Closet Disco Queen - Closet Disco Queen

Review

Galerie mit 7 Bildern: Closet Disco Queen - Purple Tour 2016

CLOSET DISCO QUEEN – was für ein seltsamer Name für einen THE OCEAN-Ableger. Noch seltsamer ist die Musik, die dahinter steckt. Die beiden Herren Jona Nido und Luc Hess wollen die Puppen tanzen lassen. Dass die beiden schon besagtermaßen bei THE OCEAN gespielt haben, ist hierbei nur rein formal zu verstehen. Denn das, was man hier zu hören bekommt, hat nun wirklich nichts mit THE OCEAN zu tun. Eher spielen CLOSET DISCO QUEEN so… hm, nun… nennen wir es mal krautig-proggig-ruppigen Post-Blues-Punk. Uff, was ein Zungenbrecher.

CLOSET DISCO QUEEN fallen in die Kategorie der Power-Duos. Das heißt: Ein Gitarrist, ein Schlagzeuger. Reicht völlig, wenn die beiden ihr Handwerk verstehen. Und das tun CLOSET DISCO QUEEN definitiv. Eine wahnsinnige Chemie herrscht hier zwischen den beiden Protagonisten. Und das Ganze wird mit einer derart unverschämten Lockerheit und Dynamik dargeboten, da will einem der Begriff „gekünstelt“ so gar nicht einfallen. Die Musik hat jammige Vibes und verbindet – ach was – verknotet Blues und Punk mit Elementen von Post- und Prog Rock, dass es eine wahre Freude ist. Die zwei Herren brennen hier ein höchst abwechslungsreiches Feuerwerk an Riffs und Rhythmen ab, Langeweile hat hier absolut keine Chance.

„Hey Sunshine!“ beginnt mit hektischem Wusel-Riffing, das immer wieder durch herrlich groovende Passagen aufgelockert wird. Beim sphärischen „What’s Your 20“ lassen CLOSET DISCO QUEEN ein wenig an elektronische Krautklänge denken, wie man sie beispielsweise von COSMIC GROUND kennt – zugegebenermaßen der einzige Song, der deplaziert wirkt. „Caposhi“ scheint nur aus einem Akkord zu bestehen, der erst gegen Ende ergänzt wird. Klingt monoton, ist es auch. Aber durch das, was um den Akkord herum geschieht, wirkt es doch unglaublich spannend. „Catch You On The Flip Side“ ist neun Minuten Gitarrenimprovisation, die durch einen hektisch-maschinellen Rhythmus begleitet wird und frappierend an den Altmeister Robert Fripp erinnert. Mittendrin scheint der Song errumpieren zu wollen, nur um dann wieder abzuebben. Die Erruption erfolgt dann aber doch kurz vor Ende. „The Shag Wag“ ist so energiegeladen und *ähem* spritzig, wie man sich das bei einem Song mit einem solchen Namen vorstellt. Das bluesige „IYD (In Your Dreams)“ wirk nach dem wilden „Shag Wag“ richtig entspannend, der Rausschmeißer „Black Saber“ baut sich aus ebendieser Entspannung langsam zu einem rüden Riff-Ungetüm auf, bei dem noch mal richtig abgebangt werden kann. Den Kopf meine ich. Okay, das Andere vielleicht auch.

CLOSET DISCO QUEEN zeigen, was mit zwei Mann alles möglich ist, und klingen dabei voller und überzeugender, als so manch andere, mehrköpfige Band. Jona Nido und Luc Hess treiben sich gegenseitig zu musikalischen Höchstleistungen. Hier wird schön wild drauf los experimentiert, hier regiert der Spaß – nicht nur der Spaß an der Musik, sondern generell der Spaß – kein Wunder, bei dem Bandnamen. CLOSET DISCO QUEEN sind beileibe keine Arschtret-Formation. Eher schaukeln sie Euer Gemächt auf wohlige aber schweißtreibende Art und Weise, bis die verschwitzte Buxe nach einer Auszeit verlangt. „Closet Disco Queen“ ist ein herrliches, abwechslungsreiches Instrumental-Album, ein sprudelnder Quell von in Riffs und Rhythmik gegossener Heiterkeit. Und das Ganze ist auch noch progressiv UND lässig ohne Ende? Besser geht’s kaum.

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12.06.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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