Cirkeln - Kingdoms That No One Remembers

Review

Dass die moderne Technik Fluch und Segen zugleich ist, hat ja den Informationsgehalt eines Spruchs auf einem abgerissenen Kalenderblatt; oder ist vielleicht sogar selbst einer. Und dennoch weist einen die Welt jeden Tag auf den wahren Kern dieser Binsenweisheit hin. So ermöglichen es zum Beispiel allerlei technische Helferlein, dass jeder seine musikalische Vision mit vergleichsweise wenig Aufwand unters Volk bringen kann.

Die besagte Schwemme an Eigenbrödlern mit Produktionssoftware auf dem heimischen Rechner und Internetanschluss stürzt einen als Rezensenten immer wieder in Nöte. Die Leidenschaft (und wenn es gut läuft, das musikalische Können), mit der da an den eigenen Ideen gebastelt und gefeilt wird, nötigt einem per se einen gewissen Respekt ab. Nicht selten erzeugt die Gesamtbetrachtung des Endprodukts dann aber eher Ratlosigkeit.

CIRKELN – Tod, Teufel und Tolkien

Diesmal heißt der musikalische Alleinunterhalter Våndarr, stammt aus Stockholm und legt mit seiner “Band“ CIRKELN das bereits zweite Album vor. Nach mehrmaligen, oder wohl eher “cirkelnden“ Hörproben von “Kingdoms That No One Remembers“ legt einem der Albumtitel eine Interpretation nahe, die so vermutlich nicht beabsichtigt war: Es bleibt herzlich wenig in Erinnerung, von dem, was da aus den Boxen kam.

Musikalisch klingt das Ganze am ehesten nach BATHORY; aber nicht nach den guten, sondern nach den „Blood On Ice“-BATHORY. Da wäre zum einen die grottige Produktion: Kommt die Leadgitarre noch halbwegs klar zur Geltung, so wird alles andere zum dünnen Hintergrundgeräusch. Das hat zur Folge, dass nicht immer klar wird, ob der gute Herr Våndarr wirklich noch im Takt bleibt oder ob einfach nur Lars Ulrich den Drumcomputer programmiert hat. Hinzu kommt ein nervig schallerndes Gekreische, das den Tolkien-Kram wenigstens in der Unverständlichkeit belässt.

“Kingdoms That No One Remembers“ – Nettes und Nichtsagendes

Zum anderen reiht das “Songwriting“ viele Parts einfach unmotiviert (oder vermutlich übermotiviert) aneinander. Dabei ist es nicht so, dass “Kingdoms That No One Remembers“ nicht mit einigen durchaus gefälligen Riffs und Melodien aufwarten könnte. Aber diese sind einfach zu nichtssagend oder es gibt sie schon woanders in spannend. Will facettenreich klingen, ist aber alles nicht rund. In der Mitte von “Sun And Moon“ wären CIRKELN gerne W.A.S.P., “Sing Of Frozen Dreams“ klingt im besten Falle noch wie eine B-Seite von SUMMONINGs schlechtestem Album.

Und bei der cleanen Gesangseinlage in “The Castle“ bedarf es schon viel Liebe zum Skurrilen, um nicht sofort weiter zu skippen. Generell wüßte ich beim besten Willen nicht, warum ich jemanden empfehlen sollte, sich “Kingdoms That No One Remembers“ zu Gemüte zu führen. Und da wären wir wieder bei der Krux der Eigenbrödlerschwemme. So komplett mies, dass es nicht doch noch zwei-drei Liebhaber dafür geben könnte, ist es dann (leider) auch nicht.

06.08.2020

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2 Kommentare zu Cirkeln - Kingdoms That No One Remembers

  1. nili68 sagt:

    >So komplett mies, dass es nicht doch noch zwei-drei Liebhaber dafür geben könnte, ist es dann (leider) auch nicht.<

    Warum leider? Ich würde mich zwar nicht als Liebhaber bezeichnen, aber es hat einen gewissen Amateur-Charme. Das hat durchaus Potential.
    Wobei der Rezensent mit der Schwemme aufgrund von Möglichkeiten zwar durchaus grundsätzlich recht hat, finde ich das in diesem Fall etwas zu harsch.

  2. Steppenwolf sagt:

    Ich versteh auch nicht so ganz was daran jetzt so schlecht sein soll!?!? Der verlinkte Song hat doch durchaus den ein oder anderen brauchbaren Part und handwerklich geht das doch auch klar. Ist halt nichts besonderes und wird in der Veröffentlichungs Flut mehr als Untergehen. Aber wie nili schon sagt Potenzial ist denk ich vorhanden… und der Song ist mir im Endeffekt dann mehr als vier Punkte wert.

    6/10