Fünf Jahre war es nach „Bú-Tik“ musikalisch recht still um CHTHONIC. Das ist unter anderem der Politikerkarriere von Fronter Freddy Lim geschuldet, der in der Zeit mal eben eine Partei gegründet hat, ins taiwanische Parlament gewählt wurde und dort nun die liberale Opposition stellt. Auch privat hat sich in seinem Leben einiges getan, wie er uns bereits im Sommer im Interview zu „Battlefields Of Asura“ – stilecht in der taiwanischen Botschaft in Berlin – verriet. Das alles hat am Ende aber so viel Inspiration geliefert, dass CHTHONIC nun ein von Emotionen und Idealen strotzendes Album raushauen können, das es sowohl musikalisch als auch inhaltlich in sich hat. Wie auch bei den letzten Alben gibt es sowohl eine Originalversion auf Taiwanisch als auch eine englische Version.
Das Warten auf CHTHONIC hat sich gelohnt
Bereits das Intro, „Drawing Omnipotence Nigh“, schafft es, den Hörer sofort in seinen Bann zu ziehen. Es präsentiert einen Stilmix, der von atmosphärischen Klängen über futuristische Elektroparts bis hin zu einem epischen Orchesterteil alles bietet. „The Silent One’s Torch“ scheint dann fast ein wenig schwächer einzusteigen, mausert sich aber schnell zu einem wirklich eingängigen Stück. Hier scheint der Extreme-Metal-Stil durch, den man von CRADLE OF FILTH kennt und der CHTHONIC in der Vergangenheit den ein oder anderen Vergleich eingebracht hat. Der Song – sowie auch viele weitere auf „Battlefields Of Asura“ – hat aber auch ein Feature, das der Band zumindest in der westlichen Welt ein Stück weit ein Alleinstellungsmerkmal gibt. Die traditionell taiwanischen Melodien, die früher meist auf der Erhu gespielt wurden, werden jetzt verstärkt auch vom Orchester und den Gitarren übernommen.
Dieser Stil zieht sich durch das Album, ohne es dabei zu einheitlich klingen zu lassen. Die Melodien zeigen sich sehr abwechslungsreich, und auch der Aufbau der Songs ist recht unterschiedlich. Anspieltipps müssen unbedingt für „Souls Of The Revolution“, „Taste The Black Tears“ und „Millennia’s Faith Undone“ ausgesprochen werden. Letzteres Stück hat es nicht umsonst zu einem Musikvideo gebracht. „Souls Of The Revolution“ dürfte sich vor allem live als Kracher herausstellen. Durch seinen sehr headbangtauglichen und fast tanzbaren Rhythmus macht dieser Song von allen auf dem Album vertretenen am meisten Spaß. „Taste The Black Tears“ bietet dagegen eine emotionale und zum Teil auch epische Melodie, die vor allem gegen Ende von einem Powerpaket aus Gitarren, Orchester und Erhu getragen wird.
„Battlefields Of Asura“ wird mit jeder Rotation besser
Die Kritikpunkte an „Battlefields Of Asura“ sind im Grunde minimal, aber es gibt sie. So toll das Orchester – das aber wohl nicht live eingespielt wurde, sondern aus der Retorte kommt – auch ist, manchmal haben die Gitarren Schwierigkeiten, im Mix dagegen anzukommen. Diese hätten allgemein ein wenig druckvoller sein können. Bei den Vocals herrscht eine rege Abwechslung von tiefen Growls und kopfstimmigen Screams, die in die Richtung des Meisters Dani Filth gehen. Wer wie ich mit letzterem Stil so seine Probleme hat, gutturale Growls aber sehr mag, der wird sich stellenweise ärgern, wenn die schrillere Variante überwiegt. „Battlefields Of Asura“ hat sich über die Monate aber von einem Album, für das ich eher sieben Punkte gegeben hätte, zu einem entwickelt, das fast täglich lief. Diese Überzeugungskraft kann man CHTHONIC nicht absprechen, weshalb man auch zu dem Schluss kommen muss, dass sie hier hervorragend abgeliefert haben.
Eher 7,5
Wieder ein starkes Album einer sehr sympathischen Band, die zeigt, dass sich politischer Aktivismus (,im Falle von Freddy Lim sogar eine politsche Karriere,) und Metal nicht gegenseitig ausschließen müssen. Das Interesse an der Band hat mich auch dazu bewogen, mich ein wenig mit der politischen Lage und mit historischen und kulturellen Hintergründen der Region zu befassen, was ich ebenfalls für einen recht positiven Aspekt halte, verbindet der Europäer Taiwan doch eher mit billigen Elektrogeräten und gefälschten Markenklamotten.
Chthonic sind mit ihrer Vermischung von taiwanischer Folklore, dem Einsatz chinesischer/taiwanischer Instrumente und (im weitesten Sinne) melodischem Black/Death Metal auch weiterhin recht einzigartig, die ewigen CoF-Vergleiche greifen mMn auch spätestens seit dem genialen „Takasago Army“ nicht mehr. Ganz an die beiden Vorgänger kommt „Battlefields of Asura“ aber nicht heran, wobei es für mich zwei große Kritikpunkte gibt. Der erste wäre der vermehrte Einsatz von eher westlich eingefärbten Keyboars, der Chthonic dann doch hier und da mal in die Nähe von Bands wie Dimmu Borgir oder Carach Angren rückt. Der zweite Kritikpunkt sind die Screams von Freddy Lim, die besonders auf der taiwanischen Version des Albums stellenweise etwas gequält klingen. Da war früher irgendwie mehr Power dahinter. Trotzdem, insgesamt ein gelungenes Album.