Machen wir es kurz und schmerzlos: Auch mit ihrem zweiten Album gelingt es CIVIL WAR sich nicht von den an dieser Stelle als Vergleich unvermeidbaren SABATON zu emanzipieren. Dass man in eine stilistisch ähnliche Kerbe schlägt wie der ehemalige Arbeitgeber eines Großteils der Bandmitglieder, ist dabei gar nicht das Problem. Leider zieht man aber im Hinblick auf das Songwriting und die Gesamtpräsentation unweigerlich den Kürzeren.
Dabei wäre ein Überspringen der vom jüngsten SABATON-Album „Heroes“ in eher moderate Höhe gelegten Messlatte durchaus machbar gewesen und der ein oder andere mag „Gods And Generals“ im direkten Vergleich durchaus den Vorzug geben. Großtaten vom Schlage eines „The Art Of War“ oder „Carolus Rex“ können CIVIL WAR mit ihrem jüngsten Werk jedoch nicht das Wasser reichen.
Löst man sich vom Falun-internen Konkurrenzkampf und betrachtet das neue CIVIL WAR-Album für sich alleine genommen, darf man sich bestens unterhalten fühlen. Die Band hat ausschließlich gutklassige Power-Metal-Hymnen im Gepäck, die rasch ins Ohr gehen und zu denen man live gerne die Rübe schütteln möchte. Mit „Bay Of Pigs“ und „The Mad Piper“ finden sich sogar zwei fiese Ohrwurm-Hits für alle, die nicht ob der zuckrigen Gesamttendenz des Albums ohnehin bereits die Flucht ergriffen haben. Dazu sorgt der als ruhige Piano-Ballade beginnende Wikinger-Grabsegen „Tears From The North“ für willkommene Abwechslung im Mittelteil. Soweit also alles richtig gemacht.
Dagegen werde ich mit Frontmann Nils Patrik Johansson nicht so recht warm. Klar, rein technisch braucht sich der Schwede keine Vorwürfe gefallen zu lassen. Dennoch vermisse ich das gewisse Etwas in seiner Stimme, das – nun doch wieder der lästige Vergleich – seinen SABATON-Kollegen Joakim Brodén stets auszeichnet. Stattdessen gibt es eher traditionelle Power-Metal-Kost mit einem latenten Hang zum Quäken, was den Pathos-Bogen in meinen Augen über Gebühr belastet.
Wo man den Gesang aber noch unter „Geschmackssache“ verbuchen kann, dürfte die sprachliche Qualität der Liedtexte wohl jeden erschaudern lassen, der sich die Mühe macht, etwas genauer hinzuhören. Gerade das Thematisieren historischer Konflikte und Begebenheiten würde ein Mindestmaß an Feingefühl verlangen, welches man hier schmerzlich vermisst. Den Traurigen Höhepunkt dieser unbeholfen wirkenden Reime stellt „Schindler’s Ark“ dar, bei dem nicht nur das den Refrain beherrschende „tell me why the strong doesn’t have to pay“ zienmlich deplatziert wirkt.
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Gods And Generals“ um ein gutklassiges Power-Metal-Album, an dem jeder Genre-Liebhaber seine Freude haben dürfte, der sich von den wenig eleganten Texten den Spaß an der Musik nicht verleiden lässt und es schafft, die sich aufdrängenden Vergleiche mit SABATON gedanklich auszublenden.
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