Civerous - Maze Envy

Review

Galerie mit 14 Bildern: Civerous - European Labyrinth Tour 2024 in Berlin

Dass 20 Buck Spin in beinahe sicherer Regelmäßigkeit den einen oder anderen starken Newcomer aus dem Hut zaubern, ist schon längst kein Geheimnis mehr. Inzwischen sind europäische Promoagenturen auf das Washingtoner Label aufmerksam geworden und mit HULDER oder TOMB MOLD hat man auch ein paar wirkliche Zugpferde im Stall. CIVEROUS aus Los Angeles veröffentlichen dieser Tage mit „Maze Envy“ ihr Zweitwerk und gehören derzeit sicherlich zu den Bands, die noch eher unter dem Radar schwirren. Doch vorneweg: Das Quintett gibt sich hier beste Mühe, dies sobald als möglich zu ändern.

Geschredder und psychedelische Zwischenspiele

Inhaltlich hat die Band offensichtlich den richtigen Unterstützer gefunden, denn in der diffusen Schnittmenge aus Doom-/Death- und ein wenig Black Metal arbeiten CIVEROUS an ihrem ureigenen Fußabdruck. Diesen zeichnen schon zu Beginn psychedelisch anmutende Zwischenspiele wie „Endless Symmetry“ und, im Kontrast dazu, die vielschichtigen Haupttracks, die sich in ihrer Gesamtheit nur schwer in eine Schublade pressen lassen. So dominiert bei „Shrouded In Crystals“, trotz einiger Ausbrüche, der schleppende Death-Metal-Anteil, wobei mit „Labyrinth Charm“ der vielleicht technischste Song des Albums folgt.

Hierbei sollte man sich nicht davon beirren lassen, dass sich die Amerikaner auf diesem Stück gesangstechnische Unterstützung von Derek Rydquist (THE ZENITH PASSAGE) geholt haben. Im Albumkontext passt das tatsächlich, doch „Maze Envy“ klingt beim besten Willen nicht so modern wie das Ganze vielleicht suggerieren mag. Gerade die zweite Albumhälfte vermag die vorherrschende Wirkung von CIVEROUS noch deutlicher zu unterstreichen, denn hier sind die Zwischenelemente aus Post Rock und Psychedelic hervorragend in die Songkonturen eingewoben worden und lassen dabei ein mysteriös anmutendes Gesamtwerk entstehen.

Zeitlos, brutal, tiefgreifend

Qualitativ gipfelt „Maze Envy“ dann im abschließenden „Geryon (The Plummet)“, das als Death-/Doom-Stück mit Keyboarduntermalung in kriechendem Tempo beginnt, im weiteren Verlauf aber auch großartige Melodien, die tendenziell aus dem Melodic Black Metal stammen könnten, zum Vorschein bringt und den Song, gemeinsam mit dem Tempo, transformiert. Unterstützt durch das variable Organ von Sänger Lord Foul ist es ohnehin eine bemerkenswerte Stärke von CIVEROUS, den Songs tiefe, aber dennoch verschiedentliche Klanglandschaften zu bereiten und die Atmosphäre dabei verlustfrei mitzunehmen.

„Maze Envy“ ist weder ein Album für puristische Doom-Jünger, noch für musikalische Gorehounds. Vielmehr bereiten CIVEROUS den Nährboden für sämtliche Interessenten extremer Metalmusik, ohne sich stilistisch irgendwo festzufahren. Das zweite Album der Kalifornier ist damit, ganz im Sinne seines Titels, ein Wandel durch ein surreales Labyrinth. Zeitlos, brutal und tiefgreifend.

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18.03.2024

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15 Kommentare zu Civerous - Maze Envy

  1. doktor von pain sagt:

    Das Cover-Artwork erinnert mich stark an das von „Return to Heaven Denied“ von den Italo-Power-Metallern Labyrinth aus den späten 90ern.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Return_to_Heaven_Denied

  2. destrukt. sagt:

    90er Cover sind bisweilen schon so ne ganz eigene Liga… 😀

    Nach der Slimelord das vermutlich zweite starke Release diesen Monat aus dem Hause 20BS. Der 22. wird n fetter Releasetag.

  3. Watu sagt:

    Schon sehr geil der Videosong, wenn die Produktion noch etwas mehr „kratzen“ würde, würde es mir noch besser gefallen. Ist aber auch so ne Wucht.

  4. autoexec.bat sagt:

    War der Vorgänger schon stark, aber das ist nochmal ne Ecke besser und ausgefeilter geworden. Ihrem Stil sind sie natürlich treu geblieben. Death Metal wie er sein soll… nicht nur stumpf – obwohl das auch seinen Reiz hat – sondern mit vielen Ideen und doch recht Abwechslungsreich. Beim ersten Durchhören gerade sogar Streicher entdeckt, was mich dezent an Gorguts – Obscura erinnert hat. Gefällt mir richtig gut. Und das Cover ist doch geilst. Dazu auf lila Vinyl, was will man mehr?

    Für ne endgültige Wertung noch zu früh, aber wird sich wohl auf ne 9 einpendeln.

