CHTHONIC konnten mit ihrem bisherigen Wirken so ziemlich alle Reaktionen zwischen absoluter Ablehnung und Begeisterung hervorrufen. Einhellig wurde aber jedes Mal auf den Exotenstatus der Band hingewiesen, denn immerhin stammt diese aus Taiwan, aus einem Land also, das auf der Metal-Landkarte weitgehend als unbesiedeltes Gebiet gilt. Metalfans gibt es dort natürlich trotzdem, und so haben CHTHONIC in ihrem Heimatland den Status als Superstars. Und auch außerhalb Taiwans konnte die Band mittlerweile reüssieren: 2007 spielte die Truppe auf dem Ozzfest und auf Wacken, wurde von Spinefarm unter Vertrag genommen und fertigte das neue Album „Mirror Of Retribution“ in Los Angeles unter dem Kommando von ANTHRAX-Gitarrist Rob Caggiano an.
Ein dezenter Hinweis darauf, dass CHTHONIC gar nicht so exotisch sind, wie man vielleicht denken mag: Zwar geht die Band in optischen Belangen ihren eigenen Weg, doch erinnert der dabei zur Schau gestellte Perfektionismus stark an die Briten CRADLE OF FILTH. Und mit den zwölf Songs auf „Mirror Of Retribution“ wird diese noch sehr lose Verbindung zur musikalischen Gewissheit. Zumeist rasend schneller Symphonic Black Metal, Vocals, die mehr als einmal an Dani Filth erinnern und ebenso variabel sind, zahlreiche Tempiwechsel sowie gelegentliche DIMMU-BORGIR-Anleihen, wie im Track „The Aroused“: In summe vereint „Mirror Of Retribution“ alle Trademarks, die Fans genannter Bands in Ekstase versetzen dürften. Hinzu kommt aber eine eigene Note, die CHTHONIC ihren Songs mit ausgeklügelten Keyboard-Arrangements beifügen. Ungewöhnlich auch die traditionelle taiwanesische zweisaitige Violine, die immer wieder im Hintergrund zu hören ist und Töne erzeugt, die Frauengesang nicht unähnlich sind. Und natürlich die Texte, die mehr als einmal die jüngere Geschichte ihres Heimatlandes thematisieren.
Musikalisch sind CHTHONIC aber immer dann am besten, wenn sie ihren britischen Brüdern im Geiste nacheifern: „Hearts Condemned“, „Sing-Ling Temple“ oder „Forty-Nine Theurgy Chains“ klingen nicht nur nach CRADLE OF FILTH, sie würden auf deren Alben sogar eine ziemlich gute Figur abgeben. Einen ganz großen Hit sucht man zwar auf „Mirror Of Retribution“ vergeblich, aber insgesamt ist das Album ein runde Sache – ohne große Durchhänger, aber dafür mit genügend Songs, die auch nach einiger Zeit immer noch Spaß machen. Wer sich also von der Optik des Fünfers nicht abschrecken lässt und ihnen die allzu deutlichen CRADLE-Anleihen nicht übel nimmt, sollte „Mirror Of Retribution“ eine Chance geben – ganz ohne Exotenbonus oder –malus.
Ich kenn jetzt zwar nichts von cradle of filth aber muss sagen das dieses Album sehr innovativ klingt. Sonst habe ich sowas selten gehört. Auch klingt das Album mehr nach melodic Death/Thrash als nach Melodic Black Metal. Geile Scheibe ! Respekt !
Bei asiatischen Black Metal-Bands ist man ja immer im Vornherein sehr skeptisch. Ich glaube, wir sind da noch alle zu sehr geprägt von GALLHAMMER. CHTHONIC machen ihren Job jedoch absolut überzeugend und sehr gut. Schon bei ‚Blooming Blades‘ wird deutlich, dass es sich hier keineswegs um unqualifizierten Müll handeln kann. Was danach kommt, ist jedoch weitaus spektakulärer. ‚Hearts Condemned‘ ist DER Song der Platte. Treibend, mit knackigen Riffs versehen, perfekt akzentuierte Keys, ein Ohrwurm-Refrain der bösartigsten Sorte und die Erhu als fantastische Ergänzung. Mitsamt den klasse Melodien einfach ein unglaublich guter Melodic Black Metal-Song, den ich immer wieder gern höre. Merkmal der Band ist die bereits erwähnt Erhu (asiatisches zweisaitige Geigen-ähnlichen Instrument), die ich anfangs noch in Unkenntnis für eine weibliche Sopranistin hielt! Aber ein wirklich erstaunliches Instrument, das einen Großteil der Faszination an der Musik CHTHONICS ausmacht.
Der Rest der Songs kann l
eider nicht mit ‚Hearts Condemned‘ mithalten, auch wenn etliche gute dabei sind (‚Forty-Nine Theurgy Chains‘, ‚Unlimited Taiwan‘ – gelungener Bonustrack btw., ‚Rise Of The Shadows‘, ‚Bloody Waves Of Sorrow‘ z.B.) und so verbleibe ich bei jedoch sehr guten 7 Punkten mit der Tendenz nach oben.
Die angebliche Ähnlichkeit zu CRADLE OF FILTH ist zwar phasenweise gut heraushörbar, jedoch gehen CoF komplexer und vielschichtiger zu Werke, während CHTHONIC stattdessen mehr direkt-auf-den-Punkt komponieren, was jedoch keinesfalls nachteilig aufgenommen werden sollte. Die Produktion ist insgesamt als gelungen zu bezeichnen, nur die Drums hätten mehr Wumms gebraucht und halten sich dadurch zu weit im Hintergrund auf. Daran gewöhnt man sich aber nach kurzer Zeit und so fällt dieser Umstand nicht weiter auf.