Church Of Misery - Houses Of The Unholy

Review

Im Jahre 1960 veröffentlichte Johnny Cash ein Album namens „Ride This Train“. Hierauf geht es -man kann es sich denken- um Züge und darum, wie der weiße Mann mit Hilfe der Eisenbahn seinen Einflussbereich in Nordamerika vergrößerte und die indianische Bevölkerung immer weiter zurückdrängte und fast ausrottete. „Ride This Train“ gilt als das erste Konzeptalbum der Musikgeschichte, also die erste Platte, die sich ausschließlich mit einem Thema beschäftigt. Die Idee wurde inzwischen von Musikern unterschiedlichster Genres aufgegriffen und ist auch im Metal keine Seltenheit. Fabelwesen wie BLIND GUARDIAN oder RHAPSODY z.B. zeigen, wie’s geht.
Eine Seltenheit ist, was CHURCH OF MISERY daraus machen. „Houses Of The Unholy“, handelt von US-amerikanischen Massenmördern. Genau wie seine Vorgängerwerke „Taste The Pain“ (EP, 1999), „Master Of Brutality“ (2001) und „Early Works Compilation“ (2004). So betrachtet sind CHURCH OF MISERY eine Konzeptband.

Das -glücklicherweise!- enge Konzept „US-Massenmörder“ findet in der Musik von CHURCH OF MISERY seine mehr oder weniger kreative Entsprechung. Kreativ, weil hier abscheuliche (Lebens-)Geschichten und Taten musikalisch umgesetzt werden. Weniger kreativ, weil dies meist sehr ähnlich klingt: stampfende Midtempobeats, vieeel Splash (Becken), BLACK SABBATH- und KYUSS-Riffs, psychedelische, an Jimi Hendrix erinnernde Soli und unangenehm heiserer Kreischgesang. Kein Drone, keine Keyboards, kein Schnickschnack also, sondern reiner, 70’s-lastiger Stonerdoom. Ha!
Aggressives Spiel und ausufernde Gitarrensoli mit viel Vibrato erzeugen eine beinahe-Liveatmosphäre; vereinzelte Dialogsamples lockern diese auf und reduzieren ihre Unmittelbarkeit.
Obwohl ich den Sound der Elendskirche echt geil finde, ermüdet dessen geradezu zelebrierte Monotonie auf Dauer. Nummern, die dennoch meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind der Aufmacher „El Padrino“, in dem es um Adolfo de Jesus Constanzo geht und „Blood Sucking Freak“, ein Song über Richard Trenton Chase. Beide Titel enthalten verschiedene Tempiwechsel, ausgiebige Soli und Riffs mit großem Ohrwurmfaktor.

Bisher war es sehr schwierig, an Tonträger der japanischen Doominstitution zu kommen. Das dürfte sich mit diesem Album ändern, denn nun sind CHURCH OF MISERY bei Rise Above Records, dem Label von CATHEDRALs Lee Dorian unter Vertrag. Neben BORIS und GALLHAMMER ist nun also eine weitere Doomkapelle aus dem Land der aufgehenden Sonne auf dem besten Wege, hierzulande große Popularität zu erlangen. Ob ihr thematischer Schwerpunkt ihnen hierbei hilft oder eher hinderlich ist, wird man sehen.
Ich bin, von den genannten Einwänden abgesehen, ziemlich begeistert vom neuesten Werk von CHURCH OF MISERY, hoffe auf Neuauflagen der früheren Alben und empfehle „Houses Of The Unholy“ allen gestandenen Rockern, Doomfans, Freunden psychedelischer Klänge und jenen, die auf gepflegtes Midtempo stehen.

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21.05.2009

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