  5. Werner sagt:

    Hallo Dr. Pain,

    ich mußte auch gleich an Labyrinth denken – die Return of heaven Denied Part 2 aus 2010 sieht auch so aus.

    Freut mich, daß hier noch andere Labyrinth kennen, ich hab von denen noch alles auf CD.

  6. Vlad_the_Impala sagt:

    Klingt wirklich vielversprechend, muss ich mich mal bisschen weiter reinhören.

  7. doktor von pain sagt:

    Moin Werner! Ich habe nur dieses eine Album von Labyrinth, das müsste noch irgendwo in einem meiner Regale stehen. Gehört habe ich das aber ewig nicht, diese Art von Musik ist mir heute einfach ’ne Ecke zu kitschig.

  8. Werner sagt:

    Morjen Doc. Pain,

    ich kann dich verstehen – ich höre auch nicht mehr alles, was mir früher gefiel – besonders bei Filmen stelle ich das immer wieder fest, was mich vor Jahrzehnten fesselte – kommt mir dann heute doch arg kitschig vor.
    Könnte da endlose Beispiele benennen. Auch bei Musik ist es so, daß ich heute gerne mal viel härtere und schnellere Sachen auflege, wie vor 20 Jahren – da bin ich schon gerannt, wenn nur ein Grunge Gesang dabei war.

    Bei mir bedarf es da – ich nenne das gerne Schlüssel – um einen Bezug zu finden. Kaufte früher die ganzen DVD s mit Musikvideos, die der Metal Hammer alle Ritt rausbrachte – und war völlig fassungslos als ich Arch Enemy sah und eine wunderschöne Frau als Grunge Sängerin tätig war und brüllen konnte wie ein Dämon aus der Hölle – da wurde mir klar, da begann ich zu verstehen.

    Und kaufte den ihre Sachen zusammen und tauchte tiefer ein – irgendwann hatte ich auch mal mailkontakt mit der Sängerin und erfuhr mehr vom Backround – was war das eine höfliche und bodenständige Person – inzwischen hat sie ja aufgehört dort zu singen. Ich sah dann auch Videos, wie die an Schulen Grunge als Kunst lehrte und bekam da immer mehr Zugang, daß es sich um eine ernst zu nehmende Kunstform handelt und konnte mich immer mehr begeistern für diese Art der Artikulation – letztlich nutzte eine meiner anderen Lieblingsbands das immer mehr – Epica –
    die damals noch nicht so bekannt waren – und auch bei Nightwish durch den begnadeten Hernn Hietala zog es mit ein.

    Heute in der Szene nicht mehr wegzudenken – und Bands wie Amon Amarth können mich als ihren festen Fan buchen – auch was den Gesang anbelangt.

    Mir ergeht es ähnlich wie dir mit einigen Favour Acts von früher – so verloren Bands wie Stratovarius einiges an Faszination für mich, auch wenn die Klampfenarbeit immer noch toll finde.

    Wie auch immer, heute ist relesase Tag und heute nachmittag, wenn ich im schalldichten Keller bin – ist die hiesige Civerous Scheibe fällig – bin gespannt drauf – nur will das im Wohnzimmer heute morgen meiner Frau nicht antun, ich kenne mich – so Mucke reiße ich dann doch wieder auf nahezu Live Pegel auf:)

    Kleine Kinder spielen gerne, alte Leute wie ich und mein Senior-Kater Leon noch viel lieber.

  9. Werner sagt:

    Glück gehabt –

    meine Frau mußte einkaufen, und konnte das Stockwerk jetzt schon gefahrenfrei mit dem Album bei amtlichen Pegel fluten.

    Holla die Waldfee – Sound und Gitarren erreichen mich da sofort – was hammerschöne Riffs und erinnert mich total an die Sachen, die ich früher stundenlang zusammenschredderte, wenn ich alleine in meinem Schallschutzbunker vor meinem Marshall JCM 9000 mit flatternden Hosenbeinen abfeierte, bis Koma oder blutige Hände angesagt waren.

    Das haut einen dann schier die Seele ausm Leib. Da muß man hinterher erstmal unter die Dusche.

    So was in der Art komplett als Arrangement für ne Band anzulegen ist mutig – früher ist da keiner mit mir in einem Zimmer geblieben, wenn ich mir da einen abdrückte mit vergleichbaren Riffs auf erdmittelpunktverschütternden Pegeln.

    Cool!

    Der Gesang ist nun nicht ganz meines, paßt aber prima dazu – der Basss drückt sich besonders beim Titeltrack Maze Envy schön durch.

    Ich hab mir die Produktion im Digicheck mal angesehen – besser geht kaum –
    alles bis an die grenzen ausgelotet, aber nicht übersteuert –
    das Goniometer ist wirklich bis auf die letzte Ritze ausgenutzt von Phase und Bühnenbreite –
    dito die Aussteuerung und der Frequenzverlauf ist weitestgehend unbeschnitten und direkt – mutiges Mastering, da hat man mit Großboxen den vollen Spaß und muß keinen Bassregler reinschrauben für den amtlichen Druck in der Lunge und Schlag in die Nieren.

