Kreativpause bei AMENRA? Schließlich ist nun auch das vierte Jahr seit dem Erscheinen von „Mass V“ angebrochen. Zahlreichen Split-Veröffentlichungen zum Trotz scheinen sich die schwermütigen Belgier derzeit vermehrt auf allerlei Nebenprojekte zu konzentrieren. Während Gründungsmitglied Mathieu Vandekerckhove gemütlich bei SYNDROME vor sich her dröhnt, hat Bassmann Levy Seynaeve mit WIEGEDOOD im vergangenen Jahr ein äußerst starkes Stück Black Metal vorgelegt. Einzig AMENRA-Sänger Colin H. van Eeckhout scheint vorerst genug von elektrischen Gitarren zu haben. Was ihn aber nicht daran hindern soll, ein nicht minder strapaziöses Drone-Album aufzunehmen.
Für „Rasa“ bedient sich der Mann mit dem Galgentattoo in erster Linie eines recht unkonventionellen Instruments: Bewaffnet mit nichts weiterem als einer Drehleier, einer Loopstation und seiner eigenen Stimme füllt CHVE hier satte 30 Minuten. Als Antiquität aus der Familie der Borduninstrumente dürfte die Drehleier aufgrund ihres anhaltenden Grundtons Freunden ausgiebiger Drone-Schichten natürlich bestens in die Hände spielen. Eine halbe Stunde lang ein- und derselbe Ton – na dann, frohe Weihnachten. „Aufgelockert“ werden die kosmischen Looperwelten allenfalls durch den unter luftigen Reverbschichten identifizierbaren Klargesang van Eeckhouts, über dem ein monotones Wechselspiel höherer Noten schwebt, das vor der fünfzigsten Wiederholung bestenfalls noch an fieses GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR-Gegeige erinnert. Ist ja erst mal fein, dass das Gebrodel in Schichten fast schon richtige Orgel-Vibes abgibt, aber das kann’s ja nun auch nicht gewesen sein. Doch auch 13 Minuten später ist nach der Hälfte des Stücks keine Gnade in Sicht. Da, plötzlich – eine irische Bodhrán-Trommel presst das flüssige Dronegemisch in Form. Akkordwechsel? – No way! Dafür soll die Dramatik im letzten Drittel durch doomige Schnarcherdrums angeheizt werden. Na, wenn das jetzt nicht unvorhergesehen kam.
Die Devise zu „Rasa“ könnte einfacher nicht sein: Wer AMENRA mag, aber SUNN O))) scheiße findet, sollte hier lieber nicht ins Plattenregal greifen. Und wer sich das Geld für die 12“ sparen will und wie der Autor dieser Zeilen ein halbwegs eingerostetes iPad besitzt, sollte in GarageBand eigentlich in Sekundenschnelle Werke mit ähnlich meditativer Wirkung zusammenflicken können.
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