ließen sich dennoch nicht davon abbringen, es trotzdem zu tun. Sieben Stücke gerieten dabei unter das scharfe Messer der Wüteriche um Sean Ingram, darunter solch Welterben wie „Heartbreaker“, „Black Dog“ und „Whole Lotta Love“. Darf man diese Neuinterpretationen, ohne sich Bloß zu stellen, gut finden? Natürlich. Wenn man für kurze Zeit ausblendet, die Originale stehen sowieso außen vor, dass es einst eine Band gab, die die Musikwelt von ihren Grundfesten auf veränderte, dann haben die Songs durchaus ihren Reiz und ihre Daseinsberechtigung. Insbesondere das schmissige „Immigrant Song“ klingt schön wuchtig, „Out On The Tiles“ verkommt zu einer gelungenen Noise-Nummer mit einem aufklärenden Refrain und auch Ingrams neu eingesungene, räudige Vocals, zu Plants natürlich kein Vergleich!, passen – irgendwie – ins Bild. Interessant, ja, das trifft es wohl am ehesten.

Zusätzlich, möglicherweise um die Neuauflage zu rechtfertigen, befinden sich noch weitere, schmackhafte Raritäten auf diesem schick aufgemachten – da lassen sich Hydra Head nicht lumpen – Silberling: Coverversionen von THE GET UP KIDS („I’m Giving Up On This One“), BLACK SABBATH („Supernaut“ – bärenstark, ehrlich!) und UNDERTOW („Cutting Away“), die beiden Songs der Kollaboration mit BOY SETS FIRE und eine ziemlich verschrobene Version des Bandklassikers „Bob Junior“. Unterm Strich eine nette Sache, eine gewagte und spannende Veröffentlichung, vornehmlich natürlich für COALESCE-Jünger, die sich kurzerhand jeglichen Bewertungskriterien entzogen hat.

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15.10.2007

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