Claus Grabke - Deadly Bossanova

Review

Alle Regler auf Maximum – Energie! Zwei Jahre nach “Dead Hippies – Sad Robot“ konzentrieren sich CLAUS GRABKE und Band auf ihre rohe, explosive Rock-Seite. Diese präsentiert sich oft unbeirrt penetrant: Erneut wird kompetent, aber – der Natur der Sache geschuldet – eher eintönig geschrien, man findet kaum Spannungsbögen innerhalb der Songs, die vorhersehbar auf Refrains ausgerichtet sind und überhaupt…

„Aber ich finde, es ist eine verdammt gute Interpretation von Rock’n’Roll!“ (Claus 2006 im Interview). Einige Indie-Kritiker mögen ihre Ohren verschließen, denn hier geht es erneut nicht um hypersensible, ausbalancierte Reflektionen, entzückende musikalische Kunststückchen und jede Menge Raum für abwegige Interpretationen. Es geht um Gitarrenmusik – mitreißende, Riffs verschleudernde, breitbeinige Gitarrenmusik. Betont/gekonnt/gewollt laut/aggressiv/kompromisslos. Alles ankreuzen.

’Deadly Bossanova’ und ’Slave To Your Feelings’ waren bereits im Vorfeld zu hören und plätten nach einem kurzen Quietsch’n’Trommel-Intro mit überschäumender, konsequenter Spielgeilheit. Nach diesem aufputschenden Auftakt kann der Rest nur lahmer werden, oder?

Oder! ’Radioactivity’ ist ein über acht Minuten langes KRAFTWERK-Cover; Claus singt in den Tonabnehmer seiner Gitarre, brachialer Noise-Rock triftt auf Space-Effekte und auch der seltsame Charme des Originals schimmert durch. Gigantisch. Danach folgen wieder konventionellere Brechstangen-Brocken, die jedoch gerne auch mal mit RAGE-AGAINST-THE-MACHINE-Groove und überhaupt diversen Effekten aufgelockert werden. Unterm Strich bleibt natürlich trotzdem unverkennbar CLAUS GRABKE – eingängige Hooks, authentische Proberaumatmosphäre. Doch dieses gewisse Plus an wohldosierter Experimentierlust tut den einzelnen Songs gut, da sie mehr Charakter bekommen, unterscheidbarer werden. Produktion? Knallt (natürlich) extrem, ohne trendy sein zu wollen.

Eine wesentlich fettere Scheibe wird sich dieses Jahr wohl keine deutsche Rock-Band aus den Hüften schnippeln.

PS: Leidenschaft!

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20.07.2008

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