Bei diesem Album besteht die Gefahr, dass es im Wust der Veröffentlichungen ein wenig untergehen könnte. Das hat mehrere Gründe: Zum Einen sind CLANDESTINE aus Los Angeles den Wenigsten wirklich ein Begriff, zum Anderen liegt das auch an der zunächst etwas unscheinbar und durchschnittlich erscheinenden Musik.
Dabei hat die Band mit ihrem Debüt „The Invalid“ eine solche Missachtung gar nicht verdient. Es genügen keine drei Durchläufe, um die wirkliche Klasse dieser Scheibe zu begreifen, etwa doppelt so viele sind schon nötig, was angesichts der offenbar gar nicht übermäßig verfrickelten Kompsitionen zunächst etwas übertrieben erscheinen mag. Das ist es aber nicht, denn die Songs leben vor Allem von einer gewissen Progressivität, von einem Anspruch, der den angewandten TOOL-Vergleich noch nicht rechtfertigt, aber doch zumindest nicht vollkommen absurd erscheinen lässt. Auch die Zusammenarbeit mir Produzenton Sylvia Massey, die bereits das TOOL-Debüt „Undertow“ veredelte, legt diesen Vergleich nahe. Durch den Gesang der asiatischen Sängerin June Park (Attraktivität: 10/10) befinden sich CLANDESTINE auch in der Nähe von Bands wie EVANESCENCE und LACUNA COIL, wodurch man ihren Sound in der Tat als progressiven, modernen Metal bezeichnen kann, der seine leichte Pop-Note hinter ausgefeilten Arrangements und durchaus sehr heavy in Szene gesetzten Gitarren versteckt. Mit der Zeit entpuppen sich Songs wie „Silent Sin“, „Fracture“, das ruhig beginnende „Phantom Pain“ oder der mit leichten elektronischen Anleihen veredelte Titelsong als wahre kleine Songperlen, die erkennen lassen, dass hinter CLANDESTINE viel mehr steckt, als man auf den ersten Blick zu vernehmen vermag.
Grundsätzlich ist „The Invalid“ eine tendenziell helle Scheibe mit einem sehr positiven Vibe, hat aber genug musikalische Klasse zu bieten, um keine pure Oberflächen-Unterhaltung zu sein. „The Invalid“ beweist, dass mit CLANDESTINE durchaus zu rechnen ist, der Ansatz is spannend und neu, ohne allzu undurchbringbar zu sein. Fans genannter Bands und all jene, die das Streben nach Eigenständigkeit und Langzeitwirkung zu schätzen wissen, sollten sich mit dem Album befassen. Und bitte: Nicht nur kurz mal reinhören.
Hab das Ding auch besprechen dürfen. Sehr eigenwilliger Mix, und June Park ist verdammt gut am Mikro. Aus der alternativ angehauchten Rock/Metal-Ecke ist das auf jeden Fall mit das Beste, was 2011 bisher raus kam.