Chthonic - Pandemonium

Review

Galerie mit 27 Bildern: Chthonic - Rockharz Open Air 2012

In kaum einem anderen Zusammenhang habe ich den Ausdruck „Geheimtipp“ in letzter Zeit so oft gehört, wie mit den Taiwanesen von CHTHONIC. Musikalisch ist „Pandemonium“ allerdings trotzdem mein erster Kontakt mit der Truppe aus dem fernen Osten. Vermutlich ist diese Best-Of-Zusammenstellung auch gerade darauf ausgelegt, der Band neue Hörer zu verschaffen und so Bands wie DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH die Vorherrschaft auf dem europäischen Markt für symphonischen und „wenig untergründigen“ Black-Metal streitig zu machen.

Musikalisch hauen CHTHONIC jedenfalls in eine ähnliche Kerbe wie vor allen Dingen erstgenannte Norweger, wobei das Riffing sehr von Thrash-Metal bis hin zu melodischem Death-Metal inspiriert zu sein scheint. Somit fällt es, besonders in Verbindung mit den hämmernden Drums, sehr treibend aus und erinnert mich auch zu einem nicht geringen Maße an HYPOCRISY. Darüber thront eine mächtige Keyboard-Orchestrierung, die sich von der Qualität ähnlich wie bei DIMMU BORGIR mit so manchem Soundtrack messen kann; die besondere Note hierbei machen selbstverständlich die asiatischen Einsprengsel in den Melodien aus. Auch tritt zuweilen recht exotischer, klarer Frauengesang auf und es werden orientalische Violinen eingesetzt; durch derlei Elemente aus der heimatlichen Folklore stechen CHTHONIC ohne Frage aus der Konkurrenz heraus. Was die Qualität der Lieder betrifft, so überrascht es mit Hinblick auf den Status der Band wenig, dass man eindeutig hört, dass hier wirkliche Profis am Werke sind. Alle Instrumente sind perfekt eingespielt und auf einander abgestimmt. Die Produktion drückt ohne Ende, auch sind die Lieder durch die vielen Elemente derart facettenreich, dass der Hörer regelrecht vor eine Kinoleinwand gesetzt wird. An einigen wenigen Stellen scheint mir das Ganze dadurch allerdings auch ein wenig überladen, aber das auch wirklich nur stellenweise.

Tja, aber ber kann man das jetzt Black-Metal nennen? Und ist diese Frage überhaupt wichtig? Mit norwegischen Begräbnisnebeln oder -monden haben CHTHONIC auf jeden Fall kaum etwas gemeinsam, vielleicht wäre hier auch daher der Term „Symphonic-Extreme-Metal“ angebrachter. Fans der bisher erwähnten Bands und vielleicht auch noch von späteren EMPEROR oder GRAVEWORM, die keine Aversion gegen den fernöstlichen Anstrich haben, können hier eigentlich kaum etwas falsch machen. Auch was die Aufmachung dieser Veröffentlichung betrifft, wurden keine Kompromisse gemacht. Das Ganze kommt in einer aufklappbaren Box, die mit einer Banderole zu gehalten wird. Neben der CD beinhaltet diese ein Booklet mit der Timeline der Band inklusive vieler Photos, einem Nachdruck einer asiatischen Malerei und Postkarten mit Portraits der Bandmitglieder und den Songtexten auf der Rückseite.

Ob „Pandemonium“ auch für Besitzer der 2006 erschienen „Anthology – A Decade On The Throne“ Best-Of-Compilation” interessant ist, bleibt fraglich. Zwar wurde die Mehrzahl der Lieder hier neu aufgenommen – die Tracklist weist aber dennoch große Überschneidungen auf. Allerdings machen die Extras das Ganze für Sammler sicherlich trotzdem interessant. Als Fazit würde ich daher ziehen, dass „Pandemonium“ einen sehr guten Einstieg in und Überblick auf das bisherige Schaffen der Taiwanesen bietet und zu dem noch aufwendig und mit Liebe zum Detail aufgemacht ist. Die Entscheidung, ob langjährige Fans der Bands, diese Zusammenstellung brauchen, bleibt dabei diesen selbst überlassen. An der Klasse von CHTHONIC besteht in jedem Fall kein Zweifel!

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28.01.2008

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