Verkehrte Welt bei CLOSET DISCO QUEEN: Das selbstbetitelte Debüt kam mit minimalistischem, irgendwie mystischem Cover daher und enthielt energiegeladenen aber auch progressiven Instrumental Rock, der sich einen feuchten Kehricht um Grenzen scherte. Dazu war das ganze spritzig und stylish ohne Ende. Nun kommt, nicht ganz zwei Jahre später, die neue EP „Sexy Audio Deviance For Punk Bums“ und erschlägt einen mit Titel und Cover förmlich vor lauter Aufgedrehtheit und Style. Und die Musik? Naja…
CLOSET DISCO QUEEN nehmen sich etwas zurück
Schlecht ist sie auf keinen Fall. Nur nehmen sich CLOSET DISCO QUEEN deutlich zurück. Statt aufgedrehter, in Songform gegossener Energiebündel oder crimsoider Kabinettstückchen spielen die beiden ex-THE OCEAN-Musiker Luc Hess und Jona Nido nun eher Wüstenrock mit kühlem Kopf statt Kraut im Hirn. Stimmung erzeugt das in jedem Falle. Die bluesigen Riffs sitzen wie Po auf Eimer. Der Dosenöffner „Ninjaune“ lässt sich vielleicht noch ein bisschen zu viel Zeit, um in Fahrt zu kommen, macht dann aber das meiste richtig. „El Moustachito“ rockt da schon forscher drauf los und kommt dem Ungestüm eines „Shag Wag“ noch am nächsten. Und die schönen Tremolo-Effekte zu Beginn von „Délicieux“ lassen es vor sandiger Hitze nur so flimmern, ehe der Song dann etwas mehr Gas gibt.
Das ist alles schön und gut und für jeden Stoner-Fan ein Schmankerl. Aber so richtig haut „Sexy Audio Deviance For Punk Bums“ dann doch nicht vom Hocker. Es hat eben nicht diese Energie des Debüts. Das fehlt hier und macht die Platte entsprechend ein wenig eintönig. Die drei Songs sind für sich genommen schon in Ordnung, heben sich aber voneinander nicht sonderlich prägnant ab.
Anders ausgedrückt – um mal einen ausgelutschten Vergleich zu bemühen – ist es wie beim Kochen. „Sexy Audio Deviance“ ist schon ein schmackhaftes Gericht, bei dem der Küchenchef nichts hat anbrennen lassen und in das eine Menge Erfahrung eingeflossen ist. Aber man hat hier eindeutig den Pfeffer vergessen, bzw. die EP lediglich mal dran vorbei getragen. Es mundet, ja, aber die redensartliche Geschmacksexplosion bleibt eben aus. Schade.
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