Bei Exportware ist der Konsument ja gerne etwas vorsichtiger. Klar: Ein „Made In Germany“ suggeriert schon mal Qualität, während ein „Made In Taiwan“ zum Beispiel erst Skepsis aufkommen lässt, ob die Qualität auch in Ordnung ist und ob da nicht Kinder arbeiteten.
Übertragen wir diese Qualitätsmerkmale einmal auf den Black Metal, kommt es soweit auch ganz gut hin. „Made in Germany“ war früher eine von den Briten erzwungene Kennzeichnung, damit keiner von den Deutschen erwirbt, bzw. um sich vor schlechter Ware zu schützen, allerdings waren die Leute ganz wild auf die Ware. Der deutsche Blackmetalunderground nun hat eine Menge hoher Qualität aber genauso fehl orientierte Deppen, derer leider viel zu viele. Bei Asien schaut das ganz anders aus; der Markt an sich ist überschwemmt von asiatischen Gütern aber an Metal kommt aus dieser Ecke kaum etwas herüber. Nun allerdings hat sich mit CHTONICs „Seediq Bale“ ein solches Exportgut bis nach Deutschland durchgeschlagen. Ich wünschte, es hätte es bleiben gelassen – immerhin weiß ich nun, warum aus Asien kaum Black Metal kommt. Beim Hören des Albums frage ich mich wirklich, wie ich die Aussage, dass CHTONIC in Asien Superstars seien, deuten soll. Selbstironie? Nun, wahrscheinlich ist es einfach die Wahrheit – Asien, mein ausdrückliches Mitleid!
„Seediq Bale“ ist so eine Scheibe bei der, um es einmal recht freundlich auszudrücken, einfach kaum etwas stimmt. Nicht nur die Songs an sich sind kaum erwähnenswert, auch die Aufnahme ist misslungen und der Sound folgerichtig absolut dünn und unpassend.
Gut, konzeptionell und auch vom ungewöhnlichen Instrumental her ist die Band sicher interessant, da dort eindeutig Aspekte aus der Heimat einfließen, die wenigstens thematisch noch nicht obsolet sind, allerdings hat es sich damit auch schon. Mir persönlich nützt das verwendete er-hu, ein östlicher Pendant zu unserer Violine, dann auch herzlich wenig, geht es im nervigen Synthesizergebimmel und den altbackenen 0-8-15-Riffs unter. Die Musik definiert sich über die absolut übertriebene Benutzung des Synthesizers und wiederkehrend gleichklingenden Gitarrenriffs, verbunden mit hohem Kreischgesang der an CRADLE OF FILTH erinnert. Eigentlich tun CHTONIC das sowieso: CRADLE auf asiatisch, nur viel schlechter. Bei den seltener ertönenden Growls übrigens müsste wohl jeder Deathmetaller weinen.
Hier und da schafft es sogar mal eine eingewobene Gitarrenmelodie Anklang zu finden und auch der verwendete Frauengesang ist recht schön, leider werden diese positiven Aspekte allesamt zerstört und zurück bleibt der einnehmende Eindruck, dass „Seediq Bale“ einfach schlecht ist und doch bitte wieder zurück nach Asien sollte.
Die drei Punkte bekommt das Album dafür, dass die Musiker ihre Instrumente eigentlich beherrschen (geholfen hat es dennoch nicht), das Konzept interessant ist und ich nach Vollenden dieser Rezension nun endlich etwas anderes hören darf. Wer sich das Album trotzt alledem zu Gemüt führen möchte, der wird auch auf Videoaufnahmen stoßen, um das Ganze mit einer positiven Information abzuschließen. Getrübt wird diese dadurch, dass die Videos keinesfalls sehenswert sind, genauso wenig wie das Album hörenswert.
Herrliches Ding aus Taiwan. Jaja ist ein bißchen beeinflusst von Cradle – na und? Cradle ist doch geil!, und wenn diese orientalische Violine erstmal reinkickt, ist das alles vergessen. Sowas gabs auch noch nie. Die Schlager "Indigenious Laceration", "Bloody Gaya Fulfilled" oder "Quasi Putrefaction" sind schon richtige Klassiker und laufen bei mir rauf und runter. Wetten, dass die neue CD "Mirror of Retribution", welche härter und direkter ist, bessere Punktzahl bei metal.de bekommt (ne 8 oder 9 mindestens)?
Seediq Bale ist und bleibt für mich DER Topact von Chthonic.