Chrome Division - Doomsday Rock 'N Roll

Review

Galerie mit 22 Bildern: Chrome Divison - One Last Ride Tour in Mannheim

Was ist nur in letzter Zeit in Norwegen los? Ganz Blackmetalhausen meint, es müsse Rock ‚N Roll-Alben rausbringen. Erst tun sich Samoth, Faust & Co. zu SCUM zusammen und spielen Punk, dann machen DARKTHRONE einen auf grimmige MOTÖRHEAD und jetzt steht Meister Shagrath von den Dummen Bürgern mit seinem neuen Projekt namens CHROME DIVISION auf der Matte. Da versteh noch einer die Welt!
Unterschlupf fand Shaggy mit seiner Truppe, bei der er übrigens nicht singt, sondern sich die Klampfe umgehängt hat, bei Nuclear Blast, die auch seine Stammband unter Vertrag haben. Damit hat ihm das Label sicher einen Gefallen getan. Aber ob es sich damit selbst einen getan hat? Denn mal ehrlich: wer soll diese CD kaufen? An den meisten DIMMU BORGIR-Fans dürfte die Scheibe spurlos vorüber gehen und mit Namedropping kommt man bei Freunden der HELLACOPTERS oder TURBONEGRO sicher auch nicht gerade weit. Shagrath? DIMMU BORGIR? Nie gehört… Aber das soll nicht unsere Sorge sein.

„Doomsday Rock ‚N Roll“ ist insgesamt eine nette Scheibe geworden, die sich hauptsächlich im mal mehr mal weniger zügigen Midtempo bewegt und sich zwischen MOTÖRHEAD, AC/DC und GLUECIFER pudelwohl fühlt. Neben ein paar richtig coolen Riffs und ohrwurmigen Melodien sind es vor allem die wirklich arschgeilen Soli, die es an allen Ecken und Enden zu hören gibt. Die sind es dann schlussendlich auch, die die Platte über so manch uninspirierte Länge retten, wo einfach nur fade Standards wiedergekäut werden. Während Songs wie das flotte „Serial Killer“, „Trouble With The Law“ oder vor allem „Here Comes Another One“ mit seinem geilen Riff einigen Spaß machen, langweilen „The Angel Falls“, „Till The Break Of Dawn“ oder „We Want More“ eher mit Einfallslosigkeit und allzu simplen Strukturen. Dabei fällt auf, dass die Platte stark anfängt, nach hinten raus aber ziemlich nachlässt.

Generell fehlen der Platte für echten Rotzrock die Eier. Die Produktion ist für diese Art Musik einfach zu sauber. Wer braucht da bitte ein Trigger-Schlagzeug? Vor allem aber hätte der Gitarrensound um einiges mehr DISMEMBER sein dürfen. Aber sei’s drum. Auch was Tempo und Rhythmik angeht, unterscheiden sich die Songs nicht wirklich voneinander, sodass sich bereits nach ein paar Titeln ein gewisser Wear Out-Effekt einstellt.

Im zweiten Teil der Platte bildet einzig der letzte Song noch eine sehr angenehme Ausnahme: „When The Shit Hits The Fan“… dann bekommt die Tapete ein neues Muster. Oder ist der Titel etwa auf die Platte und ihre Fans bezogen? Wie auch immer: Im flotten Uptempo versprüht der Rausschmeißer eine ziemlich intensiv nach BAD RELIGION riechende Duftmarke, holt damit zum Schluss noch einmal die Kohlen aus dem Feuer, stellt aber gleichzeitig die Frage in den Raum: Warum nicht mehr davon? „Doomsday Rock ‚N Roll“ hätte eine richtig fette Angelegenheit werden können, wenn mehr Abwechslung und mehr Arsch in der Hose gewesen wäre. So bleibt eben die Erkenntnis, dass man sich mitunter schmutzige Füße holt, wenn man am Sumpf der Belanglosigkeit spazieren geht. Zwar sind CHROME DIVISION zum Glück weit davon entfernt, darin unterzugehen, etwas Dreck hat man aber doch am Hacken. Die Band spielt einfach Möchtegern-Rotzrock, der sich nicht die Finger schmutzig machen will. Eine gewisse Zeit macht die ansonsten gut gemachte Platte schon Spaß, von Langzeitwirkung kann allerdings kaum die Rede sein.

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26.07.2006

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