Alle Achtung. Ein einfaches, schwarzweißes Promoblättchen hat anscheinend nicht gereicht. Nein, im Falle von CIRCSENA muss es gleich ein achtseitiger A4-Prospekt auf mattglänzendem Papier in Vollfarbe nebst Fantasy-Artwork, graphischen Ornamenten, Lyrics und kompletter Storyline sein. Letztere umschreibt ein auf drei Alben ausgelegtes Konzept über den mythologischen Kampf zwischen Menschen und Dryaden (Mischwesen aus Mensch und Baum), zu dem die vorliegende selbstbetitelte Debut EP, quasi als schmuckes Beiwerk zur papiergewordenen Promo-Vollbedienung, den Prolog bildet. Da kann man nur hoffen, dass die Musik hält, was das Marketing verspricht,…
…doch wie so oft ist auch bei „Circsena“ mehr Schein als Sein. Den Aufwand der kreativen Köpfe Jens Wallis und Daniel Kirchhoff in allen Ehren, aber vielleicht hätten die beiden mehr Blut, Schweiß und Tränen in die vier Tracks umfassende EP denn in effektheischende Außenwirkung investieren sollen. Denn anders als angepriesen ist „Circsena“ weder untypischer, atmosphärischer Black Metal, noch psychedelisch und schon gar nicht hypnotisierend, sondern allenfalls ein erster unbeholfener Gehversuch hin zu diesem höheren Anspruch und als solcher leider so unausgegoren wie verzichtbar. Kompositorische Simplizität und Eingängigkeit muss nicht immer automatisch Nachteil sein; CIRCSENAs melodischer Dark Metal mit leichtem DSBM-Feel und von typischen Genre-Vertretern abgeschauter, metseliger Folklore-Fröhlichkeit ist jedoch so flach, unauffällig und sprunghaft, dass nach 19 Minuten die berechtigte Frage stehen muss, mit Hilfe welcher höheren Macht das Duo über die drei anvisierten Full Lengths überhaupt fesseln will. Von plakativer Melodieführung abgesehen, erweist sich „Circsena“ als äußerst unentschlossen. Mal will es naturromantisch wie AGALLOCH oder WOODS OF YPRES („I Am Here“), mal gotisch-metallisch wie frühe CREMATORY („The Age Of The Dryads Pt.1“) und mal lupenreiner Post Rock mit schwarzem Anstrich sein („The Sleeper“), verpasst es aber, seine Einflüsse in ein homogenes Ganzes zu gießen.
Als nicht besonders hilfreich erweisen sich die technischen Aspekte der EP. Zwar steht „Circsena“ die raue und nicht allzu aufpolierte Produktion gut zu Gesicht, von der Arbeit an den Instrumenten wie den Vocals kann man dies jedoch nicht behaupten. Letztere wirken erzwungen heiser-kehlig herausgepresst und eindimensional, erstere ist zwar grundanständig, täuscht aber nicht über ohrenscheinliche Stockfehler vor allem der Drums hinweg. Wollen CIRCSENA ihr ambitioniertes Projekt nicht nur erzählerisch wie visuell sondern auch musikalisch überzeugend verwirklichen, muss schon für das erste Album „The Age Of The Dryads“ eine deutliche Steigerung her.
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