    Leider kann man auf abload nix mehr hochladen, sonst hätte ich euch den Check vom Mastering mal gezeigt – wer Interesse hat, kann ich gerne als Bild zuschicken, einfach MailAdi angeben. Da ist Substanz und Fleisch bis 20 hz runter drauf!!!!!!

    Aber zur Mucke – den Vogel abschießen tut der über 9 Minuten währende Titeltrack, wenn man nach der vollen Komadröhnung diese herrliche Auflösung mit Streichern gelierfert kriegt – sagenhaft! Und wie der Rezensent schon bemerkte genresprengend – und kaum wähnt man sich in Sicherheit – bricht schier der Himmel über einen zusammen und man möchte sich wie der Häuptling von Asterix Dorf – Majestix -nur noch mit dem Schild über dem Schäden retten.

    Durch und durch mutig!

    Daß es bei mir für eine 10 nicht langt hat nur den Grund, daß ich persönlich so Mucke im Gegensatz zu manch anderer nicht immer und in jedem Gemütszustand hören kann – und ich mich da fallen lassen können muß und nicht abgelenkt werden darf. Ich gebe mir das später nochmal im Keller vor den Großhörnern – und mach alles rundum zu und schmeiße meine Lichtorgel an.

    Rein objektiv und von der Aussagekraft und Innovation – ist das eigentlich ein Kandidat für Maximalpunkte und könnte ähnlich die die letzte Ahab wegweisend sein für viele, die es dann ähnlich angehen möchten.

    Was ein Brecher – daß einem danach nicht dran gelegen ist, ein flottes AOR Album nachzuschmeißen, ist klar!
    Das macht schon süchtig nach schweren, großen und fetten Klängen – da will man wegschweben und in Trance bleiben, Knaller.

    9/10
  10. destrukt. sagt:

    Lieber Werner,
    In dem Zusammenhang (und in der Hoffnung, dass die Werte Gemahlin noch auf Einkaufstour ist) möchte ich dir noch die „Stare into Death and be still“ von Ulcerate ans Herz legen. Hat mit Civerous jetzt nicht allzu viel gemein, sollte aber deine beschriebenen Erfahrungen nochmal etwas potenzieren. (;

  11. ClutchNixon sagt:

    Ich bin, was gewisse Dinge betrifft, erschreckend einfach gestrickt. Lese ich 20 Buck Spin bin ich zu 95 Prozent der Fälle komplett raus. So auch hier machen es mir gewisse Label doch wirklich einfach. Das ist wie damals mit Relapse und meiner Kaufgarantie deren Releases betreffend, nur andersherum. Einfach nö 😂.

    4/10
  12. Werner sagt:

    Hallo Freunde,

    die Civerous hat mich wirklich schwerstens beeindruckt –
    ich hab dazu im Betreuten Hören (das neue Stammforum, wo ich Metal Mucke empfehle, seit ich letztes Jahr mein eigenes Forum geschlossen habe wegen veralteter Software) berichtet und natürlich auf Metal.de verwiesen –
    dort hab ich die Möglichkeit genutzt mal das pompöse geniale Mastering der Civerous abzubilden –
    weiß zufällig welches Genie das wo gemacht hat?
    Hier könnt ihr das nun sehen:

    https://betreutes-hoeren.de/Forum/showthread.php?tid=240&pid=9125#pid9125

  13. Werner sagt:

    Hallo Destrukt,
    mensch danke für den Tipp! Nachmittags bin ich im Keller vor meiner größeren Anlage, da kann ich eh machen was ich will:) Hab mir mal einige Songs der Ulcerate reingezogen – die ist auch gut – geht aber noch nicht so tief in mich rein, wie diese abartige Civerous – und ist anderst strukturiert – trockener und straffer von den Riffs – viel progressiver und nicht so weiträumig von Sound und Tönen. Etwas hektischer – die muß ich mir mal genauer unter die Lupe nehmen, heute habe ich durch die Civerous ein Riesenproblem – werde nicht satt, die nochmal und nochmal zu hören -und würde die mittlerweile sogar bei 10 sehen:)

    Sitze gerade hier mit dem Läppi aufm Schoß und krieg schwer die Lefzen gebügelt – die Civerous geht halt untenrum derart ab, die drums stehen direkt vor mir und die Gitarre hat mich umzingelt!

    Das letzte Mal in diesem Metier wie gesagt, hat mich die Ahab the coral tombs zerlegt, die lief wochenlang rauf und runter – oder auch Tom Warriors Triumph of death Projekt – diese- Live Scheibe mit alten Hellhammer Songs.Ich meine Resurrection of the flesh hieß die.

    Civerous jedenfalls ist für mich ganz fette Beute!

  14. EvilKnevil667 sagt:

    Nicht schlecht, aber eine 9/10? Niemals.

    7/10
  15. elLargo sagt:

    Der absolute Hammer!
    Die Scheibe hat einen so hohen Wiederhörwert, es gibt einfach immer wieder etwas zu entdecken und ergründen.

    9/10