Cirith Gorgor - Firestorm Apocalypse - Tomorrow Shall Know The Blackest Dawn

Review

Trotz fast zwanzigjähriger Bandgeschichte, in den Neunzigern sogar einem Deal bei den damals großen Osmose Records und mittlerweile fünf qualitativ herausragenden Alben sind die Holländer CIRITH GORGOR immer ein Geheimtipp geblieben. Das liegt sicher daran, dass sich die Truppe niemals angebiedert hat, keinem einzigen Trend hintergelaufen ist und sich immer auf ihre Songs beschränkt hat. Große Touren, große Skandale und die große Klappe gab’s bei der Band nicht in dem Maße, wie es für einen durchschlagenden Erfolg notwendig gewesen wäre.

Deshalb wird auch die Wiederveröffentlichung des dritten Werks „Firestorm Apocalypse – Tomorrow Shall Know The Blackest Dawn“ wohl nicht im verdienten Maße wahrgenommen werden. Das ist bitterschade, denn das 2004 veröffentlichte Album ist vielleicht das Highlight der ohnehin alles andere als schwachen Diskographie CIRITH GORGORs – und eine Platte, die einem Großteil der skandinavischen Kollegen schon damals hätte Beine machen können. Stürmisch, komplex, geradezu abnorm schnell und dabei stets auf eine subtile Art und Weise episch blasten sich Songwriter Machosias und Konsorten durch acht Tracks, die eigentlichen Songs darunter von erstaunlicher Länge. Immer mit beiden Beinen oberschenkeltief im skandinavischen Black Metal verhaftet, bewegt sich „Firestorm Apocalypse“ stilistisch irgendwo zwischen MARDUK, alten DARK FUNERAL und IMMORTAL – schwedisch wirkender, trotzdem überaus eigenständiger, sehr melodischer, aber auch außerordentlich brutaler Black Metal, garniert mit erst auf den zweiten Blick bemerkbaren technischen Raffinessen. Wenn man genauer hinschaut, sind CIRITH GORGOR übrigens schon immer zwar genauso schnell wie MARDUK, aber dabei sehr vielfältiger gewesen, abwechslungsreicher als DARK FUNERAL und wesentlich weniger kitschig als IMMORTAL. Die instrumentelle Performance auf diesem Album ist übrigens wirklich erstaunlich und meinem Ermessen nach nur mit der alter ABIGOR zu vergleichen.

Dass „Firestorm Apocalypse“ trotz dieser Stärken einige Schwächen hat, möchte ich trotzdem nicht verhehlen. Zum einen sind 55 Minuten Artilleriebeschuss (mit Ausnahme des eher gemäßigten und für CIRITH GORGOR-Verhältnisse fast balladesken „Fields Of Eternal Glory“) ein Angriff, den man erstmal verkraften muss. Dazu schleichen sich über die Spielzeit selbstverständlich Redundanzen in den Kompositionen und beim Hörer Ermüdungserscheinungen ein, was allerdings auch daran liegt, dass die Holländer niemals die Eingängigkeitskönige waren. Zuletzt ist zumindest das Original im Sound kein Meisterwerk, was aber immerhin durch ein gelungenes Remastering der ziemlich rohen Produktion wettgemacht wurde.

Trotzdem immer noch ein beeindruckendes Album, das durch eine Reihe seltener Bonustracks auf einer zweiten CD (neben einem neuen Stück das „Demonic Incarnation“-Demo von 2002 sowie die mit neuen Vocals versehenen EP-Aufnahmen zu „Through Woods Of Darkness And Evil“ sowie der Split mit MOR DAGOR) und ein nobles Digipak aufgewertet wird. Ein echtes Kleinod!

19.10.2012
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