Vier gepflegt wirkende Gestalten schauen aus dem Booklet. Die zwei Frauen und zwei Männer befinden sich offenbar im reiferen Alter. Ihre Musik scheint im ersten Moment herzlich harmlos zu sein. Die Biografie ihrer Band ist es nicht unbedingt. 1982, zum Zeitpunkt ihrer Gründung, lebte diese in einem besetzten Haus in Leeds und machte Musik – Protestsongs irgendwo zwischen (Hippie-)Folk und Punk. Später öffnete man sich Dance-Einflüssen und Samples. So sind es hauptsächlich die Texte, die CHUMBAWAMBA kritisches Potenzial verleihen, während die Musik selbst eher zur allgemeinen Popularität beiträgt. Das nennt man dann Agit-Pop. Und der interessierte auch schon mal den inzwischen verstorbenen Radiomoderator John Peel. Seit 2004 haben sich CHUMBAWAMBA wieder von elektronischen Sounds verabschiedet. Nun vorliegende Aufnahmen wurden während einer England-Tour eingespielt. Im reinen Akustik-Gewand, umgeben von fünf traditionellen Stücken, entfalten auch die eigenen Songs erst mal einen recht gefälligen Charme zwischen Folk und Pop. Wenn da diese Texte nicht wären…
Herauszuheben sind vor allem ’On eBay’ sowie ’Jacob’s Ladder’. Beim ersten Lied wird der Refrain von einem amtlichen Publikumschor getragen. Kritisiert wird unter anderem die Ausbeutung und Plünderung irakischer Kulturgüter. Wer den entsprechenden Film kennt, der kann sich denken, dass es bei ’Jacob’s Ladder’ nicht unbedingt kriegsfreundlich zur Sache geht („…9/11 got branded / 9/11 got sold…“). Ich bevorzuge allerdings die elektronische Version, bei der die Botschaft doch atmosphärischer von der musikalischen Darbietung getragen wird. Als Rausschmeißer fungiert auf diesem klangtechnisch einwandfreien Tondokument mit ’Bella Ciao’ übrigens ein linkes Kampflied.
Die leben noch… ?